zu zechen. Nachdem sein Kopf nur etwas heroisch geworden war, ward schön Lieschen seine einzige Unterhaltung: er schäkerte mit ihr auf die unan- ständigste Art in Beyseyn der Soldaten, welche sich über den unverschämten Pfaffen theils ärger- ten, theils freuten. Endlich ging er fort, und Lieschen folgte ihm -- ins nahe Getraide. -- Da hatt' ich denn neuen Zunder für meinen Haß gegen die gleisnerische Frömmigkeit aller orthodoxen Pfaffen, welche, wenn sie die Orthodoxie nicht erheucheln, meist durch die Bank eben so große Ignoranten, als Sünder sind, nur daß sie den Schein scheinheiliger vermeiden.
Unser Oberste, der Herr von Hunt, machte endlich dem Skandal des Bordelzeltes ein Ende, und jagte die Menscher fort: sie zogen darauf zu den Sächsischen Dragonern, wo sie ihr Wesen weiter trieben. Bey den andern Regimentern wa- ren die Bordelzelte nicht minder. Ich war, damit ich doch auch wieder etwas von mir erzähle, die ganze Zeit der Maynzer Belagerung über munter und gesund, und freute mich meines Daseyns erst recht, als ich sah, daß unsere Leute die Franzosen von Tag zu Tag näher kennen und höher achten lernten. Meine Zeit, die ich vom Dienste übrig
zu zechen. Nachdem ſein Kopf nur etwas heroiſch geworden war, ward ſchoͤn Lieschen ſeine einzige Unterhaltung: er ſchaͤkerte mit ihr auf die unan- ſtaͤndigſte Art in Beyſeyn der Soldaten, welche ſich uͤber den unverſchaͤmten Pfaffen theils aͤrger- ten, theils freuten. Endlich ging er fort, und Lieschen folgte ihm — ins nahe Getraide. — Da hatt' ich denn neuen Zunder fuͤr meinen Haß gegen die gleisneriſche Froͤmmigkeit aller orthodoxen Pfaffen, welche, wenn ſie die Orthodoxie nicht erheucheln, meiſt durch die Bank eben ſo große Ignoranten, als Suͤnder ſind, nur daß ſie den Schein ſcheinheiliger vermeiden.
Unſer Oberſte, der Herr von Hunt, machte endlich dem Skandal des Bordelzeltes ein Ende, und jagte die Menſcher fort: ſie zogen darauf zu den Saͤchſiſchen Dragonern, wo ſie ihr Weſen weiter trieben. Bey den andern Regimentern wa- ren die Bordelzelte nicht minder. Ich war, damit ich doch auch wieder etwas von mir erzaͤhle, die ganze Zeit der Maynzer Belagerung uͤber munter und geſund, und freute mich meines Daſeyns erſt recht, als ich ſah, daß unſere Leute die Franzoſen von Tag zu Tag naͤher kennen und hoͤher achten lernten. Meine Zeit, die ich vom Dienſte uͤbrig
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zu zechen. Nachdem ſein Kopf nur etwas heroiſch
geworden war, ward ſchoͤn Lieschen ſeine einzige
Unterhaltung: er ſchaͤkerte mit ihr auf die unan-
ſtaͤndigſte Art in Beyſeyn der Soldaten, welche
ſich uͤber den unverſchaͤmten Pfaffen theils aͤrger-
ten, theils freuten. Endlich ging er fort, und
Lieschen folgte ihm — ins nahe Getraide. —
Da hatt' ich denn neuen Zunder fuͤr meinen Haß
gegen die gleisneriſche Froͤmmigkeit aller orthodoxen
Pfaffen, welche, wenn ſie die Orthodoxie nicht
erheucheln, meiſt durch die Bank eben ſo große
Ignoranten, als Suͤnder ſind, nur daß ſie den
Schein ſcheinheiliger vermeiden.
Loripedem rectus derideat, aethiopem albus:
Quis tulerit Gracchos de ſeditione querentes!
Unſer Oberſte, der Herr von Hunt, machte
endlich dem Skandal des Bordelzeltes ein Ende,
und jagte die Menſcher fort: ſie zogen darauf zu
den Saͤchſiſchen Dragonern, wo ſie ihr Weſen
weiter trieben. Bey den andern Regimentern wa-
ren die Bordelzelte nicht minder. Ich war, damit
ich doch auch wieder etwas von mir erzaͤhle, die
ganze Zeit der Maynzer Belagerung uͤber munter
und geſund, und freute mich meines Daſeyns erſt
recht, als ich ſah, daß unſere Leute die Franzoſen
von Tag zu Tag naͤher kennen und hoͤher achten
lernten. Meine Zeit, die ich vom Dienſte uͤbrig
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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