Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Brod zu stehlen und zu verkaufen, so wurden sie
alle davon entfernt.

Außer den 50 Sous erhielt noch jeder Arbeiter
bey den Handmühlen, und in der Bäckerey täglich
eine halbe Bouteille weißen Wein.

Da ich von der Lage der Deserteurs in Frank-
reich, so wie von der Behandlung der Kriegsge-
fangnen, noch mehr zu sagen habe, so verspare ich
dieses bis auf eine schicklichere Gelegenheit. Ge-
nug, man sieht hieran schon, daß kein rechtlicher
Franzose die Deserteurs achten konnte, noch weni-
ger sie begünstigen.

Es gefiel mir in der Gesellschaft dieser Leute
durchaus nicht; ich suchte daher anderen Aufent-
halt. Da ich noch mit Gelde versehen war, so
ging ich öfters in den Gasthof zum Lamme, wo
ich immer französische Offiziere antraf, welche
froh waren, einen Preußen aufzufinden, der ihre
Sprache inne hatte. Unter andern ward mir ein
Hauptmann aus Nantes, welcher etwas studiert
haben mogte, und ein wenig Latein verstand, sehr
gewogen, und bewies mir, bis zu meinem Ab-
marsch aus der Festung, viele Freundschaft.

In der Gesellschaft dieser Leute, und dann auch
im Umgange mit den französischen Soldaten und
Bürgern fing ich an, meine althistorischen und all-

Vierter Theil. B

Brod zu ſtehlen und zu verkaufen, ſo wurden ſie
alle davon entfernt.

Außer den 50 Sous erhielt noch jeder Arbeiter
bey den Handmuͤhlen, und in der Baͤckerey taͤglich
eine halbe Bouteille weißen Wein.

Da ich von der Lage der Deſerteurs in Frank-
reich, ſo wie von der Behandlung der Kriegsge-
fangnen, noch mehr zu ſagen habe, ſo verſpare ich
dieſes bis auf eine ſchicklichere Gelegenheit. Ge-
nug, man ſieht hieran ſchon, daß kein rechtlicher
Franzoſe die Deſerteurs achten konnte, noch weni-
ger ſie beguͤnſtigen.

Es gefiel mir in der Geſellſchaft dieſer Leute
durchaus nicht; ich ſuchte daher anderen Aufent-
halt. Da ich noch mit Gelde verſehen war, ſo
ging ich oͤfters in den Gaſthof zum Lamme, wo
ich immer franzoͤſiſche Offiziere antraf, welche
froh waren, einen Preußen aufzufinden, der ihre
Sprache inne hatte. Unter andern ward mir ein
Hauptmann aus Nantes, welcher etwas ſtudiert
haben mogte, und ein wenig Latein verſtand, ſehr
gewogen, und bewies mir, bis zu meinem Ab-
marſch aus der Feſtung, viele Freundſchaft.

In der Geſellſchaft dieſer Leute, und dann auch
im Umgange mit den franzoͤſiſchen Soldaten und
Buͤrgern fing ich an, meine althiſtoriſchen und all-

Vierter Theil. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="17"/>
Brod zu &#x017F;tehlen und zu verkaufen, &#x017F;o wurden &#x017F;ie<lb/>
alle davon entfernt.</p><lb/>
        <p>Außer den 50 Sous erhielt noch jeder Arbeiter<lb/>
bey den Handmu&#x0364;hlen, und in der Ba&#x0364;ckerey ta&#x0364;glich<lb/>
eine halbe Bouteille weißen Wein.</p><lb/>
        <p>Da ich von der Lage der De&#x017F;erteurs in Frank-<lb/>
reich, &#x017F;o wie von der Behandlung der Kriegsge-<lb/>
fangnen, noch mehr zu &#x017F;agen habe, &#x017F;o ver&#x017F;pare ich<lb/>
die&#x017F;es bis auf eine &#x017F;chicklichere Gelegenheit. Ge-<lb/>
nug, man &#x017F;ieht hieran &#x017F;chon, daß kein rechtlicher<lb/>
Franzo&#x017F;e die De&#x017F;erteurs achten konnte, noch weni-<lb/>
ger &#x017F;ie begu&#x0364;n&#x017F;tigen.</p><lb/>
        <p>Es gefiel mir in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft die&#x017F;er Leute<lb/>
durchaus nicht; ich &#x017F;uchte daher anderen Aufent-<lb/>
halt. Da ich noch mit Gelde ver&#x017F;ehen war, &#x017F;o<lb/>
ging ich o&#x0364;fters in den Ga&#x017F;thof zum Lamme, wo<lb/>
ich immer franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Offiziere antraf, welche<lb/>
froh waren, einen Preußen aufzufinden, der ihre<lb/>
Sprache inne hatte. Unter andern ward mir ein<lb/>
Hauptmann aus Nantes, welcher etwas &#x017F;tudiert<lb/>
haben mogte, und ein wenig Latein ver&#x017F;tand, &#x017F;ehr<lb/>
gewogen, und bewies mir, bis zu meinem Ab-<lb/>
mar&#x017F;ch aus der Fe&#x017F;tung, viele Freund&#x017F;chaft.</p><lb/>
        <p>In der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft die&#x017F;er Leute, und dann auch<lb/>
im Umgange mit den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Soldaten und<lb/>
Bu&#x0364;rgern fing ich an, meine althi&#x017F;tori&#x017F;chen und all-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. B</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0021] Brod zu ſtehlen und zu verkaufen, ſo wurden ſie alle davon entfernt. Außer den 50 Sous erhielt noch jeder Arbeiter bey den Handmuͤhlen, und in der Baͤckerey taͤglich eine halbe Bouteille weißen Wein. Da ich von der Lage der Deſerteurs in Frank- reich, ſo wie von der Behandlung der Kriegsge- fangnen, noch mehr zu ſagen habe, ſo verſpare ich dieſes bis auf eine ſchicklichere Gelegenheit. Ge- nug, man ſieht hieran ſchon, daß kein rechtlicher Franzoſe die Deſerteurs achten konnte, noch weni- ger ſie beguͤnſtigen. Es gefiel mir in der Geſellſchaft dieſer Leute durchaus nicht; ich ſuchte daher anderen Aufent- halt. Da ich noch mit Gelde verſehen war, ſo ging ich oͤfters in den Gaſthof zum Lamme, wo ich immer franzoͤſiſche Offiziere antraf, welche froh waren, einen Preußen aufzufinden, der ihre Sprache inne hatte. Unter andern ward mir ein Hauptmann aus Nantes, welcher etwas ſtudiert haben mogte, und ein wenig Latein verſtand, ſehr gewogen, und bewies mir, bis zu meinem Ab- marſch aus der Feſtung, viele Freundſchaft. In der Geſellſchaft dieſer Leute, und dann auch im Umgange mit den franzoͤſiſchen Soldaten und Buͤrgern fing ich an, meine althiſtoriſchen und all- Vierter Theil. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/21
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/21>, abgerufen am 21.11.2024.