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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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er ist auch bezahlt worden, hätten aber die Herren
sich wuchten können, er hätte nie einen Heller
erhalten.

Eben deßwegen, daß der Student so gerne
prellt, sich mit der Malice drückt, sich
wuchtet und skissirt, ist auch der Credit so
selten, und die Prellereyen von Seiten der Phili-
ster gehn ins Wilde. Es ist was abscheuliches,
ein Pumpbuch für Studenten nachzusehen, wie
da alles übersezt ist, wodurch auch der ordentlichste
Mensch bey einem sonst ganz artigen Wechsel, mit
Gewalt gezwungen wird, sich in Schulden zu ste-
cken. Die Philister rühmen sich öffentlich, daß
sie die Studenten prellten, und rechtfertigen ihre
Prellereyen damit, daß sie ja auch geprellt würden,
daß man es ihnen also nicht übel nehmen dürfe,
wenn auch sie die Studenten wieder prellten. Der
Student betrachtet den Philister, und der Philister den
Studenten als abgesagten Feind, und Feinde, wie
man weiß, plündern sich wechselsweise, ohne sich
deßhalben Vorwürfe zu machen. Man hat, beson-
ders seit einiger Zeit her, so viel über die Verbesserung
des Studentenwesens geschrieben, aber den wichti-
gen Punkt, die Pumpprellereyen betreffend, fast gar
nicht berührt. Uebrigens denke man ja nicht, daß bloß
in den Häusern einiger habsüchtigen Bürger solche
Betrügereyen -- denn das sind solche Späße

Laukh. Leben 5ter Theil H

er iſt auch bezahlt worden, haͤtten aber die Herren
ſich wuchten koͤnnen, er haͤtte nie einen Heller
erhalten.

Eben deßwegen, daß der Student ſo gerne
prellt, ſich mit der Malice druͤckt, ſich
wuchtet und ſkiſſirt, iſt auch der Credit ſo
ſelten, und die Prellereyen von Seiten der Phili-
ſter gehn ins Wilde. Es iſt was abſcheuliches,
ein Pumpbuch fuͤr Studenten nachzuſehen, wie
da alles uͤberſezt iſt, wodurch auch der ordentlichſte
Menſch bey einem ſonſt ganz artigen Wechſel, mit
Gewalt gezwungen wird, ſich in Schulden zu ſte-
cken. Die Philiſter ruͤhmen ſich oͤffentlich, daß
ſie die Studenten prellten, und rechtfertigen ihre
Prellereyen damit, daß ſie ja auch geprellt wuͤrden,
daß man es ihnen alſo nicht uͤbel nehmen duͤrfe,
wenn auch ſie die Studenten wieder prellten. Der
Student betrachtet den Philiſter, und der Philiſter den
Studenten als abgeſagten Feind, und Feinde, wie
man weiß, pluͤndern ſich wechſelsweiſe, ohne ſich
deßhalben Vorwuͤrfe zu machen. Man hat, beſon-
ders ſeit einiger Zeit her, ſo viel uͤber die Verbeſſerung
des Studentenweſens geſchrieben, aber den wichti-
gen Punkt, die Pumpprellereyen betreffend, faſt gar
nicht beruͤhrt. Uebrigens denke man ja nicht, daß bloß
in den Haͤuſern einiger habſuͤchtigen Buͤrger ſolche
Betruͤgereyen — denn das ſind ſolche Spaͤße

Laukh. Leben 5ter Theil H
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[113/0121] er iſt auch bezahlt worden, haͤtten aber die Herren ſich wuchten koͤnnen, er haͤtte nie einen Heller erhalten. Eben deßwegen, daß der Student ſo gerne prellt, ſich mit der Malice druͤckt, ſich wuchtet und ſkiſſirt, iſt auch der Credit ſo ſelten, und die Prellereyen von Seiten der Phili- ſter gehn ins Wilde. Es iſt was abſcheuliches, ein Pumpbuch fuͤr Studenten nachzuſehen, wie da alles uͤberſezt iſt, wodurch auch der ordentlichſte Menſch bey einem ſonſt ganz artigen Wechſel, mit Gewalt gezwungen wird, ſich in Schulden zu ſte- cken. Die Philiſter ruͤhmen ſich oͤffentlich, daß ſie die Studenten prellten, und rechtfertigen ihre Prellereyen damit, daß ſie ja auch geprellt wuͤrden, daß man es ihnen alſo nicht uͤbel nehmen duͤrfe, wenn auch ſie die Studenten wieder prellten. Der Student betrachtet den Philiſter, und der Philiſter den Studenten als abgeſagten Feind, und Feinde, wie man weiß, pluͤndern ſich wechſelsweiſe, ohne ſich deßhalben Vorwuͤrfe zu machen. Man hat, beſon- ders ſeit einiger Zeit her, ſo viel uͤber die Verbeſſerung des Studentenweſens geſchrieben, aber den wichti- gen Punkt, die Pumpprellereyen betreffend, faſt gar nicht beruͤhrt. Uebrigens denke man ja nicht, daß bloß in den Haͤuſern einiger habſuͤchtigen Buͤrger ſolche Betruͤgereyen — denn das ſind ſolche Spaͤße Laukh. Leben 5ter Theil H

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/121>, abgerufen am 21.11.2024.