wohnenden Menschern, den Studenten erwächst, verhindert würde? Es muß wirklich weit mit dem Verderbniß der Sitten gekommen seyn, wenn man solche Fragen aufwerfen kann! Es sollte nöthig seyn, für junge Männer, welche sich den höhern Wissenschaften widmen, und einst Volkslehrer, Richter und Aerzte werden wollen, und sich oben auf den Universitäten zu diesen erhabenen Zweckell vor- bereiten, für solche Leute, sage ich, sollte es nöthig seyn, Bordelle zu errichten, und diese Bordelle zu privilegiren, und der Obrigkeit -- doch wohl der akademischen Obrigkeit selbst? -- die Ober- aufsicht und das Direktorium davon zu überlassen!!! Ich zweifle, ob jemals eine deutsche Universität ein Bordel privilegiren wird; vielleicht sollten die Vorgesezten der Universitäten dafür sorgen, daß alle Gelegenheiten, die niedre Wollust zu trei- ben, sorgfältig abgeschnitten würden, welches auch so gar schwer nicht ist, wenn mans nur or- dentlich anfängt. Die meisten jungen Leute, dieß muß ich zur Ehre unsrer Studenten sagen, hassen die feile Wollust, und verachten die elenden Creaturen, welche solche Dienste leisten. Wie leicht wäre es aber, alle Jünglinge von guter Erziehung von dem Besuch feiler Menscher und von der Gemein- schaft mit denselben abzuhalten, da eben diese Jünglinge sich größtentheils ein hohes Ideal von
wohnenden Menſchern, den Studenten erwaͤchſt, verhindert wuͤrde? Es muß wirklich weit mit dem Verderbniß der Sitten gekommen ſeyn, wenn man ſolche Fragen aufwerfen kann! Es ſollte noͤthig ſeyn, fuͤr junge Maͤnner, welche ſich den hoͤhern Wiſſenſchaften widmen, und einſt Volkslehrer, Richter und Aerzte werden wollen, und ſich oben auf den Univerſitaͤten zu dieſen erhabenen Zweckell vor- bereiten, fuͤr ſolche Leute, ſage ich, ſollte es noͤthig ſeyn, Bordelle zu errichten, und dieſe Bordelle zu privilegiren, und der Obrigkeit — doch wohl der akademiſchen Obrigkeit ſelbſt? — die Ober- aufſicht und das Direktorium davon zu uͤberlaſſen!!! Ich zweifle, ob jemals eine deutſche Univerſitaͤt ein Bordel privilegiren wird; vielleicht ſollten die Vorgeſezten der Univerſitaͤten dafuͤr ſorgen, daß alle Gelegenheiten, die niedre Wolluſt zu trei- ben, ſorgfaͤltig abgeſchnitten wuͤrden, welches auch ſo gar ſchwer nicht iſt, wenn mans nur or- dentlich anfaͤngt. Die meiſten jungen Leute, dieß muß ich zur Ehre unſrer Studenten ſagen, haſſen die feile Wolluſt, und verachten die elenden Creaturen, welche ſolche Dienſte leiſten. Wie leicht waͤre es aber, alle Juͤnglinge von guter Erziehung von dem Beſuch feiler Menſcher und von der Gemein- ſchaft mit denſelben abzuhalten, da eben dieſe Juͤnglinge ſich groͤßtentheils ein hohes Ideal von
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wohnenden Menſchern, den Studenten erwaͤchſt,
verhindert wuͤrde? Es muß wirklich weit mit dem
Verderbniß der Sitten gekommen ſeyn, wenn man
ſolche Fragen aufwerfen kann! Es ſollte noͤthig
ſeyn, fuͤr junge Maͤnner, welche ſich den hoͤhern
Wiſſenſchaften widmen, und einſt Volkslehrer,
Richter und Aerzte werden wollen, und ſich oben auf
den Univerſitaͤten zu dieſen erhabenen Zweckell vor-
bereiten, fuͤr ſolche Leute, ſage ich, ſollte es noͤthig
ſeyn, Bordelle zu errichten, und dieſe Bordelle
zu privilegiren, und der Obrigkeit — doch wohl
der akademiſchen Obrigkeit ſelbſt? — die Ober-
aufſicht und das Direktorium davon zu uͤberlaſſen!!!
Ich zweifle, ob jemals eine deutſche Univerſitaͤt
ein Bordel privilegiren wird; vielleicht ſollten
die Vorgeſezten der Univerſitaͤten dafuͤr ſorgen,
daß alle Gelegenheiten, die niedre Wolluſt zu trei-
ben, ſorgfaͤltig abgeſchnitten wuͤrden, welches
auch ſo gar ſchwer nicht iſt, wenn mans nur or-
dentlich anfaͤngt. Die meiſten jungen Leute, dieß
muß ich zur Ehre unſrer Studenten ſagen, haſſen die
feile Wolluſt, und verachten die elenden Creaturen,
welche ſolche Dienſte leiſten. Wie leicht waͤre es
aber, alle Juͤnglinge von guter Erziehung von
dem Beſuch feiler Menſcher und von der Gemein-
ſchaft mit denſelben abzuhalten, da eben dieſe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/140>, abgerufen am 24.11.2024.
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