Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Französisch reden sollte. Das hieß nun mit einem
Worte: dem Kommissär im Klubb Alles unterwer-
fen: denn da verstand der Zehnte kein Wort franzö-
sisch.

Man darf sich nämlich nicht einbilden, als sey
die französische Sprache im Elsaß und in dem deut-
schen Theil von Lotharingen sehr gemein: auf den
Dörfern versteht fast Niemand ein Wort davon.
Alle Beamten, die dieser Sprache unerfahren
waren, sollten demnach entfernet, und Sprach-
kundige an ihre Stellen gesezt werden u. s. w. Rühl,
welcher damals -- das Unwesen fiel im Jahr 1791
vor -- großes Ansehen im Elsaß und in Paris schon
hatte, stellte der National-Versammlung das Ding
von der rechten Seite vor, und diese beschloß, daß
künftig die gewöhnliche Landessprache, also im El-
saß die Deutsche, bey Gerichtssachen gebraucht
werden sollte; und daß in den Klubbs daselbst auch
Deutsch gesprochen werden dürfte: wollten die Kom-
missäre Theil daran nehmen, so mögten sie erst selbst
Deutsch lernen. --

Indessen wurden die Volkssocietäten von Tag
zu Tag angesehner, und schon schien der nicht
mehr ein recht guter Bürger zu seyn, der nicht
dazu gehörte, oder seinen Namen nicht einschreiben
ließ. Da aber eben diese Societäten es sich gleich-
sam zur Regel machteu, das Ansehn der Assemblee

Franzoͤſiſch reden ſollte. Das hieß nun mit einem
Worte: dem Kommiſſaͤr im Klubb Alles unterwer-
fen: denn da verſtand der Zehnte kein Wort franzoͤ-
ſiſch.

Man darf ſich naͤmlich nicht einbilden, als ſey
die franzoͤſiſche Sprache im Elſaß und in dem deut-
ſchen Theil von Lotharingen ſehr gemein: auf den
Doͤrfern verſteht faſt Niemand ein Wort davon.
Alle Beamten, die dieſer Sprache unerfahren
waren, ſollten demnach entfernet, und Sprach-
kundige an ihre Stellen geſezt werden u. ſ. w. Ruͤhl,
welcher damals — das Unweſen fiel im Jahr 1791
vor — großes Anſehen im Elſaß und in Paris ſchon
hatte, ſtellte der National-Verſammlung das Ding
von der rechten Seite vor, und dieſe beſchloß, daß
kuͤnftig die gewoͤhnliche Landesſprache, alſo im El-
ſaß die Deutſche, bey Gerichtsſachen gebraucht
werden ſollte; und daß in den Klubbs daſelbſt auch
Deutſch geſprochen werden duͤrfte: wollten die Kom-
miſſaͤre Theil daran nehmen, ſo moͤgten ſie erſt ſelbſt
Deutſch lernen. —

Indeſſen wurden die Volksſocietaͤten von Tag
zu Tag angeſehner, und ſchon ſchien der nicht
mehr ein recht guter Buͤrger zu ſeyn, der nicht
dazu gehoͤrte, oder ſeinen Namen nicht einſchreiben
ließ. Da aber eben dieſe Societaͤten es ſich gleich-
ſam zur Regel machteu, das Anſehn der Aſſemblée

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="106"/>
Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch reden &#x017F;ollte. Das hieß nun mit einem<lb/>
Worte: dem Kommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;r im Klubb Alles unterwer-<lb/>
fen: denn da ver&#x017F;tand der Zehnte kein Wort franzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;ch.</p><lb/>
        <p>Man darf &#x017F;ich na&#x0364;mlich nicht einbilden, als &#x017F;ey<lb/>
die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Sprache im El&#x017F;aß und in dem deut-<lb/>
&#x017F;chen Theil von Lotharingen &#x017F;ehr gemein: auf den<lb/>
Do&#x0364;rfern ver&#x017F;teht fa&#x017F;t Niemand ein Wort davon.<lb/>
Alle Beamten, die die&#x017F;er Sprache unerfahren<lb/>
waren, &#x017F;ollten demnach entfernet, und Sprach-<lb/>
kundige an ihre Stellen ge&#x017F;ezt werden u. &#x017F;. w. <hi rendition="#g">Ru&#x0364;hl</hi>,<lb/>
welcher damals &#x2014; das Unwe&#x017F;en fiel im Jahr 1791<lb/>
vor &#x2014; großes An&#x017F;ehen im El&#x017F;aß und in Paris &#x017F;chon<lb/>
hatte, &#x017F;tellte der National-Ver&#x017F;ammlung das Ding<lb/>
von der rechten Seite vor, und die&#x017F;e be&#x017F;chloß, daß<lb/>
ku&#x0364;nftig die gewo&#x0364;hnliche Landes&#x017F;prache, al&#x017F;o im El-<lb/>
&#x017F;aß die Deut&#x017F;che, bey Gerichts&#x017F;achen gebraucht<lb/>
werden &#x017F;ollte; und daß in den Klubbs da&#x017F;elb&#x017F;t auch<lb/>
Deut&#x017F;ch ge&#x017F;prochen werden du&#x0364;rfte: wollten die Kom-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;re Theil daran nehmen, &#x017F;o mo&#x0364;gten &#x017F;ie er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Deut&#x017F;ch lernen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Inde&#x017F;&#x017F;en wurden die Volks&#x017F;ocieta&#x0364;ten von Tag<lb/>
zu Tag ange&#x017F;ehner, und &#x017F;chon &#x017F;chien der nicht<lb/>
mehr ein recht guter Bu&#x0364;rger zu &#x017F;eyn, der nicht<lb/>
dazu geho&#x0364;rte, oder &#x017F;einen Namen nicht ein&#x017F;chreiben<lb/>
ließ. Da aber eben die&#x017F;e Societa&#x0364;ten es &#x017F;ich gleich-<lb/>
&#x017F;am zur Regel machteu, das An&#x017F;ehn der <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;emblée</hi><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0110] Franzoͤſiſch reden ſollte. Das hieß nun mit einem Worte: dem Kommiſſaͤr im Klubb Alles unterwer- fen: denn da verſtand der Zehnte kein Wort franzoͤ- ſiſch. Man darf ſich naͤmlich nicht einbilden, als ſey die franzoͤſiſche Sprache im Elſaß und in dem deut- ſchen Theil von Lotharingen ſehr gemein: auf den Doͤrfern verſteht faſt Niemand ein Wort davon. Alle Beamten, die dieſer Sprache unerfahren waren, ſollten demnach entfernet, und Sprach- kundige an ihre Stellen geſezt werden u. ſ. w. Ruͤhl, welcher damals — das Unweſen fiel im Jahr 1791 vor — großes Anſehen im Elſaß und in Paris ſchon hatte, ſtellte der National-Verſammlung das Ding von der rechten Seite vor, und dieſe beſchloß, daß kuͤnftig die gewoͤhnliche Landesſprache, alſo im El- ſaß die Deutſche, bey Gerichtsſachen gebraucht werden ſollte; und daß in den Klubbs daſelbſt auch Deutſch geſprochen werden duͤrfte: wollten die Kom- miſſaͤre Theil daran nehmen, ſo moͤgten ſie erſt ſelbſt Deutſch lernen. — Indeſſen wurden die Volksſocietaͤten von Tag zu Tag angeſehner, und ſchon ſchien der nicht mehr ein recht guter Buͤrger zu ſeyn, der nicht dazu gehoͤrte, oder ſeinen Namen nicht einſchreiben ließ. Da aber eben dieſe Societaͤten es ſich gleich- ſam zur Regel machteu, das Anſehn der Aſſemblée

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/110
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/110>, abgerufen am 21.11.2024.