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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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deutschen Offizieren noch nicht fortsetzen konnte.
Der Kriegskommissär war zwar mit meiner Ortho-
graphie zufrieden, aber meine Handschrift gefiel
ihm nicht; er konnte mich also nur zum Abschrei-
ben, und dann und wann zum Koncipiren brau-
chen: was aber leserlich rein geschrieben seyn mußte,
war immer das Werk des G[r]effier's.

Zu eben der Zeit lernte ich einen Mann kennen,
welcher das Karmeliterkloster nebst deren Kirche an
sich gekauft hatte, und gleich niederreißen ließ.
Ich unterzog mich der Arbeit, die heiligen Mauern
und Pfeiler mit niederzuwerfen, erhielt dafür täg-
lich einmal zu essen, und 50 Sous in Papier, und
stand mich dadurch so gut, als man sich in meinen
damaligen Umständen stehen konnte. Wenn ich so
auf einem Pfeiler stand, und die großen Quader-
steine losbrach, fiel mir oft der heilige Simon
Stylites
ein, welcher ehedem -- wie man be-
richtet -- so viele Jahre hinter einander auf einer
Säule gestanden ist. Da machte ich dann einen
Vergleich zwischen jenem geduldigen Heiligen und
mir Unheiligen, und fand so viel Verschiedenheit,
daß ich oft selbst überlaut lachen mußte. --

Am Ende jeder Dekade wurden wir ausgezahlt:
jeder erhielt alsdann 22 Livres 10 Sous, und so
war ich immer im Stande, nicht nur zu bezahlen,
was ich indessen geborgt hatte, sondern es blieb

deutſchen Offizieren noch nicht fortſetzen konnte.
Der Kriegskommiſſaͤr war zwar mit meiner Ortho-
graphie zufrieden, aber meine Handſchrift gefiel
ihm nicht; er konnte mich alſo nur zum Abſchrei-
ben, und dann und wann zum Koncipiren brau-
chen: was aber leſerlich rein geſchrieben ſeyn mußte,
war immer das Werk des G[r]effier's.

Zu eben der Zeit lernte ich einen Mann kennen,
welcher das Karmeliterkloſter nebſt deren Kirche an
ſich gekauft hatte, und gleich niederreißen ließ.
Ich unterzog mich der Arbeit, die heiligen Mauern
und Pfeiler mit niederzuwerfen, erhielt dafuͤr taͤg-
lich einmal zu eſſen, und 50 Sous in Papier, und
ſtand mich dadurch ſo gut, als man ſich in meinen
damaligen Umſtaͤnden ſtehen konnte. Wenn ich ſo
auf einem Pfeiler ſtand, und die großen Quader-
ſteine losbrach, fiel mir oft der heilige Simon
Stylites
ein, welcher ehedem — wie man be-
richtet — ſo viele Jahre hinter einander auf einer
Saͤule geſtanden iſt. Da machte ich dann einen
Vergleich zwiſchen jenem geduldigen Heiligen und
mir Unheiligen, und fand ſo viel Verſchiedenheit,
daß ich oft ſelbſt uͤberlaut lachen mußte. —

Am Ende jeder Dekade wurden wir ausgezahlt:
jeder erhielt alsdann 22 Livres 10 Sous, und ſo
war ich immer im Stande, nicht nur zu bezahlen,
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[115/0119] deutſchen Offizieren noch nicht fortſetzen konnte. Der Kriegskommiſſaͤr war zwar mit meiner Ortho- graphie zufrieden, aber meine Handſchrift gefiel ihm nicht; er konnte mich alſo nur zum Abſchrei- ben, und dann und wann zum Koncipiren brau- chen: was aber leſerlich rein geſchrieben ſeyn mußte, war immer das Werk des Greffier's. Zu eben der Zeit lernte ich einen Mann kennen, welcher das Karmeliterkloſter nebſt deren Kirche an ſich gekauft hatte, und gleich niederreißen ließ. Ich unterzog mich der Arbeit, die heiligen Mauern und Pfeiler mit niederzuwerfen, erhielt dafuͤr taͤg- lich einmal zu eſſen, und 50 Sous in Papier, und ſtand mich dadurch ſo gut, als man ſich in meinen damaligen Umſtaͤnden ſtehen konnte. Wenn ich ſo auf einem Pfeiler ſtand, und die großen Quader- ſteine losbrach, fiel mir oft der heilige Simon Stylites ein, welcher ehedem — wie man be- richtet — ſo viele Jahre hinter einander auf einer Saͤule geſtanden iſt. Da machte ich dann einen Vergleich zwiſchen jenem geduldigen Heiligen und mir Unheiligen, und fand ſo viel Verſchiedenheit, daß ich oft ſelbſt uͤberlaut lachen mußte. — Am Ende jeder Dekade wurden wir ausgezahlt: jeder erhielt alsdann 22 Livres 10 Sous, und ſo war ich immer im Stande, nicht nur zu bezahlen, was ich indeſſen geborgt hatte, ſondern es blieb

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/119>, abgerufen am 21.11.2024.