fen, oder einen Rekruten von meiner Größe für mich stellen wollte. Er hatte diesen lezten Punkt mit dem Hn. von Patzensky, Hauptmann bey unserm Depot in Halle, schon besprochen; auch über die ganze Sache an unsern Feldprediger, Hn. Lafontaine geschrieben, und ihn um seine Ver- mittelung ersucht. Aber ich konnte mich durchaus nicht überwinden, eine Güte von dieser Art von einem Manne anzunehmen, der mich schon lange mehr als brüderlich unterstüzt hatte, und die ich ihm vielleicht nie hätte vergelten können. Ich lehnte also sein Anerbieten unter dem Vorwande ab: daß der Krieg gegen die Franzosen mich zu sehr inter- essirte, als daß ich nicht wünschen sollte, ihm bis zu Ende mitbeyzuwohnen, u. s. w. Im Grunde aber hatte ich des Soldatenlebens herzlich satt; und so war es mir lieb, hier endlich eine Gelegenheit vor mir zu sehen, meinen Abschied durch eine ekla- tante Dienstleistung selbst zu verdienen. Da- durch erwürbe ich mir, dachte ich damals, auch zugleich ein Recht auf eine sorgenlose Existenz im Preußischen, und wäre nicht genöthigt, mich auf eine prekäre Lebensart dereinst irgendwo einzulassen. Freilich war viel Gefahr bey der ganzen Unterneh- mung, allein wenn sie gelang, so war auch viel Vortheil auf meiner Seite zu erwarten.
Dritter Theil. Ii
fen, oder einen Rekruten von meiner Groͤße fuͤr mich ſtellen wollte. Er hatte dieſen lezten Punkt mit dem Hn. von Patzensky, Hauptmann bey unſerm Depot in Halle, ſchon beſprochen; auch uͤber die ganze Sache an unſern Feldprediger, Hn. Lafontaine geſchrieben, und ihn um ſeine Ver- mittelung erſucht. Aber ich konnte mich durchaus nicht uͤberwinden, eine Guͤte von dieſer Art von einem Manne anzunehmen, der mich ſchon lange mehr als bruͤderlich unterſtuͤzt hatte, und die ich ihm vielleicht nie haͤtte vergelten koͤnnen. Ich lehnte alſo ſein Anerbieten unter dem Vorwande ab: daß der Krieg gegen die Franzoſen mich zu ſehr inter- eſſirte, als daß ich nicht wuͤnſchen ſollte, ihm bis zu Ende mitbeyzuwohnen, u. ſ. w. Im Grunde aber hatte ich des Soldatenlebens herzlich ſatt; und ſo war es mir lieb, hier endlich eine Gelegenheit vor mir zu ſehen, meinen Abſchied durch eine ekla- tante Dienſtleiſtung ſelbſt zu verdienen. Da- durch erwuͤrbe ich mir, dachte ich damals, auch zugleich ein Recht auf eine ſorgenloſe Exiſtenz im Preußiſchen, und waͤre nicht genoͤthigt, mich auf eine prekaͤre Lebensart dereinſt irgendwo einzulaſſen. Freilich war viel Gefahr bey der ganzen Unterneh- mung, allein wenn ſie gelang, ſo war auch viel Vortheil auf meiner Seite zu erwarten.
Dritter Theil. Ii
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fen, oder einen Rekruten von meiner Groͤße fuͤr
mich ſtellen wollte. Er hatte dieſen lezten Punkt
mit dem Hn. von Patzensky, Hauptmann bey
unſerm Depot in Halle, ſchon beſprochen; auch
uͤber die ganze Sache an unſern Feldprediger, Hn.
Lafontaine geſchrieben, und ihn um ſeine Ver-
mittelung erſucht. Aber ich konnte mich durchaus
nicht uͤberwinden, eine Guͤte von dieſer Art von
einem Manne anzunehmen, der mich ſchon lange
mehr als bruͤderlich unterſtuͤzt hatte, und die ich
ihm vielleicht nie haͤtte vergelten koͤnnen. Ich lehnte
alſo ſein Anerbieten unter dem Vorwande ab: daß
der Krieg gegen die Franzoſen mich zu ſehr inter-
eſſirte, als daß ich nicht wuͤnſchen ſollte, ihm bis
zu Ende mitbeyzuwohnen, u. ſ. w. Im Grunde
aber hatte ich des Soldatenlebens herzlich ſatt; und
ſo war es mir lieb, hier endlich eine Gelegenheit
vor mir zu ſehen, meinen Abſchied durch eine ekla-
tante Dienſtleiſtung ſelbſt zu verdienen. Da-
durch erwuͤrbe ich mir, dachte ich damals, auch
zugleich ein Recht auf eine ſorgenloſe Exiſtenz im
Preußiſchen, und waͤre nicht genoͤthigt, mich auf
eine prekaͤre Lebensart dereinſt irgendwo einzulaſſen.
Freilich war viel Gefahr bey der ganzen Unterneh-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/509>, abgerufen am 04.12.2024.
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