Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

und noch einiges baares Geld hatte. Ich kann ihm
das nicht verdenken; und wenn es uns gelungen
wäre, unsern Anschlag glücklich auszuführen:
gern hätt' ich all mein Papier, und all mein Geld
dazu hergegeben: mich lüstete es gar sehr nach ei-
ner Reise durch die Schweiz.

Wir gingen, nachdem wir uns auf vier Tage
mit Brod, Speck, und Schnaps versehen hatten,
Abends von Dijon weg nach Auxonne zu. Ohn-
weit Auxonne verbargen wir uns früh in einem
Wald; harrten den ganzen Tag bis spät in die Nacht,
um alsdann in der Nähe von Auxonne einen Kahn
loszumachen, und über die Saone zu fahren.
Allein zu unserm Unglück waren Leute bey den Käh-
nen; wir machten uns also auf die andre Seite
der Brücke, fanden aber da gar keinen Kahn.
Nun liefen wir längs dem Fluß hinan, ob wir
sonstwo Kähne finden würden, aber umsonst. End-
lich kam der Tag und wir waren nicht weit von
einem Dorfe. Du siehst, sagte ich zu Gesell,
wir kommen nicht über den Fluß; und wenn wir
auch drüber wären, so wissen wir hernach weder
Weg noch Steg: laß uns also umkehren, und un-
ser Vorhaben ein andermal ins Werk setzen, wenn
wir welche bey uns haben, die der Wege kundiger
sind als wir.


und noch einiges baares Geld hatte. Ich kann ihm
das nicht verdenken; und wenn es uns gelungen
waͤre, unſern Anſchlag gluͤcklich auszufuͤhren:
gern haͤtt' ich all mein Papier, und all mein Geld
dazu hergegeben: mich luͤſtete es gar ſehr nach ei-
ner Reiſe durch die Schweiz.

Wir gingen, nachdem wir uns auf vier Tage
mit Brod, Speck, und Schnaps verſehen hatten,
Abends von Dijon weg nach Auxonne zu. Ohn-
weit Auxonne verbargen wir uns fruͤh in einem
Wald; harrten den ganzen Tag bis ſpaͤt in die Nacht,
um alsdann in der Naͤhe von Auxonne einen Kahn
loszumachen, und uͤber die Saone zu fahren.
Allein zu unſerm Ungluͤck waren Leute bey den Kaͤh-
nen; wir machten uns alſo auf die andre Seite
der Bruͤcke, fanden aber da gar keinen Kahn.
Nun liefen wir laͤngs dem Fluß hinan, ob wir
ſonſtwo Kaͤhne finden wuͤrden, aber umſonſt. End-
lich kam der Tag und wir waren nicht weit von
einem Dorfe. Du ſiehſt, ſagte ich zu Geſell,
wir kommen nicht uͤber den Fluß; und wenn wir
auch druͤber waͤren, ſo wiſſen wir hernach weder
Weg noch Steg: laß uns alſo umkehren, und un-
ſer Vorhaben ein andermal ins Werk ſetzen, wenn
wir welche bey uns haben, die der Wege kundiger
ſind als wir.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0495" n="491"/>
und noch einiges baares Geld hatte. Ich kann ihm<lb/>
das nicht verdenken; und wenn es uns gelungen<lb/>
wa&#x0364;re, un&#x017F;ern An&#x017F;chlag glu&#x0364;cklich auszufu&#x0364;hren:<lb/>
gern ha&#x0364;tt' ich all mein Papier, und all mein Geld<lb/>
dazu hergegeben: mich lu&#x0364;&#x017F;tete es gar &#x017F;ehr nach ei-<lb/>
ner Rei&#x017F;e durch die Schweiz.</p><lb/>
        <p>Wir gingen, nachdem wir uns auf vier Tage<lb/>
mit Brod, Speck, und Schnaps ver&#x017F;ehen hatten,<lb/>
Abends von Dijon weg nach Auxonne zu. Ohn-<lb/>
weit Auxonne verbargen wir uns fru&#x0364;h in einem<lb/>
Wald; harrten den ganzen Tag bis &#x017F;pa&#x0364;t in die Nacht,<lb/>
um alsdann in der Na&#x0364;he von Auxonne einen Kahn<lb/>
loszumachen, und u&#x0364;ber die <hi rendition="#g">Saone</hi> zu fahren.<lb/>
Allein zu un&#x017F;erm Unglu&#x0364;ck waren Leute bey den Ka&#x0364;h-<lb/>
nen; wir machten uns al&#x017F;o auf die andre Seite<lb/>
der Bru&#x0364;cke, fanden aber da gar keinen Kahn.<lb/>
Nun liefen wir la&#x0364;ngs dem Fluß hinan, ob wir<lb/>
&#x017F;on&#x017F;two Ka&#x0364;hne finden wu&#x0364;rden, aber um&#x017F;on&#x017F;t. End-<lb/>
lich kam der Tag und wir waren nicht weit von<lb/>
einem Dorfe. Du &#x017F;ieh&#x017F;t, &#x017F;agte ich zu <hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell</hi>,<lb/>
wir kommen nicht u&#x0364;ber den Fluß; und wenn wir<lb/>
auch dru&#x0364;ber wa&#x0364;ren, &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en wir hernach weder<lb/>
Weg noch Steg: laß uns al&#x017F;o umkehren, und un-<lb/>
&#x017F;er Vorhaben ein andermal ins Werk &#x017F;etzen, wenn<lb/>
wir welche bey uns haben, die der Wege kundiger<lb/>
&#x017F;ind als wir.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[491/0495] und noch einiges baares Geld hatte. Ich kann ihm das nicht verdenken; und wenn es uns gelungen waͤre, unſern Anſchlag gluͤcklich auszufuͤhren: gern haͤtt' ich all mein Papier, und all mein Geld dazu hergegeben: mich luͤſtete es gar ſehr nach ei- ner Reiſe durch die Schweiz. Wir gingen, nachdem wir uns auf vier Tage mit Brod, Speck, und Schnaps verſehen hatten, Abends von Dijon weg nach Auxonne zu. Ohn- weit Auxonne verbargen wir uns fruͤh in einem Wald; harrten den ganzen Tag bis ſpaͤt in die Nacht, um alsdann in der Naͤhe von Auxonne einen Kahn loszumachen, und uͤber die Saone zu fahren. Allein zu unſerm Ungluͤck waren Leute bey den Kaͤh- nen; wir machten uns alſo auf die andre Seite der Bruͤcke, fanden aber da gar keinen Kahn. Nun liefen wir laͤngs dem Fluß hinan, ob wir ſonſtwo Kaͤhne finden wuͤrden, aber umſonſt. End- lich kam der Tag und wir waren nicht weit von einem Dorfe. Du ſiehſt, ſagte ich zu Geſell, wir kommen nicht uͤber den Fluß; und wenn wir auch druͤber waͤren, ſo wiſſen wir hernach weder Weg noch Steg: laß uns alſo umkehren, und un- ſer Vorhaben ein andermal ins Werk ſetzen, wenn wir welche bey uns haben, die der Wege kundiger ſind als wir.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/495
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/495>, abgerufen am 22.11.2024.