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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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hatte schon ein Unteroffizier von unsrer Compagnie,
Namens Jakob, ihm geschrieben: ich hätte ihm
aufgetragen, dem Hn. Bispink zu melden, daß ich die
Nacht vom 26--27ten Sept. von der Piketwache
nach Landau desertiren würde, u. s. w. Diesen
Kunstgriff hatte der Unteroffizier zwar nur ergriffen,
um Hn. Bispinks Güte auf meine Rechnung zu
benutzen; aber gerade weil ein Unteroffizier ihm
dieß gemeldet hatte, deutete er meine Desertion
ganz richtig, jedoch mit vielem Befremden. Nichts
hat mich nachher mehr geschmerzt, als daß ich die-
sen braven Mann meinetwegen so lange in Unge-
wißheit lassen mußte.

Um 7 Uhr ging ich zum Prinzen von Hohen-
lohe, der mich erst mit Malaga traktirte, und her-
nach zum Kronprinzen führte. Hier erhielt ich
meine Instruction. Da es meinen Lesern gleich
viel gelten kann, worin die Natur dieser Instruction
bestanden habe, so werden sie sich begnügen, wenn
ich ihnen ganz kurz melde, daß mein Auftrag da-
hin ging, die Festung Landau ohne militärische An-
griffe an die Preußen zu bringen, und zwar -- durch
Geld. -- Ob ich gleich viel Vertrauen auf den
Muth und die Ehrlichkeit der Republikaner hatte,
so wußte ich doch auch, daß Geld alles vermag,
und daß der Dichter recht sagt:


hatte ſchon ein Unteroffizier von unſrer Compagnie,
Namens Jakob, ihm geſchrieben: ich haͤtte ihm
aufgetragen, dem Hn. Bispink zu melden, daß ich die
Nacht vom 26—27ten Sept. von der Piketwache
nach Landau deſertiren wuͤrde, u. ſ. w. Dieſen
Kunſtgriff hatte der Unteroffizier zwar nur ergriffen,
um Hn. Bispinks Guͤte auf meine Rechnung zu
benutzen; aber gerade weil ein Unteroffizier ihm
dieß gemeldet hatte, deutete er meine Deſertion
ganz richtig, jedoch mit vielem Befremden. Nichts
hat mich nachher mehr geſchmerzt, als daß ich die-
ſen braven Mann meinetwegen ſo lange in Unge-
wißheit laſſen mußte.

Um 7 Uhr ging ich zum Prinzen von Hohen-
lohe, der mich erſt mit Malaga traktirte, und her-
nach zum Kronprinzen fuͤhrte. Hier erhielt ich
meine Inſtruction. Da es meinen Leſern gleich
viel gelten kann, worin die Natur dieſer Inſtruction
beſtanden habe, ſo werden ſie ſich begnuͤgen, wenn
ich ihnen ganz kurz melde, daß mein Auftrag da-
hin ging, die Feſtung Landau ohne militaͤriſche An-
griffe an die Preußen zu bringen, und zwar — durch
Geld. — Ob ich gleich viel Vertrauen auf den
Muth und die Ehrlichkeit der Republikaner hatte,
ſo wußte ich doch auch, daß Geld alles vermag,
und daß der Dichter recht ſagt:


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[510/0522] hatte ſchon ein Unteroffizier von unſrer Compagnie, Namens Jakob, ihm geſchrieben: ich haͤtte ihm aufgetragen, dem Hn. Bispink zu melden, daß ich die Nacht vom 26—27ten Sept. von der Piketwache nach Landau deſertiren wuͤrde, u. ſ. w. Dieſen Kunſtgriff hatte der Unteroffizier zwar nur ergriffen, um Hn. Bispinks Guͤte auf meine Rechnung zu benutzen; aber gerade weil ein Unteroffizier ihm dieß gemeldet hatte, deutete er meine Deſertion ganz richtig, jedoch mit vielem Befremden. Nichts hat mich nachher mehr geſchmerzt, als daß ich die- ſen braven Mann meinetwegen ſo lange in Unge- wißheit laſſen mußte. Um 7 Uhr ging ich zum Prinzen von Hohen- lohe, der mich erſt mit Malaga traktirte, und her- nach zum Kronprinzen fuͤhrte. Hier erhielt ich meine Inſtruction. Da es meinen Leſern gleich viel gelten kann, worin die Natur dieſer Inſtruction beſtanden habe, ſo werden ſie ſich begnuͤgen, wenn ich ihnen ganz kurz melde, daß mein Auftrag da- hin ging, die Feſtung Landau ohne militaͤriſche An- griffe an die Preußen zu bringen, und zwar — durch Geld. — Ob ich gleich viel Vertrauen auf den Muth und die Ehrlichkeit der Republikaner hatte, ſo wußte ich doch auch, daß Geld alles vermag, und daß der Dichter recht ſagt:

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/522>, abgerufen am 16.05.2024.