Da ich den unseligen Feldzug des Herzogs von Braunschweig gegen die Franzosen in den Jahren 1792 und 93 mitgemacht, und hernach vom Monat September 1793 bis in den Februar 1795 mich in Frankreich herumgetrieben habe, so kann sich der Leser schon vorstellen, daß ich ihm in der Fortsetzung meiner Lebensgeschichte Manches liefere, das ihn eben sowohl unterhal- ten, als über gar Vieles belehren kann. Schon dieses, und dann der Gedanke, daß der Theil des Publikums, welcher meine Jugendstreiche, akademische Possen und andere Schwindeleyen nicht ohne Vergnügen gelesen hat, auch das mit Interesse und Nutzen lesen werde, was einer allgemeinen und höhern Aufmerksamkeit werth ist, mußte mich bestimmen, meine Lebensge- schichte fortzusetzen.
Freilich werden Manche es ungern sehen, auch wohl gar über mich zürnen, daß ich bey der Erzählung meiner und anderer Begebenheiten, ihrer namentlich gedacht, und vielleicht einiges von ihnen erzählt oder über sie bemerkt habe, das sie freilich gern ganz unberührt wissen mögten. Aber wozu dieß in einem Zeitpunkte, wo die Begebenheiten zuviel Interesse haben, um sich nicht selbst zu verrathen und zu charakterisiren!
An den Leſer.
Da ich den unſeligen Feldzug des Herzogs von Braunſchweig gegen die Franzoſen in den Jahren 1792 und 93 mitgemacht, und hernach vom Monat September 1793 bis in den Februar 1795 mich in Frankreich herumgetrieben habe, ſo kann ſich der Leſer ſchon vorſtellen, daß ich ihm in der Fortſetzung meiner Lebensgeſchichte Manches liefere, das ihn eben ſowohl unterhal- ten, als uͤber gar Vieles belehren kann. Schon dieſes, und dann der Gedanke, daß der Theil des Publikums, welcher meine Jugendſtreiche, akademiſche Poſſen und andere Schwindeleyen nicht ohne Vergnuͤgen geleſen hat, auch das mit Intereſſe und Nutzen leſen werde, was einer allgemeinen und hoͤhern Aufmerkſamkeit werth iſt, mußte mich beſtimmen, meine Lebensge- ſchichte fortzuſetzen.
Freilich werden Manche es ungern ſehen, auch wohl gar uͤber mich zuͤrnen, daß ich bey der Erzaͤhlung meiner und anderer Begebenheiten, ihrer namentlich gedacht, und vielleicht einiges von ihnen erzaͤhlt oder uͤber ſie bemerkt habe, das ſie freilich gern ganz unberuͤhrt wiſſen moͤgten. Aber wozu dieß in einem Zeitpunkte, wo die Begebenheiten zuviel Intereſſe haben, um ſich nicht ſelbſt zu verrathen und zu charakteriſiren!
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An den Leſer.
Da ich den unſeligen Feldzug des Herzogs
von Braunſchweig gegen die Franzoſen
in den Jahren 1792 und 93 mitgemacht, und
hernach vom Monat September 1793 bis in den
Februar 1795 mich in Frankreich herumgetrieben
habe, ſo kann ſich der Leſer ſchon vorſtellen, daß
ich ihm in der Fortſetzung meiner Lebensgeſchichte
Manches liefere, das ihn eben ſowohl unterhal-
ten, als uͤber gar Vieles belehren kann. Schon
dieſes, und dann der Gedanke, daß der Theil
des Publikums, welcher meine Jugendſtreiche,
akademiſche Poſſen und andere Schwindeleyen
nicht ohne Vergnuͤgen geleſen hat, auch das mit
Intereſſe und Nutzen leſen werde, was einer
allgemeinen und hoͤhern Aufmerkſamkeit werth
iſt, mußte mich beſtimmen, meine Lebensge-
ſchichte fortzuſetzen.
Freilich werden Manche es ungern ſehen,
auch wohl gar uͤber mich zuͤrnen, daß ich bey der
Erzaͤhlung meiner und anderer Begebenheiten,
ihrer namentlich gedacht, und vielleicht einiges
von ihnen erzaͤhlt oder uͤber ſie bemerkt habe, das
ſie freilich gern ganz unberuͤhrt wiſſen moͤgten.
Aber wozu dieß in einem Zeitpunkte, wo die
Begebenheiten zuviel Intereſſe haben, um ſich
nicht ſelbſt zu verrathen und zu charakteriſiren!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. [IX]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/5>, abgerufen am 21.11.2024.
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