Hülfe vom lieben Gott erwarten müßte, welche man sich selbst schaffen könnte durch Geduld, Muth und Beharrlichkeit. Zudem dürfte er ohne den General und den Repräsentanten keine Neuerungen im Got- tesdienste vornehmen.
Ackermann gab sofort von dem Ansuchen der Devoten dem General Nachricht. Dieser erschien auf dem Marktplatz und sagte: Die Gefahr, Bür- ger, ist vorbey! Alles, was die Preußen an Mu- nition gehabt haben, haben sie uns zugeworfen: hätten sie mehr gehabt, so hätten sie noch nicht auf- gehört. Seyd also getrost und hoffet auf baldige Befreyung! Unsre Brüder bey der Armee werden nicht zaudern, Euch aufs kräftigste zu Hülfe zu eilen! -- Diese Versicherung machte den Bürgern wieder Muth.
Ich hatte mit einem geschickten Artilleristen von den Franzosen Bekanntschaft gemacht, und unter- hielt mich mehrmals mit ihm über die Belagerung und besonders über das überstandene Bombarde- ment. Dieser Mann urtheilte, daß die Preußen die Stadt sehr unrecht bombardiert, und ihre Munition vergebens verschleudert hätten: denn sie hätten ja wissen müssen, daß Landau aus soliden Häusern bestehe, welche folglich sehr schwer in Brand zu ste- cken seyen. Dann hätten sie auch bedenken sollen, daß die Bürgerschaft gar zu schwach sey, um den
Huͤlfe vom lieben Gott erwarten muͤßte, welche man ſich ſelbſt ſchaffen koͤnnte durch Geduld, Muth und Beharrlichkeit. Zudem duͤrfte er ohne den General und den Repraͤſentanten keine Neuerungen im Got- tesdienſte vornehmen.
Ackermann gab ſofort von dem Anſuchen der Devoten dem General Nachricht. Dieſer erſchien auf dem Marktplatz und ſagte: Die Gefahr, Buͤr- ger, iſt vorbey! Alles, was die Preußen an Mu- nition gehabt haben, haben ſie uns zugeworfen: haͤtten ſie mehr gehabt, ſo haͤtten ſie noch nicht auf- gehoͤrt. Seyd alſo getroſt und hoffet auf baldige Befreyung! Unſre Bruͤder bey der Armee werden nicht zaudern, Euch aufs kraͤftigſte zu Huͤlfe zu eilen! — Dieſe Verſicherung machte den Buͤrgern wieder Muth.
Ich hatte mit einem geſchickten Artilleriſten von den Franzoſen Bekanntſchaft gemacht, und unter- hielt mich mehrmals mit ihm uͤber die Belagerung und beſonders uͤber das uͤberſtandene Bombarde- ment. Dieſer Mann urtheilte, daß die Preußen die Stadt ſehr unrecht bombardiert, und ihre Munition vergebens verſchleudert haͤtten: denn ſie haͤtten ja wiſſen muͤſſen, daß Landau aus ſoliden Haͤuſern beſtehe, welche folglich ſehr ſchwer in Brand zu ſte- cken ſeyen. Dann haͤtten ſie auch bedenken ſollen, daß die Buͤrgerſchaft gar zu ſchwach ſey, um den
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Huͤlfe vom lieben Gott erwarten muͤßte, welche man
ſich ſelbſt ſchaffen koͤnnte durch Geduld, Muth und
Beharrlichkeit. Zudem duͤrfte er ohne den General
und den Repraͤſentanten keine Neuerungen im Got-
tesdienſte vornehmen.
Ackermann gab ſofort von dem Anſuchen der
Devoten dem General Nachricht. Dieſer erſchien
auf dem Marktplatz und ſagte: Die Gefahr, Buͤr-
ger, iſt vorbey! Alles, was die Preußen an Mu-
nition gehabt haben, haben ſie uns zugeworfen:
haͤtten ſie mehr gehabt, ſo haͤtten ſie noch nicht auf-
gehoͤrt. Seyd alſo getroſt und hoffet auf baldige
Befreyung! Unſre Bruͤder bey der Armee werden
nicht zaudern, Euch aufs kraͤftigſte zu Huͤlfe zu
eilen! — Dieſe Verſicherung machte den Buͤrgern
wieder Muth.
Ich hatte mit einem geſchickten Artilleriſten von
den Franzoſen Bekanntſchaft gemacht, und unter-
hielt mich mehrmals mit ihm uͤber die Belagerung
und beſonders uͤber das uͤberſtandene Bombarde-
ment. Dieſer Mann urtheilte, daß die Preußen die
Stadt ſehr unrecht bombardiert, und ihre Munition
vergebens verſchleudert haͤtten: denn ſie haͤtten ja
wiſſen muͤſſen, daß Landau aus ſoliden Haͤuſern
beſtehe, welche folglich ſehr ſchwer in Brand zu ſte-
cken ſeyen. Dann haͤtten ſie auch bedenken ſollen,
daß die Buͤrgerſchaft gar zu ſchwach ſey, um den
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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