Stelle, und trug kein Bedenken, den National- Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah- men ihm das anfänglich freilich sehr übel. Acker- mann indeß fing an, seine Gemeinde über Moral, Religion, Kirchendienst und Patriotismus gehö- rig zu unterrichten, und Er ist es, dem die Lan- dauer ihre bessere Einsicht verdanken. Er schrieb auch eine patriotische Zeitung, voll Bescheidenheit und Wahrheitsliebe; und seine Abhandlung über die Bedrückung der Franzosen unter der vorigen Regierung *) kann Niemand lesen, ohne die innigste Rührung und ohne Verabscheuung al- ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa- stor Ackermann einigemal bey meinem Freunde Brion gesprochen, und wurde allemal entzückt über die guten, gesunden Urtheile, welche er über die Begebenheiten der Zeit fällte. Ein Mann, wie er, konnte das Papstthum ruhig fallen sehen, und bleiben, was er war -- Mann von selbstständi- gem Werthe.
Das Papiergeld hatte damals in Landau we- nig Werth. Der Repräsentant hatte zwar anschla- gen und befehlen lassen, daß das Assignatengeld, oder wie man es damals gewöhnlich nannte, das Rauschegeld, im Gegensatz des Klingegel-
*) Landau, 1793.
Stelle, und trug kein Bedenken, den National- Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah- men ihm das anfaͤnglich freilich ſehr uͤbel. Acker- mann indeß fing an, ſeine Gemeinde uͤber Moral, Religion, Kirchendienſt und Patriotismus gehoͤ- rig zu unterrichten, und Er iſt es, dem die Lan- dauer ihre beſſere Einſicht verdanken. Er ſchrieb auch eine patriotiſche Zeitung, voll Beſcheidenheit und Wahrheitsliebe; und ſeine Abhandlung uͤber die Bedruͤckung der Franzoſen unter der vorigen Regierung *) kann Niemand leſen, ohne die innigſte Ruͤhrung und ohne Verabſcheuung al- ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa- ſtor Ackermann einigemal bey meinem Freunde Brion geſprochen, und wurde allemal entzuͤckt uͤber die guten, geſunden Urtheile, welche er uͤber die Begebenheiten der Zeit faͤllte. Ein Mann, wie er, konnte das Papſtthum ruhig fallen ſehen, und bleiben, was er war — Mann von ſelbſtſtaͤndi- gem Werthe.
Das Papiergeld hatte damals in Landau we- nig Werth. Der Repraͤſentant hatte zwar anſchla- gen und befehlen laſſen, daß das Aſſignatengeld, oder wie man es damals gewoͤhnlich nannte, das Rauſchegeld, im Gegenſatz des Klingegel-
*) Landau, 1793.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0063"n="59"/>
Stelle, und trug kein Bedenken, den National-<lb/>
Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah-<lb/>
men ihm das anfaͤnglich freilich ſehr uͤbel. Acker-<lb/>
mann indeß fing an, ſeine Gemeinde uͤber Moral,<lb/>
Religion, Kirchendienſt und Patriotismus gehoͤ-<lb/>
rig zu unterrichten, und Er iſt es, dem die Lan-<lb/>
dauer ihre beſſere Einſicht verdanken. Er ſchrieb<lb/>
auch eine patriotiſche Zeitung, voll Beſcheidenheit<lb/>
und Wahrheitsliebe; und ſeine Abhandlung <hirendition="#g">uͤber<lb/>
die Bedruͤckung der Franzoſen</hi> unter der<lb/>
vorigen Regierung <noteplace="foot"n="*)">Landau, 1793.</note> kann Niemand leſen, ohne<lb/>
die innigſte Ruͤhrung und ohne Verabſcheuung al-<lb/>
ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa-<lb/>ſtor <hirendition="#g">Ackermann</hi> einigemal bey meinem Freunde<lb/><hirendition="#g">Brion</hi> geſprochen, und wurde allemal entzuͤckt<lb/>
uͤber die guten, geſunden Urtheile, welche er uͤber<lb/>
die Begebenheiten der Zeit faͤllte. Ein Mann,<lb/>
wie er, konnte das Papſtthum ruhig fallen ſehen,<lb/>
und bleiben, was er war — Mann von ſelbſtſtaͤndi-<lb/>
gem Werthe.</p><lb/><p>Das Papiergeld hatte damals in Landau we-<lb/>
nig Werth. Der Repraͤſentant hatte zwar anſchla-<lb/>
gen und befehlen laſſen, daß das Aſſignatengeld,<lb/>
oder wie man es damals gewoͤhnlich nannte, das<lb/><hirendition="#g">Rauſchegeld</hi>, im Gegenſatz des <hirendition="#g">Klingegel</hi>-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[59/0063]
Stelle, und trug kein Bedenken, den National-
Eid abzulegen. Viele orthodoxen Katholiken nah-
men ihm das anfaͤnglich freilich ſehr uͤbel. Acker-
mann indeß fing an, ſeine Gemeinde uͤber Moral,
Religion, Kirchendienſt und Patriotismus gehoͤ-
rig zu unterrichten, und Er iſt es, dem die Lan-
dauer ihre beſſere Einſicht verdanken. Er ſchrieb
auch eine patriotiſche Zeitung, voll Beſcheidenheit
und Wahrheitsliebe; und ſeine Abhandlung uͤber
die Bedruͤckung der Franzoſen unter der
vorigen Regierung *) kann Niemand leſen, ohne
die innigſte Ruͤhrung und ohne Verabſcheuung al-
ler Tyranney und Tyrannen. Ich habe den Pa-
ſtor Ackermann einigemal bey meinem Freunde
Brion geſprochen, und wurde allemal entzuͤckt
uͤber die guten, geſunden Urtheile, welche er uͤber
die Begebenheiten der Zeit faͤllte. Ein Mann,
wie er, konnte das Papſtthum ruhig fallen ſehen,
und bleiben, was er war — Mann von ſelbſtſtaͤndi-
gem Werthe.
Das Papiergeld hatte damals in Landau we-
nig Werth. Der Repraͤſentant hatte zwar anſchla-
gen und befehlen laſſen, daß das Aſſignatengeld,
oder wie man es damals gewoͤhnlich nannte, das
Rauſchegeld, im Gegenſatz des Klingegel-
*) Landau, 1793.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/63>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.