von dem verstorbenen Kurfürsten Maximilian von Cölln aufgetischte Anekdote, welche ein Gespräch dieses Fürsten mit einer Schildwache zu Leipzig betrifft, völlig falsch ist. Man hatte diese Sage nach Halle gebracht, und sie da für gegründet ausgegeben; selbst Leute von Ansehen, welche in guten, das ist solchen Cirkeln Zutritt haben, wo es vornehm nach kleinstädtischer Mode hergeht, erzählten sich dieselbe: ich ließ mich durch das putative Ansehen der Erzähler blenden, und war schwach genug nachzuplaudern, was mir vor- geplaudert worden war.
So wie ich aber alles zurücknehmen werde, was ich nun, als unrichtig habe kennen lernen, so soll auch alles, was mich betrifft, und noch nicht erzählt ist, aber doch den Leser interessiren könn- te, nachgeholt werden, wohin unter andern eine gewisse Intrigue mit einem Göttingischen Frauen- zimmer gehört, welche ein gewisser Freund, der mich in Göttingen genau kannte, im ersten Theile vermißt hat. Sogar aus meinen frühern Jahren werde ich einiges nachholen.
Ich bin mehrmals öffentlich in allerhand Zeitungen, vorzüglich in dem Intelligenzblatt der Jenaischen fälschlich sogenannten allgemeinen Literaturzeitung -- eine allgemeine Literaturzei- tung müßte doch wohl ein anderes Ding seyn, als
von dem verſtorbenen Kurfuͤrſten Maximilian von Coͤlln aufgetiſchte Anekdote, welche ein Geſpraͤch dieſes Fuͤrſten mit einer Schildwache zu Leipzig betrifft, voͤllig falſch iſt. Man hatte dieſe Sage nach Halle gebracht, und ſie da fuͤr gegruͤndet ausgegeben; ſelbſt Leute von Anſehen, welche in guten, das iſt ſolchen Cirkeln Zutritt haben, wo es vornehm nach kleinſtaͤdtiſcher Mode hergeht, erzaͤhlten ſich dieſelbe: ich ließ mich durch das putative Anſehen der Erzaͤhler blenden, und war ſchwach genug nachzuplaudern, was mir vor- geplaudert worden war.
So wie ich aber alles zuruͤcknehmen werde, was ich nun, als unrichtig habe kennen lernen, ſo ſoll auch alles, was mich betrifft, und noch nicht erzaͤhlt iſt, aber doch den Leſer intereſſiren koͤnn- te, nachgeholt werden, wohin unter andern eine gewiſſe Intrigue mit einem Goͤttingiſchen Frauen- zimmer gehoͤrt, welche ein gewiſſer Freund, der mich in Goͤttingen genau kannte, im erſten Theile vermißt hat. Sogar aus meinen fruͤhern Jahren werde ich einiges nachholen.
Ich bin mehrmals oͤffentlich in allerhand Zeitungen, vorzuͤglich in dem Intelligenzblatt der Jenaiſchen faͤlſchlich ſogenannten allgemeinen Literaturzeitung — eine allgemeine Literaturzei- tung muͤßte doch wohl ein anderes Ding ſeyn, als
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von dem verſtorbenen Kurfuͤrſten Maximilian von
Coͤlln aufgetiſchte Anekdote, welche ein Geſpraͤch
dieſes Fuͤrſten mit einer Schildwache zu Leipzig
betrifft, voͤllig falſch iſt. Man hatte dieſe Sage
nach Halle gebracht, und ſie da fuͤr gegruͤndet
ausgegeben; ſelbſt Leute von Anſehen, welche in
guten, das iſt ſolchen Cirkeln Zutritt haben, wo
es vornehm nach kleinſtaͤdtiſcher Mode hergeht,
erzaͤhlten ſich dieſelbe: ich ließ mich durch das
putative Anſehen der Erzaͤhler blenden, und war
ſchwach genug nachzuplaudern, was mir vor-
geplaudert worden war.
So wie ich aber alles zuruͤcknehmen werde, was
ich nun, als unrichtig habe kennen lernen, ſo
ſoll auch alles, was mich betrifft, und noch nicht
erzaͤhlt iſt, aber doch den Leſer intereſſiren koͤnn-
te, nachgeholt werden, wohin unter andern eine
gewiſſe Intrigue mit einem Goͤttingiſchen Frauen-
zimmer gehoͤrt, welche ein gewiſſer Freund, der
mich in Goͤttingen genau kannte, im erſten Theile
vermißt hat. Sogar aus meinen fruͤhern Jahren
werde ich einiges nachholen.
Ich bin mehrmals oͤffentlich in allerhand
Zeitungen, vorzuͤglich in dem Intelligenzblatt
der Jenaiſchen faͤlſchlich ſogenannten allgemeinen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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