Von dieser Zeit an habe ich niemanden mehr schlagen müssen, als einmal in Hornberg, auf Befehl des Majors von Besserer, einen Ka- nonier, der eine hochs[ch]wangere Ehefrau mit Ge- walt hatte nothzüchtigen [w]ollen. Diesem Kerl ha- be ich aber seine Portion auch tüchtig zugemessen.
Erst in Freystätt schrieb ich an Hrn. Bispink nach Halle, und dankte ihm für die Mühe um meine Befreyung aus Frankreich. Zugleich er- zählte ich ihm meine Widerwärtigkeiten auf der Rückreise, und zeigte ihm an, daß die Schwierig- keit, ohne Gefahr vor den Oestreichern durchzu- kommen, und der Mangel an Allem mich genöthi- get hätten, von neuem Dienst zu nehmen, aber unter Truppen, bey welchen es nicht schwer hielte, loszukommen. Den Namen dieser Truppen ver- schwieg ich indeß, wie auch den Ort meines dama- ligen Aufenthalts. Ich besorgte nämlich, mein Brief mögte durch irgend einen Zufall in unge- waschne Hände fallen: dadurch mögte mein Auf- enthalt dem Thaddenschen Regiment bekannt wer- den: dieses mögte mich ausgeliefert wissen wollen; und so könnte es dann geschehen, daß ich wieder preußische Uniform tragen müßte. Da ich aber einmal beschlossen hatte, diese Uniform nicht mehr zu tragen, indem meine noch immer offne Brust- wunde, nebst meinen geschwollnen Füßen vom
Von dieſer Zeit an habe ich niemanden mehr ſchlagen muͤſſen, als einmal in Hornberg, auf Befehl des Majors von Beſſerer, einen Ka- nonier, der eine hochſ[ch]wangere Ehefrau mit Ge- walt hatte nothzuͤchtigen [w]ollen. Dieſem Kerl ha- be ich aber ſeine Portion auch tuͤchtig zugemeſſen.
Erſt in Freyſtaͤtt ſchrieb ich an Hrn. Bispink nach Halle, und dankte ihm fuͤr die Muͤhe um meine Befreyung aus Frankreich. Zugleich er- zaͤhlte ich ihm meine Widerwaͤrtigkeiten auf der Ruͤckreiſe, und zeigte ihm an, daß die Schwierig- keit, ohne Gefahr vor den Oeſtreichern durchzu- kommen, und der Mangel an Allem mich genoͤthi- get haͤtten, von neuem Dienſt zu nehmen, aber unter Truppen, bey welchen es nicht ſchwer hielte, loszukommen. Den Namen dieſer Truppen ver- ſchwieg ich indeß, wie auch den Ort meines dama- ligen Aufenthalts. Ich beſorgte naͤmlich, mein Brief moͤgte durch irgend einen Zufall in unge- waſchne Haͤnde fallen: dadurch moͤgte mein Auf- enthalt dem Thaddenſchen Regiment bekannt wer- den: dieſes moͤgte mich ausgeliefert wiſſen wollen; und ſo koͤnnte es dann geſchehen, daß ich wieder preußiſche Uniform tragen muͤßte. Da ich aber einmal beſchloſſen hatte, dieſe Uniform nicht mehr zu tragen, indem meine noch immer offne Bruſt- wunde, nebſt meinen geſchwollnen Fuͤßen vom
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[207/0211]
Von dieſer Zeit an habe ich niemanden mehr
ſchlagen muͤſſen, als einmal in Hornberg, auf
Befehl des Majors von Beſſerer, einen Ka-
nonier, der eine hochſchwangere Ehefrau mit Ge-
walt hatte nothzuͤchtigen wollen. Dieſem Kerl ha-
be ich aber ſeine Portion auch tuͤchtig zugemeſſen.
Erſt in Freyſtaͤtt ſchrieb ich an Hrn. Bispink
nach Halle, und dankte ihm fuͤr die Muͤhe um
meine Befreyung aus Frankreich. Zugleich er-
zaͤhlte ich ihm meine Widerwaͤrtigkeiten auf der
Ruͤckreiſe, und zeigte ihm an, daß die Schwierig-
keit, ohne Gefahr vor den Oeſtreichern durchzu-
kommen, und der Mangel an Allem mich genoͤthi-
get haͤtten, von neuem Dienſt zu nehmen, aber
unter Truppen, bey welchen es nicht ſchwer hielte,
loszukommen. Den Namen dieſer Truppen ver-
ſchwieg ich indeß, wie auch den Ort meines dama-
ligen Aufenthalts. Ich beſorgte naͤmlich, mein
Brief moͤgte durch irgend einen Zufall in unge-
waſchne Haͤnde fallen: dadurch moͤgte mein Auf-
enthalt dem Thaddenſchen Regiment bekannt wer-
den: dieſes moͤgte mich ausgeliefert wiſſen wollen;
und ſo koͤnnte es dann geſchehen, daß ich wieder
preußiſche Uniform tragen muͤßte. Da ich aber
einmal beſchloſſen hatte, dieſe Uniform nicht mehr
zu tragen, indem meine noch immer offne Bruſt-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/211>, abgerufen am 21.11.2024.
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