Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

die deutschen Posten ins Gebürge, und von da
zur französischen Armee schleichen wollten. Die
Sache wurde dem General auch wirklich vorgestellt,
aber er wies sie ab. Ihr kommt nicht durch, und
könnt nicht durchkommen, sagte er, und ich würde
die Verantwortung haben, wenn ich Euch der Ge-
fahr aussezte, aufgehascht zu werden. Aber ich
verspreche Euch, im Fall wir ja kapituliren müß-
ten, daß für Euch soll gesorgt werden. Ihr sollt
auf jeden Fall frey nach Frankreich kommen.

Die Deserteurs beruhigten sich doch nicht ganz,
und Einige wagten es, bey Nacht aus der Festung
wegzulaufen, und schlichen gegen Abend auf einen
Abtritt auf dem Wall, wo sie Stricke befestigten,
und sich um Mitternacht daran herabließen. Zwey
davon entkamen glücklich, drey aber wurden von
den Schildwachen angehalten, und zurückgebracht.
Diese ließ der General einige Tage einstecken.

Mir wurde die Zeit besonders lang, und ich
wünschte nichts sehnlicher, als daß Landau den
Deutschen zu Theil werden mögte. Ich wünschte
dieses blos um meinetwillen, denn ich befürchtete,
wenn Entsatz käme, so mögte die Sache des Re-
präsentanten nachher noch einmal genauer unter-
sucht, und ich nicht aufs angenehmste hinein ver-
wickelt werden. Es zeigte sich mir auch bald eine
Gelegenheit, aus Landau zu entkommen. Mein

die deutſchen Poſten ins Gebuͤrge, und von da
zur franzoͤſiſchen Armee ſchleichen wollten. Die
Sache wurde dem General auch wirklich vorgeſtellt,
aber er wies ſie ab. Ihr kommt nicht durch, und
koͤnnt nicht durchkommen, ſagte er, und ich wuͤrde
die Verantwortung haben, wenn ich Euch der Ge-
fahr ausſezte, aufgehaſcht zu werden. Aber ich
verſpreche Euch, im Fall wir ja kapituliren muͤß-
ten, daß fuͤr Euch ſoll geſorgt werden. Ihr ſollt
auf jeden Fall frey nach Frankreich kommen.

Die Deſerteurs beruhigten ſich doch nicht ganz,
und Einige wagten es, bey Nacht aus der Feſtung
wegzulaufen, und ſchlichen gegen Abend auf einen
Abtritt auf dem Wall, wo ſie Stricke befeſtigten,
und ſich um Mitternacht daran herabließen. Zwey
davon entkamen gluͤcklich, drey aber wurden von
den Schildwachen angehalten, und zuruͤckgebracht.
Dieſe ließ der General einige Tage einſtecken.

Mir wurde die Zeit beſonders lang, und ich
wuͤnſchte nichts ſehnlicher, als daß Landau den
Deutſchen zu Theil werden moͤgte. Ich wuͤnſchte
dieſes blos um meinetwillen, denn ich befuͤrchtete,
wenn Entſatz kaͤme, ſo moͤgte die Sache des Re-
praͤſentanten nachher noch einmal genauer unter-
ſucht, und ich nicht aufs angenehmſte hinein ver-
wickelt werden. Es zeigte ſich mir auch bald eine
Gelegenheit, aus Landau zu entkommen. Mein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0170" n="166"/>
die deut&#x017F;chen Po&#x017F;ten ins Gebu&#x0364;rge, und von da<lb/>
zur franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Armee &#x017F;chleichen wollten. Die<lb/>
Sache wurde dem General auch wirklich vorge&#x017F;tellt,<lb/>
aber er wies &#x017F;ie ab. Ihr kommt nicht durch, und<lb/>
ko&#x0364;nnt nicht durchkommen, &#x017F;agte er, und ich wu&#x0364;rde<lb/>
die Verantwortung haben, wenn ich Euch der Ge-<lb/>
fahr aus&#x017F;ezte, aufgeha&#x017F;cht zu werden. Aber ich<lb/>
ver&#x017F;preche Euch, im Fall wir ja kapituliren mu&#x0364;ß-<lb/>
ten, daß fu&#x0364;r Euch &#x017F;oll ge&#x017F;orgt werden. Ihr &#x017F;ollt<lb/>
auf jeden Fall frey nach Frankreich kommen.</p><lb/>
        <p>Die De&#x017F;erteurs beruhigten &#x017F;ich doch nicht ganz,<lb/>
und Einige wagten es, bey Nacht aus der Fe&#x017F;tung<lb/>
wegzulaufen, und &#x017F;chlichen gegen Abend auf einen<lb/>
Abtritt auf dem Wall, wo &#x017F;ie Stricke befe&#x017F;tigten,<lb/>
und &#x017F;ich um Mitternacht daran herabließen. Zwey<lb/>
davon entkamen glu&#x0364;cklich, drey aber wurden von<lb/>
den Schildwachen angehalten, und zuru&#x0364;ckgebracht.<lb/>
Die&#x017F;e ließ der General einige Tage ein&#x017F;tecken.</p><lb/>
        <p>Mir wurde die Zeit be&#x017F;onders lang, und ich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte nichts &#x017F;ehnlicher, als daß Landau den<lb/>
Deut&#x017F;chen zu Theil werden mo&#x0364;gte. Ich wu&#x0364;n&#x017F;chte<lb/>
die&#x017F;es blos um meinetwillen, denn ich befu&#x0364;rchtete,<lb/>
wenn Ent&#x017F;atz ka&#x0364;me, &#x017F;o mo&#x0364;gte die Sache des Re-<lb/>
pra&#x0364;&#x017F;entanten nachher noch einmal genauer unter-<lb/>
&#x017F;ucht, und ich nicht aufs angenehm&#x017F;te hinein ver-<lb/>
wickelt werden. Es zeigte &#x017F;ich mir auch bald eine<lb/>
Gelegenheit, aus Landau zu entkommen. Mein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0170] die deutſchen Poſten ins Gebuͤrge, und von da zur franzoͤſiſchen Armee ſchleichen wollten. Die Sache wurde dem General auch wirklich vorgeſtellt, aber er wies ſie ab. Ihr kommt nicht durch, und koͤnnt nicht durchkommen, ſagte er, und ich wuͤrde die Verantwortung haben, wenn ich Euch der Ge- fahr ausſezte, aufgehaſcht zu werden. Aber ich verſpreche Euch, im Fall wir ja kapituliren muͤß- ten, daß fuͤr Euch ſoll geſorgt werden. Ihr ſollt auf jeden Fall frey nach Frankreich kommen. Die Deſerteurs beruhigten ſich doch nicht ganz, und Einige wagten es, bey Nacht aus der Feſtung wegzulaufen, und ſchlichen gegen Abend auf einen Abtritt auf dem Wall, wo ſie Stricke befeſtigten, und ſich um Mitternacht daran herabließen. Zwey davon entkamen gluͤcklich, drey aber wurden von den Schildwachen angehalten, und zuruͤckgebracht. Dieſe ließ der General einige Tage einſtecken. Mir wurde die Zeit beſonders lang, und ich wuͤnſchte nichts ſehnlicher, als daß Landau den Deutſchen zu Theil werden moͤgte. Ich wuͤnſchte dieſes blos um meinetwillen, denn ich befuͤrchtete, wenn Entſatz kaͤme, ſo moͤgte die Sache des Re- praͤſentanten nachher noch einmal genauer unter- ſucht, und ich nicht aufs angenehmſte hinein ver- wickelt werden. Es zeigte ſich mir auch bald eine Gelegenheit, aus Landau zu entkommen. Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/170
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/170>, abgerufen am 11.12.2024.