Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.ten, Freiherrn von Knorr, in Ansehung unserer hen und fernen Publikum zu widerlegen? - Hat sie jezt die
Wahrheit dieser Klagen nicht vielmehr öffentlich bestätigt? Oder haben die geistlichen Gerichtsstellen ein kirchliches und übernatürliches Privilegium, der burgerlichen und natürlichen Gerechtigkeit Hildebrandisch zu trotzen? Kurz, ich wünschte, daß irgend ein sachkundiger Mainzer oder Trierer, zur Ehre der allgemeinen Gerechtigkeit, diese Fragen ehrlich, kalt und unpartheyisch prüfe und dadurch das Publikum in den Stand setze, selbst zu entscheiden, auf wessen Seite hier mehr Wahr- heit und Recht sey. Sonst sind wir befugt zu denken: wer schweigt, sagt, ja! und dann Ach und Wehe über eine Ju- stiz, die am Pranger stehen bleibt! Dann fragte man noch, wie es kam, daß die Neufranken, troz ihres seltsamen Betra- gens, dennoch in dortiger Gegend soviel Anhang fanden, und vorzüglich unter den dortigen hellen Köpfen, die jede Unord- nung um so balder wegwünschen mußten, je lebhafter, drü- ckender und entehrender sie sie fuhlten, sowohl für sich als für Andere, und dieß ohne Hoffnung des Besserwerdens auf dem Wege Rechtens. Herren, die das nun tadeln, belieben erst zu überlegen: ob der mehr fehle, der den Grund zu einem Abfall und Aufstand despotisch le[ - 1 Zeichen fehlt]t, oder der durch die Folgen dieses Grundes wie im Strudel mitfortgerissen wird, und es für sich nicht heilsam oder gar unmöglich findet, gegen den Strohm an zu schwimmen? Wer sein Haus vor Brand sichern will, muß nicht selbst Feuerbrände hineinwerfen, zumal bey vielem und ausgedörrtem Holze nicht. Auch Bienen ha- ben ihre Stachel; und nun ergiebt sich die Anwendung von selbst. ten, Freiherrn von Knorr, in Anſehung unſerer hen und fernen Publikum zu widerlegen? – Hat ſie jezt die
Wahrheit dieſer Klagen nicht vielmehr oͤffentlich beſtaͤtigt? Oder haben die geiſtlichen Gerichtsſtellen ein kirchliches und uͤbernatuͤrliches Privilegium, der burgerlichen und natuͤrlichen Gerechtigkeit Hildebrandiſch zu trotzen? Kurz, ich wuͤnſchte, daß irgend ein ſachkundiger Mainzer oder Trierer, zur Ehre der allgemeinen Gerechtigkeit, dieſe Fragen ehrlich, kalt und unpartheyiſch pruͤfe und dadurch das Publikum in den Stand ſetze, ſelbſt zu entſcheiden, auf weſſen Seite hier mehr Wahr- heit und Recht ſey. Sonſt ſind wir befugt zu denken: wer ſchweigt, ſagt, ja! und dann Ach und Wehe uͤber eine Ju- ſtiz, die am Pranger ſtehen bleibt! Dann fragte man noch, wie es kam, daß die Neufranken, troz ihres ſeltſamen Betra- gens, dennoch in dortiger Gegend ſoviel Anhang fanden, und vorzuͤglich unter den dortigen hellen Koͤpfen, die jede Unord- nung um ſo balder wegwuͤnſchen mußten, je lebhafter, druͤ- ckender und entehrender ſie ſie fuhlten, ſowohl fuͤr ſich als fuͤr Andere, und dieß ohne Hoffnung des Beſſerwerdens auf dem Wege Rechtens. Herren, die das nun tadeln, belieben erſt zu uͤberlegen: ob der mehr fehle, der den Grund zu einem Abfall und Aufſtand deſpotiſch le[ – 1 Zeichen fehlt]t, oder der durch die Folgen dieſes Grundes wie im Strudel mitfortgeriſſen wird, und es fuͤr ſich nicht heilſam oder gar unmoͤglich findet, gegen den Strohm an zu ſchwimmen? Wer ſein Haus vor Brand ſichern will, muß nicht ſelbſt Feuerbraͤnde hineinwerfen, zumal bey vielem und ausgedoͤrrtem Holze nicht. Auch Bienen ha- ben ihre Stachel; und nun ergiebt ſich die Anwendung von ſelbſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0405" n="393"/> ten, Freiherrn von <hi rendition="#g">Knorr</hi>, in Anſehung unſerer<lb/> Verwahrung vorgetragene Beſchwerden ſo ganz un-<lb/> unterſucht, ſo ungeglaubt und ohne Wirkung ſeyn<lb/> wuͤrden: konnten wir nicht denken, obſchon es be-<lb/> greiflich iſt, daß <hi rendition="#g">Wir</hi> gegen einen hieſigen Hn.<lb/> General kein Recht bekommen koͤnnen: wir wiſſen<lb/> naͤmlich, daß bey dergleichen Faͤllen die Perſonen,<lb/> nicht die Sache, in Anſchlag genommen werden,<lb/> weil es ſo herkoͤmmlich iſt. —</p><lb/> <note xml:id="note-0405" prev="#note-0404" place="foot" n="*)">hen und fernen Publikum zu widerlegen? – Hat ſie jezt die<lb/> Wahrheit dieſer Klagen nicht vielmehr oͤffentlich beſtaͤtigt?<lb/> Oder haben die geiſtlichen Gerichtsſtellen ein kirchliches und<lb/> uͤbernatuͤrliches Privilegium, der burgerlichen und natuͤrlichen<lb/> Gerechtigkeit Hildebrandiſch zu trotzen? Kurz, ich wuͤnſchte,<lb/> daß irgend ein ſachkundiger Mainzer oder Trierer, zur Ehre<lb/> der allgemeinen Gerechtigkeit, dieſe Fragen ehrlich, kalt und<lb/> unpartheyiſch pruͤfe und dadurch das Publikum in den Stand<lb/> ſetze, ſelbſt zu entſcheiden, auf weſſen Seite hier mehr Wahr-<lb/> heit und Recht ſey. Sonſt ſind wir befugt zu denken: wer<lb/> ſchweigt, ſagt, ja! und dann Ach und Wehe uͤber eine Ju-<lb/> ſtiz, die am Pranger ſtehen bleibt! Dann fragte man noch,<lb/> wie es kam, daß die Neufranken, troz ihres ſeltſamen Betra-<lb/> gens, dennoch in dortiger Gegend ſoviel Anhang fanden, und<lb/> vorzuͤglich unter den dortigen hellen Koͤpfen, die jede Unord-<lb/> nung um ſo balder wegwuͤnſchen mußten, je lebhafter, druͤ-<lb/> ckender und entehrender ſie ſie fuhlten, ſowohl fuͤr ſich als fuͤr<lb/> Andere, und dieß ohne Hoffnung des Beſſerwerdens auf dem<lb/> Wege Rechtens. Herren, die das nun tadeln, belieben erſt<lb/> zu uͤberlegen: ob der mehr fehle, der den Grund zu einem<lb/> Abfall und Aufſtand deſpotiſch le<gap unit="chars" quantity="1"/>t, oder der durch die Folgen<lb/> dieſes Grundes wie im Strudel mitfortgeriſſen wird, und es<lb/> fuͤr ſich nicht heilſam oder gar unmoͤglich findet, gegen den<lb/> Strohm an zu ſchwimmen? Wer ſein Haus vor Brand<lb/> ſichern will, muß nicht ſelbſt Feuerbraͤnde hineinwerfen, zumal<lb/> bey vielem und ausgedoͤrrtem Holze nicht. Auch Bienen ha-<lb/> ben ihre Stachel; und nun ergiebt ſich die Anwendung von<lb/> ſelbſt.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0405]
ten, Freiherrn von Knorr, in Anſehung unſerer
Verwahrung vorgetragene Beſchwerden ſo ganz un-
unterſucht, ſo ungeglaubt und ohne Wirkung ſeyn
wuͤrden: konnten wir nicht denken, obſchon es be-
greiflich iſt, daß Wir gegen einen hieſigen Hn.
General kein Recht bekommen koͤnnen: wir wiſſen
naͤmlich, daß bey dergleichen Faͤllen die Perſonen,
nicht die Sache, in Anſchlag genommen werden,
weil es ſo herkoͤmmlich iſt. —
*)
*) hen und fernen Publikum zu widerlegen? – Hat ſie jezt die
Wahrheit dieſer Klagen nicht vielmehr oͤffentlich beſtaͤtigt?
Oder haben die geiſtlichen Gerichtsſtellen ein kirchliches und
uͤbernatuͤrliches Privilegium, der burgerlichen und natuͤrlichen
Gerechtigkeit Hildebrandiſch zu trotzen? Kurz, ich wuͤnſchte,
daß irgend ein ſachkundiger Mainzer oder Trierer, zur Ehre
der allgemeinen Gerechtigkeit, dieſe Fragen ehrlich, kalt und
unpartheyiſch pruͤfe und dadurch das Publikum in den Stand
ſetze, ſelbſt zu entſcheiden, auf weſſen Seite hier mehr Wahr-
heit und Recht ſey. Sonſt ſind wir befugt zu denken: wer
ſchweigt, ſagt, ja! und dann Ach und Wehe uͤber eine Ju-
ſtiz, die am Pranger ſtehen bleibt! Dann fragte man noch,
wie es kam, daß die Neufranken, troz ihres ſeltſamen Betra-
gens, dennoch in dortiger Gegend ſoviel Anhang fanden, und
vorzuͤglich unter den dortigen hellen Koͤpfen, die jede Unord-
nung um ſo balder wegwuͤnſchen mußten, je lebhafter, druͤ-
ckender und entehrender ſie ſie fuhlten, ſowohl fuͤr ſich als fuͤr
Andere, und dieß ohne Hoffnung des Beſſerwerdens auf dem
Wege Rechtens. Herren, die das nun tadeln, belieben erſt
zu uͤberlegen: ob der mehr fehle, der den Grund zu einem
Abfall und Aufſtand deſpotiſch le_t, oder der durch die Folgen
dieſes Grundes wie im Strudel mitfortgeriſſen wird, und es
fuͤr ſich nicht heilſam oder gar unmoͤglich findet, gegen den
Strohm an zu ſchwimmen? Wer ſein Haus vor Brand
ſichern will, muß nicht ſelbſt Feuerbraͤnde hineinwerfen, zumal
bey vielem und ausgedoͤrrtem Holze nicht. Auch Bienen ha-
ben ihre Stachel; und nun ergiebt ſich die Anwendung von
ſelbſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |