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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Ich wurde in Dijon über meine Verhaftung
von jedem befragt, aber da ich nicht für gut fand,
über eine mir so verhaßte Sache jedem zu dienen:
so gab ich lauter Antworten -- nach Gutdünken.
Auch fing ich meine Lehrstunden wieder an, und
gab sie fleißig und zur Befriedigung meiner Herren
Scholaren, welche alle recht brave Männer waren.

Ich war auch bey den deutschen Gefangnen
der allgemeine Briefsteller im Französischen, be-
sonders in dem Departement der Liebeley. Die
Herren hatten eben nichts zu thun, sahen viel
hübsche Mädel, die ihnen nicht grausam zu seyn
schienen, und da hatten sie ihnen gar manches zu
entdecken. Aber die meisten hatten das Unglück,
daß sie sich ihren Schönen nicht nähern konnten,
und da mußte man seine Zuflucht zur Feder neh-
men, und Liebeszettelchen abschicken. Gewöhn-
lich wurden diese Briefchen sogleich und größten-
theils günstig beantwortet -- in aller Zucht und
Ehrbarkeit, versteht sich, und in der gewöhnlichen
Orthographie der Frauenzimmer, d. i. mit Schni-
zern über Schnitzer in jeder Zeile. Doch, da sel-
ten ein Mann, sey er auch ein Mann von Erzie-
hung und Kenntnissen, die Rechtschreibung seiner
Sprache ganz inne hat: so kann man es dem
Frauenzimmer nicht verdenken, wenn sie die Worte
bis zur Unkenntlichkeit verhunzen. Dieses Kribes

Ich wurde in Dijon uͤber meine Verhaftung
von jedem befragt, aber da ich nicht fuͤr gut fand,
uͤber eine mir ſo verhaßte Sache jedem zu dienen:
ſo gab ich lauter Antworten — nach Gutduͤnken.
Auch fing ich meine Lehrſtunden wieder an, und
gab ſie fleißig und zur Befriedigung meiner Herren
Scholaren, welche alle recht brave Maͤnner waren.

Ich war auch bey den deutſchen Gefangnen
der allgemeine Briefſteller im Franzoͤſiſchen, be-
ſonders in dem Departement der Liebeley. Die
Herren hatten eben nichts zu thun, ſahen viel
huͤbſche Maͤdel, die ihnen nicht grauſam zu ſeyn
ſchienen, und da hatten ſie ihnen gar manches zu
entdecken. Aber die meiſten hatten das Ungluͤck,
daß ſie ſich ihren Schoͤnen nicht naͤhern konnten,
und da mußte man ſeine Zuflucht zur Feder neh-
men, und Liebeszettelchen abſchicken. Gewoͤhn-
lich wurden dieſe Briefchen ſogleich und groͤßten-
theils guͤnſtig beantwortet — in aller Zucht und
Ehrbarkeit, verſteht ſich, und in der gewoͤhnlichen
Orthographie der Frauenzimmer, d. i. mit Schni-
zern uͤber Schnitzer in jeder Zeile. Doch, da ſel-
ten ein Mann, ſey er auch ein Mann von Erzie-
hung und Kenntniſſen, die Rechtſchreibung ſeiner
Sprache ganz inne hat: ſo kann man es dem
Frauenzimmer nicht verdenken, wenn ſie die Worte
bis zur Unkenntlichkeit verhunzen. Dieſes Kribes

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[25/0029] Ich wurde in Dijon uͤber meine Verhaftung von jedem befragt, aber da ich nicht fuͤr gut fand, uͤber eine mir ſo verhaßte Sache jedem zu dienen: ſo gab ich lauter Antworten — nach Gutduͤnken. Auch fing ich meine Lehrſtunden wieder an, und gab ſie fleißig und zur Befriedigung meiner Herren Scholaren, welche alle recht brave Maͤnner waren. Ich war auch bey den deutſchen Gefangnen der allgemeine Briefſteller im Franzoͤſiſchen, be- ſonders in dem Departement der Liebeley. Die Herren hatten eben nichts zu thun, ſahen viel huͤbſche Maͤdel, die ihnen nicht grauſam zu ſeyn ſchienen, und da hatten ſie ihnen gar manches zu entdecken. Aber die meiſten hatten das Ungluͤck, daß ſie ſich ihren Schoͤnen nicht naͤhern konnten, und da mußte man ſeine Zuflucht zur Feder neh- men, und Liebeszettelchen abſchicken. Gewoͤhn- lich wurden dieſe Briefchen ſogleich und groͤßten- theils guͤnſtig beantwortet — in aller Zucht und Ehrbarkeit, verſteht ſich, und in der gewoͤhnlichen Orthographie der Frauenzimmer, d. i. mit Schni- zern uͤber Schnitzer in jeder Zeile. Doch, da ſel- ten ein Mann, ſey er auch ein Mann von Erzie- hung und Kenntniſſen, die Rechtſchreibung ſeiner Sprache ganz inne hat: ſo kann man es dem Frauenzimmer nicht verdenken, wenn ſie die Worte bis zur Unkenntlichkeit verhunzen. Dieſes Kribes

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/29>, abgerufen am 21.11.2024.