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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Stelle, und trug kein Bedenken, den National-
Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah-
men ihm das anfänglich freilich sehr übel. Acker-
mann indeß fing an, seine Gemeinde über Moral,
Religion, Kirchendienst und Patriotismus gehö-
rig zu unterrichten, und Er ist es, dem die Lan-
dauer ihre bessere Einsicht verdanken. Er schrieb
auch eine patriotische Zeitung, voll Bescheidenheit
und Wahrheitsliebe; und seine Abhandlung über
die Bedrückung der Franzosen
unter der
vorigen Regierung *) kann Niemand lesen, ohne
die innigste Rührung und ohne Verabscheuung al-
ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa-
stor Ackermann einigemal bey meinem Freunde
Brion gesprochen, und wurde allemal entzückt
über die guten, gesunden Urtheile, welche er über
die Begebenheiten der Zeit fällte. Ein Mann,
wie er, konnte das Papstthum ruhig fallen sehen,
und bleiben, was er war -- Mann von selbstständi-
gem Werthe.

Das Papiergeld hatte damals in Landau we-
nig Werth. Der Repräsentant hatte zwar anschla-
gen und befehlen lassen, daß das Assignatengeld,
oder wie man es damals gewöhnlich nannte, das
Rauschegeld, im Gegensatz des Klingegel-

*) Landau, 1793.

Stelle, und trug kein Bedenken, den National-
Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah-
men ihm das anfaͤnglich freilich ſehr uͤbel. Acker-
mann indeß fing an, ſeine Gemeinde uͤber Moral,
Religion, Kirchendienſt und Patriotismus gehoͤ-
rig zu unterrichten, und Er iſt es, dem die Lan-
dauer ihre beſſere Einſicht verdanken. Er ſchrieb
auch eine patriotiſche Zeitung, voll Beſcheidenheit
und Wahrheitsliebe; und ſeine Abhandlung uͤber
die Bedruͤckung der Franzoſen
unter der
vorigen Regierung *) kann Niemand leſen, ohne
die innigſte Ruͤhrung und ohne Verabſcheuung al-
ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa-
ſtor Ackermann einigemal bey meinem Freunde
Brion geſprochen, und wurde allemal entzuͤckt
uͤber die guten, geſunden Urtheile, welche er uͤber
die Begebenheiten der Zeit faͤllte. Ein Mann,
wie er, konnte das Papſtthum ruhig fallen ſehen,
und bleiben, was er war — Mann von ſelbſtſtaͤndi-
gem Werthe.

Das Papiergeld hatte damals in Landau we-
nig Werth. Der Repraͤſentant hatte zwar anſchla-
gen und befehlen laſſen, daß das Aſſignatengeld,
oder wie man es damals gewoͤhnlich nannte, das
Rauſchegeld, im Gegenſatz des Klingegel-

*) Landau, 1793.
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[59/0063] Stelle, und trug kein Bedenken, den National- Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah- men ihm das anfaͤnglich freilich ſehr uͤbel. Acker- mann indeß fing an, ſeine Gemeinde uͤber Moral, Religion, Kirchendienſt und Patriotismus gehoͤ- rig zu unterrichten, und Er iſt es, dem die Lan- dauer ihre beſſere Einſicht verdanken. Er ſchrieb auch eine patriotiſche Zeitung, voll Beſcheidenheit und Wahrheitsliebe; und ſeine Abhandlung uͤber die Bedruͤckung der Franzoſen unter der vorigen Regierung *) kann Niemand leſen, ohne die innigſte Ruͤhrung und ohne Verabſcheuung al- ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa- ſtor Ackermann einigemal bey meinem Freunde Brion geſprochen, und wurde allemal entzuͤckt uͤber die guten, geſunden Urtheile, welche er uͤber die Begebenheiten der Zeit faͤllte. Ein Mann, wie er, konnte das Papſtthum ruhig fallen ſehen, und bleiben, was er war — Mann von ſelbſtſtaͤndi- gem Werthe. Das Papiergeld hatte damals in Landau we- nig Werth. Der Repraͤſentant hatte zwar anſchla- gen und befehlen laſſen, daß das Aſſignatengeld, oder wie man es damals gewoͤhnlich nannte, das Rauſchegeld, im Gegenſatz des Klingegel- *) Landau, 1793.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/63>, abgerufen am 23.11.2024.