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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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nen und Deserteurs bestimmt hätte. -- Neulok
hatte recht: ich meldete also dem Kommissär mei-
nen Entschluß, für mich zu bleiben; und von die-
sem Tage an erhielt ich täglich 11/2 Pfund Brod und
10 Sous an Geld, nebst noch zwey Sous fürs
Quartier, da ich bey einem Bürger, und nicht in
einem Nationalgebäude wohnte.

Neulot ließ mich täglich mit sich essen, und
nahm mich fast alle Abende mit ins Weinhaus, wo
ich unter dem Namen grand Prussan (Prussien) sehr
bekannt war.

Ich habe es schon gesagt, daß man aller Orten
Leute antrifft, welche uns gern helfen, wenn wir
in der Noth sind; und der Satz: "res Sacra miser
est,
" scheint den Menschen ins Herz geschrieben zu
seyn. Gegen Einen Hartherzigen finden sich
zehn Gutmüthige: Dieß habe ich so oft und an so
manchem Orte erfahren: denn was erfährt der nicht,
qui mores multorum vidit et urbes! Aber wir müs-
sen hübsch ohne Anspruch kommen, und nichts als
Schuldigkeit fodern, was nur guter Wille ist.
Ohne Prätension kömmt man sehr leicht durch die
Welt, aber schwer, wenn sich Stolz, Zudring-
lichkeit, Impertinenz, Ungenügsamkeit und die
Sucht, bequem zu leben, mit der Dürftigkeit ver-
binden: und dann erst ist der Mensch im eigentlich-
sten Verstande elend und unglücklich. Der ist frei-

nen und Deſerteurs beſtimmt haͤtte. — Neulok
hatte recht: ich meldete alſo dem Kommiſſaͤr mei-
nen Entſchluß, fuͤr mich zu bleiben; und von die-
ſem Tage an erhielt ich taͤglich 1½ Pfund Brod und
10 Sous an Geld, nebſt noch zwey Sous fuͤrs
Quartier, da ich bey einem Buͤrger, und nicht in
einem Nationalgebaͤude wohnte.

Neulot ließ mich taͤglich mit ſich eſſen, und
nahm mich faſt alle Abende mit ins Weinhaus, wo
ich unter dem Namen grand Pruſſan (Pruſſien) ſehr
bekannt war.

Ich habe es ſchon geſagt, daß man aller Orten
Leute antrifft, welche uns gern helfen, wenn wir
in der Noth ſind; und der Satz: „res Sacra miſer
eſt,
“ ſcheint den Menſchen ins Herz geſchrieben zu
ſeyn. Gegen Einen Hartherzigen finden ſich
zehn Gutmuͤthige: Dieß habe ich ſo oft und an ſo
manchem Orte erfahren: denn was erfaͤhrt der nicht,
qui mores multorum vidit et urbes! Aber wir muͤſ-
ſen huͤbſch ohne Anſpruch kommen, und nichts als
Schuldigkeit fodern, was nur guter Wille iſt.
Ohne Praͤtenſion koͤmmt man ſehr leicht durch die
Welt, aber ſchwer, wenn ſich Stolz, Zudring-
lichkeit, Impertinenz, Ungenuͤgſamkeit und die
Sucht, bequem zu leben, mit der Duͤrftigkeit ver-
binden: und dann erſt iſt der Menſch im eigentlich-
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[402/0406] nen und Deſerteurs beſtimmt haͤtte. — Neulok hatte recht: ich meldete alſo dem Kommiſſaͤr mei- nen Entſchluß, fuͤr mich zu bleiben; und von die- ſem Tage an erhielt ich taͤglich 1½ Pfund Brod und 10 Sous an Geld, nebſt noch zwey Sous fuͤrs Quartier, da ich bey einem Buͤrger, und nicht in einem Nationalgebaͤude wohnte. Neulot ließ mich taͤglich mit ſich eſſen, und nahm mich faſt alle Abende mit ins Weinhaus, wo ich unter dem Namen grand Pruſſan (Pruſſien) ſehr bekannt war. Ich habe es ſchon geſagt, daß man aller Orten Leute antrifft, welche uns gern helfen, wenn wir in der Noth ſind; und der Satz: „res Sacra miſer eſt,“ ſcheint den Menſchen ins Herz geſchrieben zu ſeyn. Gegen Einen Hartherzigen finden ſich zehn Gutmuͤthige: Dieß habe ich ſo oft und an ſo manchem Orte erfahren: denn was erfaͤhrt der nicht, qui mores multorum vidit et urbes! Aber wir muͤſ- ſen huͤbſch ohne Anſpruch kommen, und nichts als Schuldigkeit fodern, was nur guter Wille iſt. Ohne Praͤtenſion koͤmmt man ſehr leicht durch die Welt, aber ſchwer, wenn ſich Stolz, Zudring- lichkeit, Impertinenz, Ungenuͤgſamkeit und die Sucht, bequem zu leben, mit der Duͤrftigkeit ver- binden: und dann erſt iſt der Menſch im eigentlich- ſten Verſtande elend und ungluͤcklich. Der iſt frei-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/406>, abgerufen am 22.11.2024.