sen könnte, und ob ich wohl so gut seyn wollte, ihnen aus einem Buche Erklärungen zu machen, welches in diesen Sprachen geschrieben wäre. Ich bejahte das erste, und sagte dem Manne, daß er mir das Buch nur schicken oder bringen mögte; dann woll- te ich schon sehen, ob ich es verstände oder nicht, und verstände ichs, so würde ich es gern erklären. Der Bauer war froh über meine Aeußerung, und schied mit der Versicherung, daß bald ein andrer Mann zu mir kommen würde.
Es kam auch wirklich ein solcher, aber ich war nicht zu Hause, als er nach mir gefragt hatte. Von ohngefähr erfuhr ich auf der Straße, daß ein Mann nach mir gefragt hätte, der ein rechter Hexenmeister seyn sollte. Ich ward neugierig, und ließ mir den Mann näher beschreiben. Da war es denn ein Kerl, der ehedem ein schönes Gut besessen hatte, in den besten Umständen, der aber durch Geistersehen, Schatzgraben und andre abge- schmackte Teufeleyen sich an den Bettelstab gebracht hatte. Nun hatte ich genug.
Zu Mittage kam der Mosjöh zu mir, und that sehr geheim, legte mir aber dieselben Fragen vor, die mir der Bauer schon vorgelegt hatte. Endlich holte er ein altes lateinisch-geschriebenes Buch aus der Tasche. Es handelte vom Geisterbeschwören, und war vielleicht die Clavicula Salomonis oder Pa-
ſen koͤnnte, und ob ich wohl ſo gut ſeyn wollte, ihnen aus einem Buche Erklaͤrungen zu machen, welches in dieſen Sprachen geſchrieben waͤre. Ich bejahte das erſte, und ſagte dem Manne, daß er mir das Buch nur ſchicken oder bringen moͤgte; dann woll- te ich ſchon ſehen, ob ich es verſtaͤnde oder nicht, und verſtaͤnde ichs, ſo wuͤrde ich es gern erklaͤren. Der Bauer war froh uͤber meine Aeußerung, und ſchied mit der Verſicherung, daß bald ein andrer Mann zu mir kommen wuͤrde.
Es kam auch wirklich ein ſolcher, aber ich war nicht zu Hauſe, als er nach mir gefragt hatte. Von ohngefaͤhr erfuhr ich auf der Straße, daß ein Mann nach mir gefragt haͤtte, der ein rechter Hexenmeiſter ſeyn ſollte. Ich ward neugierig, und ließ mir den Mann naͤher beſchreiben. Da war es denn ein Kerl, der ehedem ein ſchoͤnes Gut beſeſſen hatte, in den beſten Umſtaͤnden, der aber durch Geiſterſehen, Schatzgraben und andre abge- ſchmackte Teufeleyen ſich an den Bettelſtab gebracht hatte. Nun hatte ich genug.
Zu Mittage kam der Mosjoͤh zu mir, und that ſehr geheim, legte mir aber dieſelben Fragen vor, die mir der Bauer ſchon vorgelegt hatte. Endlich holte er ein altes lateiniſch-geſchriebenes Buch aus der Taſche. Es handelte vom Geiſterbeſchwoͤren, und war vielleicht die Clavicula Salomonis oder Pa-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0348"n="344"/>ſen koͤnnte, und ob ich wohl ſo gut ſeyn wollte, ihnen<lb/>
aus einem Buche Erklaͤrungen zu machen, welches in<lb/>
dieſen Sprachen geſchrieben waͤre. Ich bejahte das<lb/>
erſte, und ſagte dem Manne, daß er mir das<lb/>
Buch nur ſchicken oder bringen moͤgte; dann woll-<lb/>
te ich ſchon ſehen, ob ich es verſtaͤnde oder nicht,<lb/>
und verſtaͤnde ichs, ſo wuͤrde ich es gern erklaͤren.<lb/>
Der Bauer war froh uͤber meine Aeußerung, und<lb/>ſchied mit der Verſicherung, daß bald ein andrer<lb/>
Mann zu mir kommen wuͤrde.</p><lb/><p>Es kam auch wirklich ein ſolcher, aber ich war<lb/>
nicht zu Hauſe, als er nach mir gefragt hatte.<lb/>
Von ohngefaͤhr erfuhr ich auf der Straße, daß<lb/>
ein Mann nach mir gefragt haͤtte, der ein rechter<lb/><hirendition="#g">Hexenmeiſter</hi>ſeyn ſollte. Ich ward neugierig,<lb/>
und ließ mir den Mann naͤher beſchreiben. Da<lb/>
war es denn ein Kerl, der ehedem ein ſchoͤnes Gut<lb/>
beſeſſen hatte, in den beſten Umſtaͤnden, der aber<lb/>
durch Geiſterſehen, Schatzgraben und andre abge-<lb/>ſchmackte Teufeleyen ſich an den Bettelſtab gebracht<lb/>
hatte. Nun hatte ich genug.</p><lb/><p>Zu Mittage kam der Mosjoͤh zu mir, und that<lb/>ſehr geheim, legte mir aber dieſelben Fragen vor,<lb/>
die mir der Bauer ſchon vorgelegt hatte. Endlich<lb/>
holte er ein altes lateiniſch-geſchriebenes Buch aus<lb/>
der Taſche. Es handelte vom Geiſterbeſchwoͤren,<lb/>
und war vielleicht die <hirendition="#aq">Clavicula Salomonis</hi> oder <hirendition="#aq">Pa-<lb/></hi></p></div></body></text></TEI>
[344/0348]
ſen koͤnnte, und ob ich wohl ſo gut ſeyn wollte, ihnen
aus einem Buche Erklaͤrungen zu machen, welches in
dieſen Sprachen geſchrieben waͤre. Ich bejahte das
erſte, und ſagte dem Manne, daß er mir das
Buch nur ſchicken oder bringen moͤgte; dann woll-
te ich ſchon ſehen, ob ich es verſtaͤnde oder nicht,
und verſtaͤnde ichs, ſo wuͤrde ich es gern erklaͤren.
Der Bauer war froh uͤber meine Aeußerung, und
ſchied mit der Verſicherung, daß bald ein andrer
Mann zu mir kommen wuͤrde.
Es kam auch wirklich ein ſolcher, aber ich war
nicht zu Hauſe, als er nach mir gefragt hatte.
Von ohngefaͤhr erfuhr ich auf der Straße, daß
ein Mann nach mir gefragt haͤtte, der ein rechter
Hexenmeiſter ſeyn ſollte. Ich ward neugierig,
und ließ mir den Mann naͤher beſchreiben. Da
war es denn ein Kerl, der ehedem ein ſchoͤnes Gut
beſeſſen hatte, in den beſten Umſtaͤnden, der aber
durch Geiſterſehen, Schatzgraben und andre abge-
ſchmackte Teufeleyen ſich an den Bettelſtab gebracht
hatte. Nun hatte ich genug.
Zu Mittage kam der Mosjoͤh zu mir, und that
ſehr geheim, legte mir aber dieſelben Fragen vor,
die mir der Bauer ſchon vorgelegt hatte. Endlich
holte er ein altes lateiniſch-geſchriebenes Buch aus
der Taſche. Es handelte vom Geiſterbeſchwoͤren,
und war vielleicht die Clavicula Salomonis oder Pa-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/348>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.