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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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-- Aber höre, Kamerad, rief mir ein Anderer zu:
nicht wahr, Pilatus ist verwiesen worden, weil er
den Herrn Jesus hat kreuzigen lassen? Man muß
niemand quälen, der sterben soll. Guillotiniren
hätte er ihn höchstens sollen, daun wäre es noch
so halb und halb gewesen. Es lebe das Gesetz! --
Dieser Zug verräth immer die Anhänglichkeit, die
diese sonst so rohen Leute doch für das Gesetz, das
alle Martern und Unmenschlichkeiten an Verurtheil-
ten verbietet, bey all ihrer Unwissenheit zeigten.

Die Ursache, warum Laporte einen Theil der
starken Lyoner Garnison weggenommen hatte, war
ein Befehl des Konvents, daß man mit guter Ma-
nier die Revolutions-Armee trennen, und nach den
Heeren auf den Gränzen schicken sollte. Der Kon-
vent hatte nämlich Nachricht von den vielen, zum

lassen: so wüßte ich keinen konsequentern Weg dazu, als den
eben bezeichneten. Ich habe ihn bey mehrern Franzosen ver-
sucht: und sie sahen ein, daß das ächte und reine Christenthum
weiter nichts enthält, als die Elemente der Moral-Religion
der Vernunft. Ich werde dieß dereinst vielleicht zeigen in einem
gedrängten Auszug aus [T]indals Christianity as old, as
the creation
, oder das Christenthum so alt, als die Welt. --
Genug, wäre Johannes der Täufer, und die Aposteln eben so
mächtige Vor- und Nacharbeiter für Christi Lehre gewesen,
wie ohngefahr die Jakobiner dieß für die Beschlüsse des Kon-
vents gewesen sind: ich bin versichert, der Despotismus, zumal
der kirchliche, wäre nie System geworden, und selbst in Frank-
reich wären der Schreckensscenen weniger gewesen. Doch, Alles
hat seinen Gang und seine Zeit!

— Aber hoͤre, Kamerad, rief mir ein Anderer zu:
nicht wahr, Pilatus iſt verwieſen worden, weil er
den Herrn Jeſus hat kreuzigen laſſen? Man muß
niemand quaͤlen, der ſterben ſoll. Guillotiniren
haͤtte er ihn hoͤchſtens ſollen, daun waͤre es noch
ſo halb und halb geweſen. Es lebe das Geſetz! —
Dieſer Zug verraͤth immer die Anhaͤnglichkeit, die
dieſe ſonſt ſo rohen Leute doch fuͤr das Geſetz, das
alle Martern und Unmenſchlichkeiten an Verurtheil-
ten verbietet, bey all ihrer Unwiſſenheit zeigten.

Die Urſache, warum Laporte einen Theil der
ſtarken Lyoner Garniſon weggenommen hatte, war
ein Befehl des Konvents, daß man mit guter Ma-
nier die Revolutions-Armee trennen, und nach den
Heeren auf den Graͤnzen ſchicken ſollte. Der Kon-
vent hatte naͤmlich Nachricht von den vielen, zum

laſſen: ſo wüßte ich keinen konſequentern Weg dazu, als den
eben bezeichneten. Ich habe ihn bey mehrern Franzoſen ver-
ſucht: und ſie ſahen ein, daß das ächte und reine Chriſtenthum
weiter nichts enthält, als die Elemente der Moral-Religion
der Vernunft. Ich werde dieß dereinſt vielleicht zeigen in einem
gedrängten Auszug aus [T]indals Chriſtianity as old, as
the creation
, oder das Chriſtenthum ſo alt, als die Welt. —
Genug, wäre Johannes der Täufer, und die Apoſteln eben ſo
mächtige Vor- und Nacharbeiter für Chriſti Lehre geweſen,
wie ohngefahr die Jakobiner dieß für die Beſchlüſſe des Kon-
vents geweſen ſind: ich bin verſichert, der Deſpotismus, zumal
der kirchliche, wäre nie Syſtem geworden, und ſelbſt in Frank-
reich wären der Schreckensſcenen weniger geweſen. Doch, Alles
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[373/0377] — Aber hoͤre, Kamerad, rief mir ein Anderer zu: nicht wahr, Pilatus iſt verwieſen worden, weil er den Herrn Jeſus hat kreuzigen laſſen? Man muß niemand quaͤlen, der ſterben ſoll. Guillotiniren haͤtte er ihn hoͤchſtens ſollen, daun waͤre es noch ſo halb und halb geweſen. Es lebe das Geſetz! — Dieſer Zug verraͤth immer die Anhaͤnglichkeit, die dieſe ſonſt ſo rohen Leute doch fuͤr das Geſetz, das alle Martern und Unmenſchlichkeiten an Verurtheil- ten verbietet, bey all ihrer Unwiſſenheit zeigten. Die Urſache, warum Laporte einen Theil der ſtarken Lyoner Garniſon weggenommen hatte, war ein Befehl des Konvents, daß man mit guter Ma- nier die Revolutions-Armee trennen, und nach den Heeren auf den Graͤnzen ſchicken ſollte. Der Kon- vent hatte naͤmlich Nachricht von den vielen, zum *) *) laſſen: ſo wüßte ich keinen konſequentern Weg dazu, als den eben bezeichneten. Ich habe ihn bey mehrern Franzoſen ver- ſucht: und ſie ſahen ein, daß das ächte und reine Chriſtenthum weiter nichts enthält, als die Elemente der Moral-Religion der Vernunft. Ich werde dieß dereinſt vielleicht zeigen in einem gedrängten Auszug aus Tindals Chriſtianity as old, as the creation, oder das Chriſtenthum ſo alt, als die Welt. — Genug, wäre Johannes der Täufer, und die Apoſteln eben ſo mächtige Vor- und Nacharbeiter für Chriſti Lehre geweſen, wie ohngefahr die Jakobiner dieß für die Beſchlüſſe des Kon- vents geweſen ſind: ich bin verſichert, der Deſpotismus, zumal der kirchliche, wäre nie Syſtem geworden, und ſelbſt in Frank- reich wären der Schreckensſcenen weniger geweſen. Doch, Alles hat ſeinen Gang und ſeine Zeit!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/377>, abgerufen am 22.11.2024.