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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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che oft bey der Madam Hammern sich einfinden,
haben den Namen Hammermamsellen von
unsern Studenten bekommen. So eine Hammer-
mamsell ist aber gehalten, jedesmal eine Abgabe
von dem zu zollen, was der gierige Herr Galan
für die genossene oder vielmehr für die noch zu ge-
nießende Freuden hingiebt; und diese Abgabe ist
sehr billig: denn wer läßt gerne umsonst, für
nichts und wieder nichts in seiner Werkstätte ar-
beiten? Bis auf diesen Punkt hatte nun die Ham-
mern vor den übrigen Bordellisten nichts zum
voraus: aber was nun kommt, ist ihr ganz eigen.

Frau Hammern versteht die Kunst, ledige und
verehlichte Frauenzimmer zu verführen, und sie
zu verkuppeln. Wer ein Mädchen oder ein Weib
gern haben mögte, darf sich nur an Madam Ham-
mern wenden, und wenn diese das Mädchen oder
die Frau nicht schaffen kann, so kann es niemand.
Mir sind Fälle bekannt, wo Frau Hammern wirk-
liche ernsthafte Liebesgeschichten angesponnen hat,
und oft bin ich erstaunt, wenn meine Freunde mir
Frauenzimmer zeigten, welche bey der Hammern
gewesen waren, um da mit ihren Liebhabern eine
Zusammenkunft zu halten, die doch sonst in aller
Augen für tugendhaft, wenigstens für ehrbar pas-
siren. Fürchten Sie sich aber nicht, meine Schö-

che oft bey der Madam Hammern ſich einfinden,
haben den Namen Hammermamſellen von
unſern Studenten bekommen. So eine Hammer-
mamſell iſt aber gehalten, jedesmal eine Abgabe
von dem zu zollen, was der gierige Herr Galan
fuͤr die genoſſene oder vielmehr fuͤr die noch zu ge-
nießende Freuden hingiebt; und dieſe Abgabe iſt
ſehr billig: denn wer laͤßt gerne umſonſt, fuͤr
nichts und wieder nichts in ſeiner Werkſtaͤtte ar-
beiten? Bis auf dieſen Punkt hatte nun die Ham-
mern vor den uͤbrigen Bordelliſten nichts zum
voraus: aber was nun kommt, iſt ihr ganz eigen.

Frau Hammern verſteht die Kunſt, ledige und
verehlichte Frauenzimmer zu verfuͤhren, und ſie
zu verkuppeln. Wer ein Maͤdchen oder ein Weib
gern haben moͤgte, darf ſich nur an Madam Ham-
mern wenden, und wenn dieſe das Maͤdchen oder
die Frau nicht ſchaffen kann, ſo kann es niemand.
Mir ſind Faͤlle bekannt, wo Frau Hammern wirk-
liche ernſthafte Liebesgeſchichten angeſponnen hat,
und oft bin ich erſtaunt, wenn meine Freunde mir
Frauenzimmer zeigten, welche bey der Hammern
geweſen waren, um da mit ihren Liebhabern eine
Zuſammenkunft zu halten, die doch ſonſt in aller
Augen fuͤr tugendhaft, wenigſtens fuͤr ehrbar paſ-
ſiren. Fuͤrchten Sie ſich aber nicht, meine Schoͤ-

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[130/0138] che oft bey der Madam Hammern ſich einfinden, haben den Namen Hammermamſellen von unſern Studenten bekommen. So eine Hammer- mamſell iſt aber gehalten, jedesmal eine Abgabe von dem zu zollen, was der gierige Herr Galan fuͤr die genoſſene oder vielmehr fuͤr die noch zu ge- nießende Freuden hingiebt; und dieſe Abgabe iſt ſehr billig: denn wer laͤßt gerne umſonſt, fuͤr nichts und wieder nichts in ſeiner Werkſtaͤtte ar- beiten? Bis auf dieſen Punkt hatte nun die Ham- mern vor den uͤbrigen Bordelliſten nichts zum voraus: aber was nun kommt, iſt ihr ganz eigen. Frau Hammern verſteht die Kunſt, ledige und verehlichte Frauenzimmer zu verfuͤhren, und ſie zu verkuppeln. Wer ein Maͤdchen oder ein Weib gern haben moͤgte, darf ſich nur an Madam Ham- mern wenden, und wenn dieſe das Maͤdchen oder die Frau nicht ſchaffen kann, ſo kann es niemand. Mir ſind Faͤlle bekannt, wo Frau Hammern wirk- liche ernſthafte Liebesgeſchichten angeſponnen hat, und oft bin ich erſtaunt, wenn meine Freunde mir Frauenzimmer zeigten, welche bey der Hammern geweſen waren, um da mit ihren Liebhabern eine Zuſammenkunft zu halten, die doch ſonſt in aller Augen fuͤr tugendhaft, wenigſtens fuͤr ehrbar paſ- ſiren. Fuͤrchten Sie ſich aber nicht, meine Schoͤ-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/138>, abgerufen am 21.11.2024.