ließ mir den Wein geben. Auf diese Art war uns von beiden Seiten geholfen: ich trank den Wein gerne: denn es war alter guter Burgunder, und meine Kameraden hatten was für ihre Familie.
Bald wurde ich allen Chirurgen und andern Hospital-Bedienten bekannt, und da ich immer bey der Hand und munter war, so gingen sie gern mit mir um. Ich werde mich lebenslang an den Umgang und die Freundschaft der Bürger Gibasier, Val- lee, Viol und andrer Feldscheere, an den Apo- theker Lenel, an den Magazin-Inspektor Talon und an andre guten Leute, die ich im Spital zu Dijon habe kennen lernen, mit Vergnügen erin- nern. Auch nachher, als ich nicht mehr im Spital war, haben diese Männer es gern gesehen, wenn ich sie besuchte.
Auf unserm Spital ging es sehr friedlich zu, und die Zeit über, da ich darauf war, sind wenig Excesse vorgefallen. Einmal nur war große Schlä- gerey unter einigen Volontärs im Garten, und ei- nige von ihnen wurden deshalb eingesteckt. Ein andermal hatte sich ein Krankenwärter, aus Dijon gebürtig, troz der scharfen Verbote, unterfangen, einige Hembden unterzuschlagen, und in der Stadt zu verkaufen: er wurde verr[rath]en, und auf zwey Jahre in Arrest gesezt. Die Strafe war allerdings
Vierter Theil. Ff
ließ mir den Wein geben. Auf dieſe Art war uns von beiden Seiten geholfen: ich trank den Wein gerne: denn es war alter guter Burgunder, und meine Kameraden hatten was fuͤr ihre Familie.
Bald wurde ich allen Chirurgen und andern Hoſpital-Bedienten bekannt, und da ich immer bey der Hand und munter war, ſo gingen ſie gern mit mir um. Ich werde mich lebenslang an den Umgang und die Freundſchaft der Buͤrger Gibaſier, Val- lée, Viol und andrer Feldſcheere, an den Apo- theker Lenel, an den Magazin-Inſpektor Talon und an andre guten Leute, die ich im Spital zu Dijon habe kennen lernen, mit Vergnuͤgen erin- nern. Auch nachher, als ich nicht mehr im Spital war, haben dieſe Maͤnner es gern geſehen, wenn ich ſie beſuchte.
Auf unſerm Spital ging es ſehr friedlich zu, und die Zeit uͤber, da ich darauf war, ſind wenig Exceſſe vorgefallen. Einmal nur war große Schlaͤ- gerey unter einigen Volontaͤrs im Garten, und ei- nige von ihnen wurden deshalb eingeſteckt. Ein andermal hatte ſich ein Krankenwaͤrter, aus Dijon gebuͤrtig, troz der ſcharfen Verbote, unterfangen, einige Hembden unterzuſchlagen, und in der Stadt zu verkaufen: er wurde verr[rath]en, und auf zwey Jahre in Arreſt geſezt. Die Strafe war allerdings
Vierter Theil. Ff
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ließ mir den Wein geben. Auf dieſe Art war uns
von beiden Seiten geholfen: ich trank den Wein
gerne: denn es war alter guter Burgunder, und
meine Kameraden hatten was fuͤr ihre Familie.
Bald wurde ich allen Chirurgen und andern
Hoſpital-Bedienten bekannt, und da ich immer bey
der Hand und munter war, ſo gingen ſie gern mit
mir um. Ich werde mich lebenslang an den Umgang
und die Freundſchaft der Buͤrger Gibaſier, Val-
lée, Viol und andrer Feldſcheere, an den Apo-
theker Lenel, an den Magazin-Inſpektor Talon
und an andre guten Leute, die ich im Spital zu
Dijon habe kennen lernen, mit Vergnuͤgen erin-
nern. Auch nachher, als ich nicht mehr im Spital
war, haben dieſe Maͤnner es gern geſehen, wenn
ich ſie beſuchte.
Auf unſerm Spital ging es ſehr friedlich zu,
und die Zeit uͤber, da ich darauf war, ſind wenig
Exceſſe vorgefallen. Einmal nur war große Schlaͤ-
gerey unter einigen Volontaͤrs im Garten, und ei-
nige von ihnen wurden deshalb eingeſteckt. Ein
andermal hatte ſich ein Krankenwaͤrter, aus Dijon
gebuͤrtig, troz der ſcharfen Verbote, unterfangen,
einige Hembden unterzuſchlagen, und in der Stadt
zu verkaufen: er wurde verrrathen, und auf zwey
Jahre in Arreſt geſezt. Die Strafe war allerdings
Vierter Theil. Ff
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/453>, abgerufen am 22.11.2024.
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