wußte alles, was der Graf Passerani gegen den Ehestand gewitzelt, und der Graf von Rochester dawider räsonnirt hatte, die Meynungen des Tertullianus, Macarius, Hieronymus, Mar- tinus und vieler andrer Kirchenväter, so wie die Mönchsgrillen von der Ehe, und von dem hohen Werth der Keuschheit, das ist, des Nichtheirathens waren mir recht gut bekannt -- und doch nahm ich eine Frau.
Am Ende des vorigen Theils versicherte ich meinen Lesern, daß ich in dem Besitz meines Hann- chens mein ganzes Glück zu finden hoffte; aber wen hat die Hoffnung nicht schon oft häßlich be- trogen? "Ueber Jahr und Tag, sagt Herr Wums- häter in Lessings Misogyn, zu einem Paar Braut- leuten, werdet Ihr schon anders exclamiren." Das traf bey mir buchstäblich ein, nur daß nicht Jahr und Tag vergingen, bis ich anders excla- mirte. Doch näher zur Sache.
Ich gelangte im September 1797 zum Besitz meines Hannchens, und nun hing mir der Him- mel voll Geigen, wie man zu sagen pflegt, wenn jemand am Ziel seiner Wünsche, nämlich so nach seiner Meynung: denn andre Leute sehen meistens besser ein, wo uns der Schuh drückt, als wir selbst. Die ersten Tage gingen mir hin, wie sie einst den Auferstandenen im Himmel hingehen
wußte alles, was der Graf Paſſerani gegen den Eheſtand gewitzelt, und der Graf von Rocheſter dawider raͤſonnirt hatte, die Meynungen des Tertullianus, Macarius, Hieronymus, Mar- tinus und vieler andrer Kirchenvaͤter, ſo wie die Moͤnchsgrillen von der Ehe, und von dem hohen Werth der Keuſchheit, das iſt, des Nichtheirathens waren mir recht gut bekannt — und doch nahm ich eine Frau.
Am Ende des vorigen Theils verſicherte ich meinen Leſern, daß ich in dem Beſitz meines Hann- chens mein ganzes Gluͤck zu finden hoffte; aber wen hat die Hoffnung nicht ſchon oft haͤßlich be- trogen? „Ueber Jahr und Tag, ſagt Herr Wums- haͤter in Leſſings Miſogyn, zu einem Paar Braut- leuten, werdet Ihr ſchon anders exclamiren.“ Das traf bey mir buchſtaͤblich ein, nur daß nicht Jahr und Tag vergingen, bis ich anders excla- mirte. Doch naͤher zur Sache.
Ich gelangte im September 1797 zum Beſitz meines Hannchens, und nun hing mir der Him- mel voll Geigen, wie man zu ſagen pflegt, wenn jemand am Ziel ſeiner Wuͤnſche, naͤmlich ſo nach ſeiner Meynung: denn andre Leute ſehen meiſtens beſſer ein, wo uns der Schuh druͤckt, als wir ſelbſt. Die erſten Tage gingen mir hin, wie ſie einſt den Auferſtandenen im Himmel hingehen
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wußte alles, was der Graf Paſſerani gegen den
Eheſtand gewitzelt, und der Graf von Rocheſter
dawider raͤſonnirt hatte, die Meynungen des
Tertullianus, Macarius, Hieronymus, Mar-
tinus und vieler andrer Kirchenvaͤter, ſo wie die
Moͤnchsgrillen von der Ehe, und von dem hohen
Werth der Keuſchheit, das iſt, des Nichtheirathens
waren mir recht gut bekannt — und doch nahm
ich eine Frau.
Am Ende des vorigen Theils verſicherte ich
meinen Leſern, daß ich in dem Beſitz meines Hann-
chens mein ganzes Gluͤck zu finden hoffte; aber
wen hat die Hoffnung nicht ſchon oft haͤßlich be-
trogen? „Ueber Jahr und Tag, ſagt Herr Wums-
haͤter in Leſſings Miſogyn, zu einem Paar Braut-
leuten, werdet Ihr ſchon anders exclamiren.“
Das traf bey mir buchſtaͤblich ein, nur daß nicht
Jahr und Tag vergingen, bis ich anders excla-
mirte. Doch naͤher zur Sache.
Ich gelangte im September 1797 zum Beſitz
meines Hannchens, und nun hing mir der Him-
mel voll Geigen, wie man zu ſagen pflegt, wenn
jemand am Ziel ſeiner Wuͤnſche, naͤmlich ſo
nach ſeiner Meynung: denn andre Leute ſehen
meiſtens beſſer ein, wo uns der Schuh druͤckt, als wir
ſelbſt. Die erſten Tage gingen mir hin, wie ſie
einſt den Auferſtandenen im Himmel hingehen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/20>, abgerufen am 21.11.2024.
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