Zwey Dragoner sprengten wirklich fort, und suchten, ob noch jemand in der Nähe wäre. Man stelle sich meine Angst vor: denn es war ja leicht, sehr leicht möglich, daß mein Hauptmann und der Major erhascht, und eingebracht wurden, und dann -- war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in- zwischen bey mir, und sprach sehr freundlich. End- lich nach langem Hin- und Hersuchen kamen die bey- den andern zurück, und versicherten, daß doch nichts da wäre: es müßte vielleicht eine feindliche Patrouille gewesen seyn. Nach meiner Zurückkunft nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich auf den Hals gekommen wären, daß sie sich aber in die Weinberge versteckt hätten, um nicht ent- deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet, hatten nichts als ihre Degen, und wären da ohne Umstände gezwungen gewesen, sich nach Landau führen zu lassen. Gut nur, daß dieses nicht ge- schehen ist!
Meine Dragoner führten mich auf die kleine Schanze vor dem deutschen Thore, wo ein Haupt- mann und ein Leutnant das Kommando hatten, und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt- mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte -- er war vom zweyten Bataillon La Correze -- und unterhielt sich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-
Zwey Dragoner ſprengten wirklich fort, und ſuchten, ob noch jemand in der Naͤhe waͤre. Man ſtelle ſich meine Angſt vor: denn es war ja leicht, ſehr leicht moͤglich, daß mein Hauptmann und der Major erhaſcht, und eingebracht wurden, und dann — war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in- zwiſchen bey mir, und ſprach ſehr freundlich. End- lich nach langem Hin- und Herſuchen kamen die bey- den andern zuruͤck, und verſicherten, daß doch nichts da waͤre: es muͤßte vielleicht eine feindliche Patrouille geweſen ſeyn. Nach meiner Zuruͤckkunft nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich auf den Hals gekommen waͤren, daß ſie ſich aber in die Weinberge verſteckt haͤtten, um nicht ent- deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet, hatten nichts als ihre Degen, und waͤren da ohne Umſtaͤnde gezwungen geweſen, ſich nach Landau fuͤhren zu laſſen. Gut nur, daß dieſes nicht ge- ſchehen iſt!
Meine Dragoner fuͤhrten mich auf die kleine Schanze vor dem deutſchen Thore, wo ein Haupt- mann und ein Leutnant das Kommando hatten, und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt- mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte — er war vom zweyten Bataillon La Correze — und unterhielt ſich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0531"n="519"/><p>Zwey Dragoner ſprengten wirklich fort, und<lb/>ſuchten, ob noch jemand in der Naͤhe waͤre. Man<lb/>ſtelle ſich meine Angſt vor: denn es war ja leicht,<lb/>ſehr leicht moͤglich, daß mein Hauptmann und der<lb/>
Major erhaſcht, und eingebracht wurden, und dann<lb/>— war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in-<lb/>
zwiſchen bey mir, und ſprach ſehr freundlich. End-<lb/>
lich nach langem Hin- und Herſuchen kamen die bey-<lb/>
den andern zuruͤck, und verſicherten, daß doch<lb/>
nichts da waͤre: es muͤßte vielleicht eine feindliche<lb/>
Patrouille geweſen ſeyn. Nach meiner Zuruͤckkunft<lb/>
nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von<lb/><hirendition="#g">Mandelsloh</hi>, daß ihnen die Dragoner wirklich<lb/>
auf den Hals gekommen waͤren, daß ſie ſich aber<lb/>
in die Weinberge verſteckt haͤtten, um nicht ent-<lb/>
deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet,<lb/>
hatten nichts als ihre Degen, und waͤren da ohne<lb/>
Umſtaͤnde gezwungen geweſen, ſich nach Landau<lb/>
fuͤhren zu laſſen. Gut nur, daß dieſes nicht ge-<lb/>ſchehen iſt!</p><lb/><p>Meine Dragoner fuͤhrten mich auf die kleine<lb/>
Schanze vor dem deutſchen Thore, wo ein Haupt-<lb/>
mann und ein Leutnant das Kommando hatten,<lb/>
und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt-<lb/>
mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte —<lb/>
er war vom zweyten Bataillon <hirendition="#aq">La Correze</hi>— und<lb/>
unterhielt ſich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[519/0531]
Zwey Dragoner ſprengten wirklich fort, und
ſuchten, ob noch jemand in der Naͤhe waͤre. Man
ſtelle ſich meine Angſt vor: denn es war ja leicht,
ſehr leicht moͤglich, daß mein Hauptmann und der
Major erhaſcht, und eingebracht wurden, und dann
— war Laukhard geliefert. Ein Dragoner blieb in-
zwiſchen bey mir, und ſprach ſehr freundlich. End-
lich nach langem Hin- und Herſuchen kamen die bey-
den andern zuruͤck, und verſicherten, daß doch
nichts da waͤre: es muͤßte vielleicht eine feindliche
Patrouille geweſen ſeyn. Nach meiner Zuruͤckkunft
nach Halle erfuhr ich von dem Hn. Hauptm. von
Mandelsloh, daß ihnen die Dragoner wirklich
auf den Hals gekommen waͤren, daß ſie ſich aber
in die Weinberge verſteckt haͤtten, um nicht ent-
deckt zu werden. Sie waren beyde unbewaffnet,
hatten nichts als ihre Degen, und waͤren da ohne
Umſtaͤnde gezwungen geweſen, ſich nach Landau
fuͤhren zu laſſen. Gut nur, daß dieſes nicht ge-
ſchehen iſt!
Meine Dragoner fuͤhrten mich auf die kleine
Schanze vor dem deutſchen Thore, wo ein Haupt-
mann und ein Leutnant das Kommando hatten,
und wo 50 Mann zur Wache waren. Der Haupt-
mann war froh, daß ich mit ihm reden konnte —
er war vom zweyten Bataillon La Correze — und
unterhielt ſich mit mir die ganze Nacht. Der Leut-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/531>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.