sten zu Pferde, u. dgl. bey uns abgeschafft und zerstöhrt worden, theils aus Haß gegen die Tyran- nen, welchen zu Ehren dergleichen war aufgerich- tet worden, vorzüglich aber, um zu verhindern, daß diese Dinge nicht über kurz oder lang der öf- fentlichen Meynung schaden mögen. Wollten wir konsequent handeln, so konnten wir nicht anders. Und wie mich dünkt, ist jedes Kunstwerk, und wenns das schönste wäre, verächtlich, sobald es zur Verfälschung oder Entwürdigung des Menschen systematisch dient. Lieber ungezwungene, schlichte und unverfälschte Natur, und kein Kunstwerk, als viele Kunstwerke, und die Natur -- in Fesseln!
Ich hatte nicht Lust, weiter zu widersprechen, und ging, und seufzte -- über die Kunst auf dem Throne, und über die Natur in Fesseln.
Funfzehntes Kapitel.
Eulogius Schneider. -- Doctor Lobstein.
Ich kannte den berühmten und berüchtigten Eu- logius Schneider nicht von Person, aber seine Schriften hatte ich gelesen, und er war mir als ein zu guter Patriot beschrieben worden, als daß ich hätte fürchten sollen, er mögte über meinen Besuch böse werden. Ich wollte den Mann ken-
ſten zu Pferde, u. dgl. bey uns abgeſchafft und zerſtoͤhrt worden, theils aus Haß gegen die Tyran- nen, welchen zu Ehren dergleichen war aufgerich- tet worden, vorzuͤglich aber, um zu verhindern, daß dieſe Dinge nicht uͤber kurz oder lang der oͤf- fentlichen Meynung ſchaden moͤgen. Wollten wir konſequent handeln, ſo konnten wir nicht anders. Und wie mich duͤnkt, iſt jedes Kunſtwerk, und wenns das ſchoͤnſte waͤre, veraͤchtlich, ſobald es zur Verfaͤlſchung oder Entwuͤrdigung des Menſchen ſyſtematiſch dient. Lieber ungezwungene, ſchlichte und unverfaͤlſchte Natur, und kein Kunſtwerk, als viele Kunſtwerke, und die Natur — in Feſſeln!
Ich hatte nicht Luſt, weiter zu widerſprechen, und ging, und ſeufzte — uͤber die Kunſt auf dem Throne, und uͤber die Natur in Feſſeln.
Funfzehntes Kapitel.
Eulogius Schneider. — Doctor Lobſtein.
Ich kannte den beruͤhmten und beruͤchtigten Eu- logius Schneider nicht von Perſon, aber ſeine Schriften hatte ich geleſen, und er war mir als ein zu guter Patriot beſchrieben worden, als daß ich haͤtte fuͤrchten ſollen, er moͤgte uͤber meinen Beſuch boͤſe werden. Ich wollte den Mann ken-
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ſten zu Pferde, u. dgl. bey uns abgeſchafft und
zerſtoͤhrt worden, theils aus Haß gegen die Tyran-
nen, welchen zu Ehren dergleichen war aufgerich-
tet worden, vorzuͤglich aber, um zu verhindern,
daß dieſe Dinge nicht uͤber kurz oder lang der oͤf-
fentlichen Meynung ſchaden moͤgen. Wollten wir
konſequent handeln, ſo konnten wir nicht anders.
Und wie mich duͤnkt, iſt jedes Kunſtwerk, und
wenns das ſchoͤnſte waͤre, veraͤchtlich, ſobald es
zur Verfaͤlſchung oder Entwuͤrdigung des Menſchen
ſyſtematiſch dient. Lieber ungezwungene, ſchlichte
und unverfaͤlſchte Natur, und kein Kunſtwerk, als
viele Kunſtwerke, und die Natur — in Feſſeln!
Ich hatte nicht Luſt, weiter zu widerſprechen,
und ging, und ſeufzte — uͤber die Kunſt auf dem
Throne, und uͤber die Natur in Feſſeln.
Funfzehntes Kapitel.
Eulogius Schneider. — Doctor Lobſtein.
Ich kannte den beruͤhmten und beruͤchtigten Eu-
logius Schneider nicht von Perſon, aber
ſeine Schriften hatte ich geleſen, und er war mir
als ein zu guter Patriot beſchrieben worden, als
daß ich haͤtte fuͤrchten ſollen, er moͤgte uͤber meinen
Beſuch boͤſe werden. Ich wollte den Mann ken-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/196>, abgerufen am 04.12.2024.
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