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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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welche dicke thun, und mehr zu geben versprechen,
als sie schuldig sind, und deßwegen rieth ich Premß-
lern, auf die Bezahlung seiner Schuld zu dringen,
da der Herr von Adel, den er curirt hatte, ohne-
hin bald abgehen würde. Premßler lachte mich
aus, und war ohne Sorgen. Endlich hieß es auf
einmal, Herr von -- sey abgefahren, wie die
Katze vom Taubenschlag, und habe seinen ganzen
Wechsel mitgenommen. Premßler war nun sehr
übel dran; denn er hatte die Arzney in der Apo-
theke auf sein Conto genommen, und mußte den
Apotheker bezahlen. Er schrieb drey Briefe an
den saubern Kumpan, aber nie erhielt er eine Ant-
wort. Endlich schrieb er einen derben Brief, und
drohte, den schönen Herrn zu verklagen. Nun
kam Antwort, aber eine solche, wie sie von einem
Niederträchtigen nur erwartet werden kann. Herr
Premßler habe ohne Erlaubniß der Obrigkeit an-
dern angestellten Aerzten ins Handwerk gegriffen:
er möge immerhin klagen, wenn er Geld für Pro-
zeßkosten wegzuschmeißen habe u. s. w. Da stand
nun mein guter Premßler, und krazte sich hinter
den Ohren, ich aber rieth ihm zu schweigen: denn
auf jeden Fall hätte er Unkosten gehabt, und wäre
am Ende doch durchgefallen. Für Fuhren nach
Lauchstädt, für Reisen auf die Messe zu Leipzig,
für die Unterhaltung eines lüderlichen Mädchens

welche dicke thun, und mehr zu geben verſprechen,
als ſie ſchuldig ſind, und deßwegen rieth ich Premß-
lern, auf die Bezahlung ſeiner Schuld zu dringen,
da der Herr von Adel, den er curirt hatte, ohne-
hin bald abgehen wuͤrde. Premßler lachte mich
aus, und war ohne Sorgen. Endlich hieß es auf
einmal, Herr von — ſey abgefahren, wie die
Katze vom Taubenſchlag, und habe ſeinen ganzen
Wechſel mitgenommen. Premßler war nun ſehr
uͤbel dran; denn er hatte die Arzney in der Apo-
theke auf ſein Conto genommen, und mußte den
Apotheker bezahlen. Er ſchrieb drey Briefe an
den ſaubern Kumpan, aber nie erhielt er eine Ant-
wort. Endlich ſchrieb er einen derben Brief, und
drohte, den ſchoͤnen Herrn zu verklagen. Nun
kam Antwort, aber eine ſolche, wie ſie von einem
Niedertraͤchtigen nur erwartet werden kann. Herr
Premßler habe ohne Erlaubniß der Obrigkeit an-
dern angeſtellten Aerzten ins Handwerk gegriffen:
er moͤge immerhin klagen, wenn er Geld fuͤr Pro-
zeßkoſten wegzuſchmeißen habe u. ſ. w. Da ſtand
nun mein guter Premßler, und krazte ſich hinter
den Ohren, ich aber rieth ihm zu ſchweigen: denn
auf jeden Fall haͤtte er Unkoſten gehabt, und waͤre
am Ende doch durchgefallen. Fuͤr Fuhren nach
Lauchſtaͤdt, fuͤr Reiſen auf die Meſſe zu Leipzig,
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[164/0172] welche dicke thun, und mehr zu geben verſprechen, als ſie ſchuldig ſind, und deßwegen rieth ich Premß- lern, auf die Bezahlung ſeiner Schuld zu dringen, da der Herr von Adel, den er curirt hatte, ohne- hin bald abgehen wuͤrde. Premßler lachte mich aus, und war ohne Sorgen. Endlich hieß es auf einmal, Herr von — ſey abgefahren, wie die Katze vom Taubenſchlag, und habe ſeinen ganzen Wechſel mitgenommen. Premßler war nun ſehr uͤbel dran; denn er hatte die Arzney in der Apo- theke auf ſein Conto genommen, und mußte den Apotheker bezahlen. Er ſchrieb drey Briefe an den ſaubern Kumpan, aber nie erhielt er eine Ant- wort. Endlich ſchrieb er einen derben Brief, und drohte, den ſchoͤnen Herrn zu verklagen. Nun kam Antwort, aber eine ſolche, wie ſie von einem Niedertraͤchtigen nur erwartet werden kann. Herr Premßler habe ohne Erlaubniß der Obrigkeit an- dern angeſtellten Aerzten ins Handwerk gegriffen: er moͤge immerhin klagen, wenn er Geld fuͤr Pro- zeßkoſten wegzuſchmeißen habe u. ſ. w. Da ſtand nun mein guter Premßler, und krazte ſich hinter den Ohren, ich aber rieth ihm zu ſchweigen: denn auf jeden Fall haͤtte er Unkoſten gehabt, und waͤre am Ende doch durchgefallen. Fuͤr Fuhren nach Lauchſtaͤdt, fuͤr Reiſen auf die Meſſe zu Leipzig, fuͤr die Unterhaltung eines luͤderlichen Maͤdchens

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/172>, abgerufen am 21.11.2024.