das Sachding erwartend, die Schofeley nachzukri- tzeln, vergaß man sogar, worüber gelesen wurde. Hr. Molwude aus Magdeburg hörte ein ganzes Semester Hn. Niemeyers Vortrag über den Ho- merus, und hatte -- kein Exemplar des Home- rus: doch schrieb er fleißig nach, und füllte täg- lich 1 1/2 Bogen mit -- Unsinn. Videantur Nie- meyeri Notae ad Homeri Carmina!!!
Ich selbst las damals über Theocritus Idyl- len: aber wie erschrack ich, als ich einer Lection Wolfs beywohnte! Heyne, den großen Heyne hatte ich gehört, aber was war Heyne gegen Wolf? Je- ner gründlich gelehrt in allem Alten und in allem Schönen, aber ohne kritischen Geist, dieser eben so gelehrt, oder noch gelehrter, und -- mit kri- tischem Auge guckend, betrachtend, aufnehmend. Verzeiht, große Männer, daß ich über Euch ur- theile; ich urtheile bloß für mich, für die Welt urtheilt Euer Verdienst!
Wolf änderte das Studium der Hallenser auf die vortheilhafteste Art. Mit einer königlichen Kleinigkeit that er Wunder; ihm und -- zur -- seys gesagt -- ihm allein gebührt das Ansehen dieser Akademie.
Welche Männer sind nicht schon aus Wolfs Schule gegangen? Wer kennt nicht Fülleborn, Ideler, Rambach -- wer kennt sie nicht, die Edeln,
das Sachding erwartend, die Schofeley nachzukri- tzeln, vergaß man ſogar, woruͤber geleſen wurde. Hr. Molwude aus Magdeburg hoͤrte ein ganzes Semeſter Hn. Niemeyers Vortrag uͤber den Ho- merus, und hatte — kein Exemplar des Home- rus: doch ſchrieb er fleißig nach, und fuͤllte taͤg- lich 1 ½ Bogen mit — Unſinn. Videantur Nie- meyeri Notae ad Homeri Carmina!!!
Ich ſelbſt las damals uͤber Theocritus Idyl- len: aber wie erſchrack ich, als ich einer Lection Wolfs beywohnte! Heyne, den großen Heyne hatte ich gehoͤrt, aber was war Heyne gegen Wolf? Je- ner gruͤndlich gelehrt in allem Alten und in allem Schoͤnen, aber ohne kritiſchen Geiſt, dieſer eben ſo gelehrt, oder noch gelehrter, und — mit kri- tiſchem Auge guckend, betrachtend, aufnehmend. Verzeiht, große Maͤnner, daß ich uͤber Euch ur- theile; ich urtheile bloß fuͤr mich, fuͤr die Welt urtheilt Euer Verdienſt!
Wolf aͤnderte das Studium der Hallenſer auf die vortheilhafteſte Art. Mit einer koͤniglichen Kleinigkeit that er Wunder; ihm und — zur — ſeys geſagt — ihm allein gebuͤhrt das Anſehen dieſer Akademie.
Welche Maͤnner ſind nicht ſchon aus Wolfs Schule gegangen? Wer kennt nicht Fuͤlleborn, Ideler, Rambach — wer kennt ſie nicht, die Edeln,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0195"n="187"/>
das Sachding erwartend, die Schofeley nachzukri-<lb/>
tzeln, vergaß man ſogar, woruͤber geleſen wurde.<lb/>
Hr. Molwude aus Magdeburg hoͤrte ein ganzes<lb/>
Semeſter Hn. Niemeyers Vortrag uͤber den Ho-<lb/>
merus, und hatte — kein Exemplar des Home-<lb/>
rus: doch ſchrieb er fleißig nach, und fuͤllte taͤg-<lb/>
lich 1 ½ Bogen mit — Unſinn. <hirendition="#aq">Videantur Nie-<lb/>
meyeri Notae ad Homeri Carmina!!!</hi></p><lb/><p>Ich ſelbſt las damals uͤber Theocritus Idyl-<lb/>
len: aber wie erſchrack ich, als ich einer Lection<lb/>
Wolfs beywohnte! Heyne, den großen Heyne hatte<lb/>
ich gehoͤrt, aber was war Heyne gegen Wolf? Je-<lb/>
ner gruͤndlich gelehrt in allem Alten und in allem<lb/>
Schoͤnen, aber ohne kritiſchen Geiſt, dieſer eben<lb/>ſo gelehrt, oder noch gelehrter, und — mit kri-<lb/>
tiſchem Auge guckend, betrachtend, aufnehmend.<lb/>
Verzeiht, große Maͤnner, daß ich uͤber Euch ur-<lb/>
theile; ich urtheile bloß fuͤr mich, fuͤr die Welt<lb/>
urtheilt Euer Verdienſt!</p><lb/><p>Wolf aͤnderte das Studium der Hallenſer auf<lb/>
die vortheilhafteſte Art. Mit einer koͤniglichen<lb/>
Kleinigkeit that er Wunder; ihm und — zur —<lb/>ſeys geſagt — ihm allein gebuͤhrt das Anſehen<lb/>
dieſer Akademie.</p><lb/><p>Welche Maͤnner ſind nicht ſchon aus Wolfs<lb/>
Schule gegangen? Wer kennt nicht Fuͤlleborn,<lb/>
Ideler, Rambach — wer kennt ſie nicht, die Edeln,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0195]
das Sachding erwartend, die Schofeley nachzukri-
tzeln, vergaß man ſogar, woruͤber geleſen wurde.
Hr. Molwude aus Magdeburg hoͤrte ein ganzes
Semeſter Hn. Niemeyers Vortrag uͤber den Ho-
merus, und hatte — kein Exemplar des Home-
rus: doch ſchrieb er fleißig nach, und fuͤllte taͤg-
lich 1 ½ Bogen mit — Unſinn. Videantur Nie-
meyeri Notae ad Homeri Carmina!!!
Ich ſelbſt las damals uͤber Theocritus Idyl-
len: aber wie erſchrack ich, als ich einer Lection
Wolfs beywohnte! Heyne, den großen Heyne hatte
ich gehoͤrt, aber was war Heyne gegen Wolf? Je-
ner gruͤndlich gelehrt in allem Alten und in allem
Schoͤnen, aber ohne kritiſchen Geiſt, dieſer eben
ſo gelehrt, oder noch gelehrter, und — mit kri-
tiſchem Auge guckend, betrachtend, aufnehmend.
Verzeiht, große Maͤnner, daß ich uͤber Euch ur-
theile; ich urtheile bloß fuͤr mich, fuͤr die Welt
urtheilt Euer Verdienſt!
Wolf aͤnderte das Studium der Hallenſer auf
die vortheilhafteſte Art. Mit einer koͤniglichen
Kleinigkeit that er Wunder; ihm und — zur —
ſeys geſagt — ihm allein gebuͤhrt das Anſehen
dieſer Akademie.
Welche Maͤnner ſind nicht ſchon aus Wolfs
Schule gegangen? Wer kennt nicht Fuͤlleborn,
Ideler, Rambach — wer kennt ſie nicht, die Edeln,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/195>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.