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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Ohngefähr im halben Februar -- es mogte et-
wan der 12te seyn, soviel ich noch rechnen kann --
kamen wir nach Avignon, der Hauptstadt des
ehemaligen päpstlichen Gebietes, und wurden wie-
der in ein Kloster einquartiert. Wo also vorzeiten
die Hauptpropagandisten des Aberglaubens ihr
Brut-Nest gehabt hatten, da logierten jezt dessen
Bestü[r]mer. --

Wir fanden hier viele Ohnehosen, auch einige
Kriegsgefangene und Deserteurs von den Piemon-
tesern welche Unfug über Unfug trieben, dafür
aber auch tüchtig büßen mußten.

Den zweyten Tag nach unsrer Ankunft wollte
ich mit einem Haufen Ohnehosen, welcher nach
Marseille ging, auch dahin abgehen, allein der
Kommissär war dawider. Es ist wider das Gesetz,
sagte er, daß du als ausländischer Deserteur der
Republik Kriegsdienste leistest, doch magst du zum
Repräsentanten gehen, und wenn der's erlaubt,
so ist mir es recht. Ich indeß hatte das Leben bey
den Ohnehosen längst satt, und wollte also lieber,
ohne Dienst, für mich leben, als mit ihnen noch
ferner herumziehen. Ich trennte mich daher von
meinen Kameraden, und logirte mich zu einem
Grobschmid, welcher mich aus eigner Bewegung
aufnahm, und mir eine Stube einräumte, wie
man bald näher erfahren wird.


Ohngefaͤhr im halben Februar — es mogte et-
wan der 12te ſeyn, ſoviel ich noch rechnen kann —
kamen wir nach Avignon, der Hauptſtadt des
ehemaligen paͤpſtlichen Gebietes, und wurden wie-
der in ein Kloſter einquartiert. Wo alſo vorzeiten
die Hauptpropagandiſten des Aberglaubens ihr
Brut-Neſt gehabt hatten, da logierten jezt deſſen
Beſtuͤ[r]mer. —

Wir fanden hier viele Ohnehoſen, auch einige
Kriegsgefangene und Deſerteurs von den Piemon-
teſern welche Unfug uͤber Unfug trieben, dafuͤr
aber auch tuͤchtig buͤßen mußten.

Den zweyten Tag nach unſrer Ankunft wollte
ich mit einem Haufen Ohnehoſen, welcher nach
Marſeille ging, auch dahin abgehen, allein der
Kommiſſaͤr war dawider. Es iſt wider das Geſetz,
ſagte er, daß du als auslaͤndiſcher Deſerteur der
Republik Kriegsdienſte leiſteſt, doch magſt du zum
Repraͤſentanten gehen, und wenn der's erlaubt,
ſo iſt mir es recht. Ich indeß hatte das Leben bey
den Ohnehoſen laͤngſt ſatt, und wollte alſo lieber,
ohne Dienſt, fuͤr mich leben, als mit ihnen noch
ferner herumziehen. Ich trennte mich daher von
meinen Kameraden, und logirte mich zu einem
Grobſchmid, welcher mich aus eigner Bewegung
aufnahm, und mir eine Stube einraͤumte, wie
man bald naͤher erfahren wird.


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[390/0394] Ohngefaͤhr im halben Februar — es mogte et- wan der 12te ſeyn, ſoviel ich noch rechnen kann — kamen wir nach Avignon, der Hauptſtadt des ehemaligen paͤpſtlichen Gebietes, und wurden wie- der in ein Kloſter einquartiert. Wo alſo vorzeiten die Hauptpropagandiſten des Aberglaubens ihr Brut-Neſt gehabt hatten, da logierten jezt deſſen Beſtuͤrmer. — Wir fanden hier viele Ohnehoſen, auch einige Kriegsgefangene und Deſerteurs von den Piemon- teſern welche Unfug uͤber Unfug trieben, dafuͤr aber auch tuͤchtig buͤßen mußten. Den zweyten Tag nach unſrer Ankunft wollte ich mit einem Haufen Ohnehoſen, welcher nach Marſeille ging, auch dahin abgehen, allein der Kommiſſaͤr war dawider. Es iſt wider das Geſetz, ſagte er, daß du als auslaͤndiſcher Deſerteur der Republik Kriegsdienſte leiſteſt, doch magſt du zum Repraͤſentanten gehen, und wenn der's erlaubt, ſo iſt mir es recht. Ich indeß hatte das Leben bey den Ohnehoſen laͤngſt ſatt, und wollte alſo lieber, ohne Dienſt, fuͤr mich leben, als mit ihnen noch ferner herumziehen. Ich trennte mich daher von meinen Kameraden, und logirte mich zu einem Grobſchmid, welcher mich aus eigner Bewegung aufnahm, und mir eine Stube einraͤumte, wie man bald naͤher erfahren wird.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/394>, abgerufen am 22.11.2024.