und Haß und Verfolgung ist dann der Lohn für alle die, welche ihn und sein unbefangnes Zutrauen so lange herumgehänselt und misbraucht haben, gleichviel, ob im Politischen oder im Reli- giösen.
Es ist hier, wie in der Freundschaft. Mit je mehrerem Zutrauen man sich einem Freunde anver- traut, und je inniger man ihn geschätzt und geliebt hat, um so unversöhnlicher verachtet man ihn, wenn man hintendrein erfährt, daß er unser Zutrauen misbraucht hat, und Verräther an unsrer Ergebung gegen ihn geworden ist. Woher wäre es sonst auch gekommen, daß die hellern Köpfe in Italien und Frankreich, die nach der katholischen Religion er- zogen, unterrichtet und gebildet waren, in den Jah- ren, worin ihre empfindende Natur, wie ihre er- kennende, zur Reife kam, diese Religion weit bit- terer bestritten, als ihres Gleichen unter den Pro- testanten in Deutschland, Holland und England. Auch muß man hier nicht übersehen, daß die katho- lische Religion, als die positivste, oder bestimmte- ste, die sinnliche Empfänglichkeit weit mehr schärft, als jede minder positive. Ist aber diese Empfäng- lichkeit einmal habituel-subjectivisch da, dann wirkt sie das Entgegengesezte gerade subjectivisch-stärker wenn das entgegengesezte Objective stärker auf sie
und Haß und Verfolgung iſt dann der Lohn fuͤr alle die, welche ihn und ſein unbefangnes Zutrauen ſo lange herumgehaͤnſelt und misbraucht haben, gleichviel, ob im Politiſchen oder im Reli- gioͤſen.
Es iſt hier, wie in der Freundſchaft. Mit je mehrerem Zutrauen man ſich einem Freunde anver- traut, und je inniger man ihn geſchaͤtzt und geliebt hat, um ſo unverſoͤhnlicher verachtet man ihn, wenn man hintendrein erfaͤhrt, daß er unſer Zutrauen misbraucht hat, und Verraͤther an unſrer Ergebung gegen ihn geworden iſt. Woher waͤre es ſonſt auch gekommen, daß die hellern Koͤpfe in Italien und Frankreich, die nach der katholiſchen Religion er- zogen, unterrichtet und gebildet waren, in den Jah- ren, worin ihre empfindende Natur, wie ihre er- kennende, zur Reife kam, dieſe Religion weit bit- terer beſtritten, als ihres Gleichen unter den Pro- teſtanten in Deutſchland, Holland und England. Auch muß man hier nicht uͤberſehen, daß die katho- liſche Religion, als die poſitivſte, oder beſtimmte- ſte, die ſinnliche Empfaͤnglichkeit weit mehr ſchaͤrft, als jede minder poſitive. Iſt aber dieſe Empfaͤng- lichkeit einmal habituel-ſubjectiviſch da, dann wirkt ſie das Entgegengeſezte gerade ſubjectiviſch-ſtaͤrker wenn das entgegengeſezte Objective ſtaͤrker auf ſie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0397"n="393"/>
und Haß und Verfolgung iſt dann der Lohn fuͤr<lb/>
alle die, welche ihn und ſein unbefangnes Zutrauen<lb/>ſo lange herumgehaͤnſelt und misbraucht haben,<lb/>
gleichviel, ob im <hirendition="#g">Politiſchen</hi> oder im <hirendition="#g">Reli</hi>-<lb/><hirendition="#g">gioͤſen</hi>.</p><lb/><p>Es iſt hier, wie in der Freundſchaft. Mit je<lb/>
mehrerem Zutrauen man ſich einem Freunde anver-<lb/>
traut, und je inniger man ihn geſchaͤtzt und geliebt<lb/>
hat, um ſo unverſoͤhnlicher verachtet man ihn, wenn<lb/>
man hintendrein erfaͤhrt, daß er unſer Zutrauen<lb/>
misbraucht hat, und Verraͤther an unſrer Ergebung<lb/>
gegen ihn geworden iſt. Woher waͤre es ſonſt auch<lb/>
gekommen, daß die hellern Koͤpfe in Italien und<lb/>
Frankreich, die nach der katholiſchen Religion er-<lb/>
zogen, unterrichtet und gebildet waren, in den Jah-<lb/>
ren, worin ihre empfindende Natur, wie ihre er-<lb/>
kennende, zur Reife kam, dieſe Religion weit bit-<lb/>
terer beſtritten, als ihres Gleichen unter den Pro-<lb/>
teſtanten in Deutſchland, Holland und England.<lb/>
Auch muß man hier nicht uͤberſehen, daß die katho-<lb/>
liſche Religion, als die poſitivſte, oder beſtimmte-<lb/>ſte, die ſinnliche Empfaͤnglichkeit weit mehr ſchaͤrft,<lb/>
als jede minder poſitive. Iſt aber dieſe Empfaͤng-<lb/>
lichkeit einmal habituel-ſubjectiviſch da, dann wirkt<lb/>ſie das Entgegengeſezte gerade ſubjectiviſch-ſtaͤrker<lb/>
wenn das entgegengeſezte Objective ſtaͤrker auf ſie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[393/0397]
und Haß und Verfolgung iſt dann der Lohn fuͤr
alle die, welche ihn und ſein unbefangnes Zutrauen
ſo lange herumgehaͤnſelt und misbraucht haben,
gleichviel, ob im Politiſchen oder im Reli-
gioͤſen.
Es iſt hier, wie in der Freundſchaft. Mit je
mehrerem Zutrauen man ſich einem Freunde anver-
traut, und je inniger man ihn geſchaͤtzt und geliebt
hat, um ſo unverſoͤhnlicher verachtet man ihn, wenn
man hintendrein erfaͤhrt, daß er unſer Zutrauen
misbraucht hat, und Verraͤther an unſrer Ergebung
gegen ihn geworden iſt. Woher waͤre es ſonſt auch
gekommen, daß die hellern Koͤpfe in Italien und
Frankreich, die nach der katholiſchen Religion er-
zogen, unterrichtet und gebildet waren, in den Jah-
ren, worin ihre empfindende Natur, wie ihre er-
kennende, zur Reife kam, dieſe Religion weit bit-
terer beſtritten, als ihres Gleichen unter den Pro-
teſtanten in Deutſchland, Holland und England.
Auch muß man hier nicht uͤberſehen, daß die katho-
liſche Religion, als die poſitivſte, oder beſtimmte-
ſte, die ſinnliche Empfaͤnglichkeit weit mehr ſchaͤrft,
als jede minder poſitive. Iſt aber dieſe Empfaͤng-
lichkeit einmal habituel-ſubjectiviſch da, dann wirkt
ſie das Entgegengeſezte gerade ſubjectiviſch-ſtaͤrker
wenn das entgegengeſezte Objective ſtaͤrker auf ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/397>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.