Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

kaufen. Jede Woche brauchte ich mehr als für
1 1/2 Thaler Brennwerk, und doch ward die ohne-
hin abscheulich kalte, dem Ost- und Nordwind
ausgesezte Stube selten recht warm: die Fenster
waren fast immer gefroren, und wenn ich an
meinem Schreibtische saß, hatte ich selten warme
Füsse oder warme Hände. Doch trug ich alles
ziemlich geduldig, weil ich damals noch bes-
sere Zeiten hoffte. Ich arbeitete den ersten Theil
meiner Novellen aus, und fing auch an ein Wör-
terbuch der alten Erdbeschreibung zu verfertigen,
welches aber aus verschiedenen Ursachen bis jezt
noch nicht fertig geworden ist. Es giebt zwar
mehrere und nicht unbrauchbare Wörterbücher über
diese Wissenschaft, welche ich noch immer für sehr
schwer halte: aber diese Wörterbücher sind zu weit-
läuftig und zu kostbar, als daß sie allen denen [i]n die
Hände kommen könnten, die ihrer bedürfen. Da-
her kommt es dann auch, daß nicht nur junge
Leute, welche alte Schriftsteller lesen, sondern
auch solche, welche dergleichen Autoren erklären
sollen, alle Augenblick stocken und nicht wissen,
wo sie sind. Ich habe den Gedanken, ein Lexikon
der alten Geographie, ohngefähr 12 bis 14 Bogen
stark, herauszugeben, noch nicht fahren lassen:
vielleicht erscheint es bald. Gegen das Frühjahr
schrieb ich meinen Marki von Gebrian, worin ich

kaufen. Jede Woche brauchte ich mehr als fuͤr
1 ½ Thaler Brennwerk, und doch ward die ohne-
hin abſcheulich kalte, dem Oſt- und Nordwind
ausgeſezte Stube ſelten recht warm: die Fenſter
waren faſt immer gefroren, und wenn ich an
meinem Schreibtiſche ſaß, hatte ich ſelten warme
Fuͤſſe oder warme Haͤnde. Doch trug ich alles
ziemlich geduldig, weil ich damals noch beſ-
ſere Zeiten hoffte. Ich arbeitete den erſten Theil
meiner Novellen aus, und fing auch an ein Woͤr-
terbuch der alten Erdbeſchreibung zu verfertigen,
welches aber aus verſchiedenen Urſachen bis jezt
noch nicht fertig geworden iſt. Es giebt zwar
mehrere und nicht unbrauchbare Woͤrterbuͤcher uͤber
dieſe Wiſſenſchaft, welche ich noch immer fuͤr ſehr
ſchwer halte: aber dieſe Woͤrterbuͤcher ſind zu weit-
laͤuftig und zu koſtbar, als daß ſie allen denen [i]n die
Haͤnde kommen koͤnnten, die ihrer beduͤrfen. Da-
her kommt es dann auch, daß nicht nur junge
Leute, welche alte Schriftſteller leſen, ſondern
auch ſolche, welche dergleichen Autoren erklaͤren
ſollen, alle Augenblick ſtocken und nicht wiſſen,
wo ſie ſind. Ich habe den Gedanken, ein Lexikon
der alten Geographie, ohngefaͤhr 12 bis 14 Bogen
ſtark, herauszugeben, noch nicht fahren laſſen:
vielleicht erſcheint es bald. Gegen das Fruͤhjahr
ſchrieb ich meinen Marki von Gebrian, worin ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="158"/>
kaufen. Jede Woche brauchte ich mehr als fu&#x0364;r<lb/>
1 ½ Thaler Brennwerk, und doch ward die ohne-<lb/>
hin ab&#x017F;cheulich kalte, dem O&#x017F;t- und Nordwind<lb/>
ausge&#x017F;ezte Stube &#x017F;elten recht warm: die Fen&#x017F;ter<lb/>
waren fa&#x017F;t immer gefroren, und wenn ich an<lb/>
meinem Schreibti&#x017F;che &#x017F;aß, hatte ich &#x017F;elten warme<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e oder warme Ha&#x0364;nde. Doch trug ich alles<lb/>
ziemlich geduldig, weil ich <hi rendition="#g">damals noch</hi> be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Zeiten hoffte. Ich arbeitete den er&#x017F;ten Theil<lb/>
meiner Novellen aus, und fing auch an ein Wo&#x0364;r-<lb/>
terbuch der alten Erdbe&#x017F;chreibung zu verfertigen,<lb/>
welches aber aus ver&#x017F;chiedenen Ur&#x017F;achen bis jezt<lb/>
noch nicht fertig geworden i&#x017F;t. Es giebt zwar<lb/>
mehrere und nicht unbrauchbare Wo&#x0364;rterbu&#x0364;cher u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, welche ich noch immer fu&#x0364;r &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chwer halte: aber die&#x017F;e Wo&#x0364;rterbu&#x0364;cher &#x017F;ind zu weit-<lb/>
la&#x0364;uftig und zu ko&#x017F;tbar, als daß &#x017F;ie allen denen <supplied>i</supplied>n die<lb/>
Ha&#x0364;nde kommen ko&#x0364;nnten, die ihrer bedu&#x0364;rfen. Da-<lb/>
her kommt es dann auch, daß nicht nur junge<lb/>
Leute, welche alte Schrift&#x017F;teller le&#x017F;en, &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;olche, welche dergleichen Autoren erkla&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;ollen, alle Augenblick &#x017F;tocken und nicht wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;ind. Ich habe den Gedanken, ein Lexikon<lb/>
der alten Geographie, ohngefa&#x0364;hr 12 bis 14 Bogen<lb/>
&#x017F;tark, herauszugeben, noch nicht fahren la&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
vielleicht er&#x017F;cheint es bald. Gegen das Fru&#x0364;hjahr<lb/>
&#x017F;chrieb ich meinen Marki von Gebrian, worin ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0166] kaufen. Jede Woche brauchte ich mehr als fuͤr 1 ½ Thaler Brennwerk, und doch ward die ohne- hin abſcheulich kalte, dem Oſt- und Nordwind ausgeſezte Stube ſelten recht warm: die Fenſter waren faſt immer gefroren, und wenn ich an meinem Schreibtiſche ſaß, hatte ich ſelten warme Fuͤſſe oder warme Haͤnde. Doch trug ich alles ziemlich geduldig, weil ich damals noch beſ- ſere Zeiten hoffte. Ich arbeitete den erſten Theil meiner Novellen aus, und fing auch an ein Woͤr- terbuch der alten Erdbeſchreibung zu verfertigen, welches aber aus verſchiedenen Urſachen bis jezt noch nicht fertig geworden iſt. Es giebt zwar mehrere und nicht unbrauchbare Woͤrterbuͤcher uͤber dieſe Wiſſenſchaft, welche ich noch immer fuͤr ſehr ſchwer halte: aber dieſe Woͤrterbuͤcher ſind zu weit- laͤuftig und zu koſtbar, als daß ſie allen denen in die Haͤnde kommen koͤnnten, die ihrer beduͤrfen. Da- her kommt es dann auch, daß nicht nur junge Leute, welche alte Schriftſteller leſen, ſondern auch ſolche, welche dergleichen Autoren erklaͤren ſollen, alle Augenblick ſtocken und nicht wiſſen, wo ſie ſind. Ich habe den Gedanken, ein Lexikon der alten Geographie, ohngefaͤhr 12 bis 14 Bogen ſtark, herauszugeben, noch nicht fahren laſſen: vielleicht erſcheint es bald. Gegen das Fruͤhjahr ſchrieb ich meinen Marki von Gebrian, worin ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/166
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/166>, abgerufen am 18.12.2024.