Entweder ist es Ernst, oder es soll dem Publi- kum nur so was gezeigt werden, was uns als ge- fährliche Waghälse darstellt, wenn man gewöhn- lich vier, auch zuweilen fünf Posten ausstellt, wo noch der Korporal und der Offizier von der Inspe- ction zugleich gegenwärtig sind, und dieß alles auf einem bis auf drei Ausgänge an sich schon ganz gesperrten Platz, den Umfang der Festung noch unerwogen.
Da kein Verdacht erdichtet werden kann, als habe einer von uns je einen Schritt zu seiner Be- freiung und Flucht gewagt, troz aller Auslegungen unserer Handlungen: so können wir in keinem die- ser Fälle die Rolle übernehmen, die man uns et- wan vor dem Publikum will spielen lassen. -- --
Da ferner der Platz der hiesigen Kaserne ein wahrer Kessel ist, ohne reine Luft, wenn kein Wind wehet; da er auf der einen Seite zum Aus- klopfen der Deckbetten, und folglich den Flöhen gewidmet, auch mit Kindern angefüllt, und ohne Aussicht, also in keinem Fall geeignet ist, Erho- lung da zu haben: so müssen wir uns unter diesen Umständen alles weitere Ausgehen verbitten. Kann uns daher unter Ausstellung des obigen Reverses, und unter Begleitung eines Ober- oder Unteroffi-
Entweder iſt es Ernſt, oder es ſoll dem Publi- kum nur ſo was gezeigt werden, was uns als ge- faͤhrliche Waghaͤlſe darſtellt, wenn man gewoͤhn- lich vier, auch zuweilen fuͤnf Poſten ausſtellt, wo noch der Korporal und der Offizier von der Inſpe- ction zugleich gegenwaͤrtig ſind, und dieß alles auf einem bis auf drei Ausgaͤnge an ſich ſchon ganz geſperrten Platz, den Umfang der Feſtung noch unerwogen.
Da kein Verdacht erdichtet werden kann, als habe einer von uns je einen Schritt zu ſeiner Be- freiung und Flucht gewagt, troz aller Auslegungen unſerer Handlungen: ſo koͤnnen wir in keinem die- ſer Faͤlle die Rolle uͤbernehmen, die man uns et- wan vor dem Publikum will ſpielen laſſen. — —
Da ferner der Platz der hieſigen Kaſerne ein wahrer Keſſel iſt, ohne reine Luft, wenn kein Wind wehet; da er auf der einen Seite zum Aus- klopfen der Deckbetten, und folglich den Floͤhen gewidmet, auch mit Kindern angefuͤllt, und ohne Ausſicht, alſo in keinem Fall geeignet iſt, Erho- lung da zu haben: ſo muͤſſen wir uns unter dieſen Umſtaͤnden alles weitere Ausgehen verbitten. Kann uns daher unter Ausſtellung des obigen Reverſes, und unter Begleitung eines Ober- oder Unteroffi-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0422"n="410"/><p>Entweder iſt es Ernſt, oder es ſoll dem Publi-<lb/>
kum nur ſo was gezeigt werden, was uns als ge-<lb/>
faͤhrliche Waghaͤlſe darſtellt, wenn man gewoͤhn-<lb/>
lich vier, auch zuweilen fuͤnf Poſten ausſtellt, wo<lb/>
noch der Korporal und der Offizier von der Inſpe-<lb/>
ction zugleich gegenwaͤrtig ſind, und dieß alles auf<lb/>
einem bis auf drei Ausgaͤnge an ſich ſchon ganz<lb/>
geſperrten Platz, den Umfang der Feſtung noch<lb/>
unerwogen.</p><lb/><p>Da kein Verdacht erdichtet werden kann, als<lb/>
habe einer von uns je einen Schritt zu ſeiner Be-<lb/>
freiung und Flucht gewagt, troz aller Auslegungen<lb/>
unſerer Handlungen: ſo koͤnnen wir in keinem die-<lb/>ſer Faͤlle die Rolle uͤbernehmen, die man uns et-<lb/>
wan vor dem Publikum will ſpielen laſſen. ——</p><lb/><p>Da ferner der Platz der hieſigen Kaſerne ein<lb/>
wahrer Keſſel iſt, ohne reine Luft, wenn kein<lb/>
Wind wehet; da er auf der einen Seite zum Aus-<lb/>
klopfen der Deckbetten, und folglich den Floͤhen<lb/>
gewidmet, auch mit Kindern angefuͤllt, und ohne<lb/>
Ausſicht, alſo in keinem Fall geeignet iſt, Erho-<lb/>
lung da zu haben: ſo muͤſſen wir uns unter dieſen<lb/>
Umſtaͤnden alles weitere Ausgehen verbitten. Kann<lb/>
uns daher unter Ausſtellung des obigen Reverſes,<lb/>
und unter Begleitung eines Ober- oder Unteroffi-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[410/0422]
Entweder iſt es Ernſt, oder es ſoll dem Publi-
kum nur ſo was gezeigt werden, was uns als ge-
faͤhrliche Waghaͤlſe darſtellt, wenn man gewoͤhn-
lich vier, auch zuweilen fuͤnf Poſten ausſtellt, wo
noch der Korporal und der Offizier von der Inſpe-
ction zugleich gegenwaͤrtig ſind, und dieß alles auf
einem bis auf drei Ausgaͤnge an ſich ſchon ganz
geſperrten Platz, den Umfang der Feſtung noch
unerwogen.
Da kein Verdacht erdichtet werden kann, als
habe einer von uns je einen Schritt zu ſeiner Be-
freiung und Flucht gewagt, troz aller Auslegungen
unſerer Handlungen: ſo koͤnnen wir in keinem die-
ſer Faͤlle die Rolle uͤbernehmen, die man uns et-
wan vor dem Publikum will ſpielen laſſen. — —
Da ferner der Platz der hieſigen Kaſerne ein
wahrer Keſſel iſt, ohne reine Luft, wenn kein
Wind wehet; da er auf der einen Seite zum Aus-
klopfen der Deckbetten, und folglich den Floͤhen
gewidmet, auch mit Kindern angefuͤllt, und ohne
Ausſicht, alſo in keinem Fall geeignet iſt, Erho-
lung da zu haben: ſo muͤſſen wir uns unter dieſen
Umſtaͤnden alles weitere Ausgehen verbitten. Kann
uns daher unter Ausſtellung des obigen Reverſes,
und unter Begleitung eines Ober- oder Unteroffi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/422>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.