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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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ich schon seit vielen Jahren kannte. Meine Frau
war anfänglich mit der Wirthin aufs beste einver-
standen, und beyde stacken immer beysammen:
aber Weiber, besonders Weiber ohne Grundsätze,
können nicht lange Freundschaft halten, jede Klei-
nigkeit veruneinigt sie, dann kommen Klatsche-
reyen, und zulezt die unversöhnlichsten Fehden.

So gings bey uns: ich kann zwar nicht sagen,
wer zuerst Schuld war an dem Scandal, meine Frau
oder die Frau Harrin; genug, sie wurden Feinde,
und zwar die unversöhnlichsten Feinde. So gerne
ich im Hause geblieben wäre, mußte ich Anstalt
zum Ausziehen machen. Meine Frau hatte indes-
sen bey einem Schuhmacher Schäfer eingemiethet,
und ich war nachgiebig genug, zu thun, was sie
haben wollte.

Im Sommer dieses Jahres schrieb ich meinen
Franz Wolfstein, oder Begebenheiten eines dum-
men Teufels in zwey Bänden. Das Buch oder
dieser Roman sollte beweisen, daß ohne Weltkennt-
niß und ohne die Kunst, sich in andre Leute zu schi-
cken, und sich nach ihren Launen zu richten, alle
Rechtschaffenheit und alle Kenntnisse nicht im
Stande sind, uns vor Unfällen zu bewahren. Ei-
nige Recensenten haben das Werk so halbwege
durchgehen lassen, andre aber sind derb drü-
ber hergefallen. Doch das thut zur Sache nichts:

ich ſchon ſeit vielen Jahren kannte. Meine Frau
war anfaͤnglich mit der Wirthin aufs beſte einver-
ſtanden, und beyde ſtacken immer beyſammen:
aber Weiber, beſonders Weiber ohne Grundſaͤtze,
koͤnnen nicht lange Freundſchaft halten, jede Klei-
nigkeit veruneinigt ſie, dann kommen Klatſche-
reyen, und zulezt die unverſoͤhnlichſten Fehden.

So gings bey uns: ich kann zwar nicht ſagen,
wer zuerſt Schuld war an dem Scandal, meine Frau
oder die Frau Harrin; genug, ſie wurden Feinde,
und zwar die unverſoͤhnlichſten Feinde. So gerne
ich im Hauſe geblieben waͤre, mußte ich Anſtalt
zum Ausziehen machen. Meine Frau hatte indeſ-
ſen bey einem Schuhmacher Schaͤfer eingemiethet,
und ich war nachgiebig genug, zu thun, was ſie
haben wollte.

Im Sommer dieſes Jahres ſchrieb ich meinen
Franz Wolfſtein, oder Begebenheiten eines dum-
men Teufels in zwey Baͤnden. Das Buch oder
dieſer Roman ſollte beweiſen, daß ohne Weltkennt-
niß und ohne die Kunſt, ſich in andre Leute zu ſchi-
cken, und ſich nach ihren Launen zu richten, alle
Rechtſchaffenheit und alle Kenntniſſe nicht im
Stande ſind, uns vor Unfaͤllen zu bewahren. Ei-
nige Recenſenten haben das Werk ſo halbwege
durchgehen laſſen, andre aber ſind derb druͤ-
ber hergefallen. Doch das thut zur Sache nichts:

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[155/0163] ich ſchon ſeit vielen Jahren kannte. Meine Frau war anfaͤnglich mit der Wirthin aufs beſte einver- ſtanden, und beyde ſtacken immer beyſammen: aber Weiber, beſonders Weiber ohne Grundſaͤtze, koͤnnen nicht lange Freundſchaft halten, jede Klei- nigkeit veruneinigt ſie, dann kommen Klatſche- reyen, und zulezt die unverſoͤhnlichſten Fehden. So gings bey uns: ich kann zwar nicht ſagen, wer zuerſt Schuld war an dem Scandal, meine Frau oder die Frau Harrin; genug, ſie wurden Feinde, und zwar die unverſoͤhnlichſten Feinde. So gerne ich im Hauſe geblieben waͤre, mußte ich Anſtalt zum Ausziehen machen. Meine Frau hatte indeſ- ſen bey einem Schuhmacher Schaͤfer eingemiethet, und ich war nachgiebig genug, zu thun, was ſie haben wollte. Im Sommer dieſes Jahres ſchrieb ich meinen Franz Wolfſtein, oder Begebenheiten eines dum- men Teufels in zwey Baͤnden. Das Buch oder dieſer Roman ſollte beweiſen, daß ohne Weltkennt- niß und ohne die Kunſt, ſich in andre Leute zu ſchi- cken, und ſich nach ihren Launen zu richten, alle Rechtſchaffenheit und alle Kenntniſſe nicht im Stande ſind, uns vor Unfaͤllen zu bewahren. Ei- nige Recenſenten haben das Werk ſo halbwege durchgehen laſſen, andre aber ſind derb druͤ- ber hergefallen. Doch das thut zur Sache nichts:

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/163>, abgerufen am 24.11.2024.