Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwey Dragoner sprengten wirklich fort, und
suchten, ob noch jemand in der Nähe wäre. Man
stelle sich meine Angst vor: denn es war ja leicht,
sehr leicht möglich, daß mein Hauptmann und der
Major erhascht, und eingebracht wurden, und dann
-- war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in-
zwischen bey mir, und sprach sehr freundlich. End-
lich nach langem Hin- und Hersuchen kamen die bey-
den andern zurück, und versicherten, daß doch
nichts da wäre: es müßte vielleicht eine feindliche
Patrouille gewesen seyn. Nach meiner Zurückkunft
nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von
Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich
auf den Hals gekommen wären, daß sie sich aber
in die Weinberge versteckt hätten, um nicht ent-
deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet,
hatten nichts als ihre Degen, und wären da ohne
Umstände gezwungen gewesen, sich nach Landau
führen zu lassen. Gut nur, daß dieses nicht ge-
schehen ist!

Meine Dragoner führten mich auf die kleine
Schanze vor dem deutschen Thore, wo ein Haupt-
mann und ein Leutnant das Kommando hatten,
und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt-
mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte --
er war vom zweyten Bataillon La Correze -- und
unterhielt sich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-

Zwey Dragoner ſprengten wirklich fort, und
ſuchten, ob noch jemand in der Naͤhe waͤre. Man
ſtelle ſich meine Angſt vor: denn es war ja leicht,
ſehr leicht moͤglich, daß mein Hauptmann und der
Major erhaſcht, und eingebracht wurden, und dann
— war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in-
zwiſchen bey mir, und ſprach ſehr freundlich. End-
lich nach langem Hin- und Herſuchen kamen die bey-
den andern zuruͤck, und verſicherten, daß doch
nichts da waͤre: es muͤßte vielleicht eine feindliche
Patrouille geweſen ſeyn. Nach meiner Zuruͤckkunft
nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von
Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich
auf den Hals gekommen waͤren, daß ſie ſich aber
in die Weinberge verſteckt haͤtten, um nicht ent-
deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet,
hatten nichts als ihre Degen, und waͤren da ohne
Umſtaͤnde gezwungen geweſen, ſich nach Landau
fuͤhren zu laſſen. Gut nur, daß dieſes nicht ge-
ſchehen iſt!

Meine Dragoner fuͤhrten mich auf die kleine
Schanze vor dem deutſchen Thore, wo ein Haupt-
mann und ein Leutnant das Kommando hatten,
und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt-
mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte —
er war vom zweyten Bataillon La Correze — und
unterhielt ſich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0531" n="519"/>
        <p>Zwey Dragoner &#x017F;prengten wirklich fort, und<lb/>
&#x017F;uchten, ob noch jemand in der Na&#x0364;he wa&#x0364;re. Man<lb/>
&#x017F;telle &#x017F;ich meine Ang&#x017F;t vor: denn es war ja leicht,<lb/>
&#x017F;ehr leicht mo&#x0364;glich, daß mein Hauptmann und der<lb/>
Major erha&#x017F;cht, und eingebracht wurden, und dann<lb/>
&#x2014; war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in-<lb/>
zwi&#x017F;chen bey mir, und &#x017F;prach &#x017F;ehr freundlich. End-<lb/>
lich nach langem Hin- und Her&#x017F;uchen kamen die bey-<lb/>
den andern zuru&#x0364;ck, und ver&#x017F;icherten, daß doch<lb/>
nichts da wa&#x0364;re: es mu&#x0364;ßte vielleicht eine feindliche<lb/>
Patrouille gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Nach meiner Zuru&#x0364;ckkunft<lb/>
nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von<lb/><hi rendition="#g">Mandelsloh</hi>, daß ihnen die Dragoner wirklich<lb/>
auf den Hals gekommen wa&#x0364;ren, daß &#x017F;ie &#x017F;ich aber<lb/>
in die Weinberge ver&#x017F;teckt ha&#x0364;tten, um nicht ent-<lb/>
deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet,<lb/>
hatten nichts als ihre Degen, und wa&#x0364;ren da ohne<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde gezwungen gewe&#x017F;en, &#x017F;ich nach Landau<lb/>
fu&#x0364;hren zu la&#x017F;&#x017F;en. Gut nur, daß die&#x017F;es nicht ge-<lb/>
&#x017F;chehen i&#x017F;t!</p><lb/>
        <p>Meine Dragoner fu&#x0364;hrten mich auf die kleine<lb/>
Schanze vor dem deut&#x017F;chen Thore, wo ein Haupt-<lb/>
mann und ein Leutnant das Kommando hatten,<lb/>
und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt-<lb/>
mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte &#x2014;<lb/>
er war vom zweyten Bataillon <hi rendition="#aq">La Correze</hi> &#x2014; und<lb/>
unterhielt &#x017F;ich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[519/0531] Zwey Dragoner ſprengten wirklich fort, und ſuchten, ob noch jemand in der Naͤhe waͤre. Man ſtelle ſich meine Angſt vor: denn es war ja leicht, ſehr leicht moͤglich, daß mein Hauptmann und der Major erhaſcht, und eingebracht wurden, und dann — war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in- zwiſchen bey mir, und ſprach ſehr freundlich. End- lich nach langem Hin- und Herſuchen kamen die bey- den andern zuruͤck, und verſicherten, daß doch nichts da waͤre: es muͤßte vielleicht eine feindliche Patrouille geweſen ſeyn. Nach meiner Zuruͤckkunft nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich auf den Hals gekommen waͤren, daß ſie ſich aber in die Weinberge verſteckt haͤtten, um nicht ent- deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet, hatten nichts als ihre Degen, und waͤren da ohne Umſtaͤnde gezwungen geweſen, ſich nach Landau fuͤhren zu laſſen. Gut nur, daß dieſes nicht ge- ſchehen iſt! Meine Dragoner fuͤhrten mich auf die kleine Schanze vor dem deutſchen Thore, wo ein Haupt- mann und ein Leutnant das Kommando hatten, und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt- mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte — er war vom zweyten Bataillon La Correze — und unterhielt ſich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/531
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/531>, abgerufen am 16.05.2024.