so muß Gott Vergnügen am Verderben andrer Leute haben, und das ist häßlich.
Die Frau ergrimmte, und sagte grade heraus, ich verstünde die Sache nicht, und rieth mir, künf- tig nicht mehr so naseweis zu seyn. -- Hr. Schulze zahlte unsere Zeche, und mußte zwanzig Groschen geben, ob wir gleich nun für 2 gl. 6 pf. Schnapps und ein wenig Butter und Brodt gehabt hatten. Die- se Prellerey war wahrscheinlich eine Strafe für un- sern Unglauben gegen die Effaten der Frau Wirthin.
Als wir aus der Langenbagner Kneipe traten, fings an zu regnen: es hatte gefroren und nun ward der Weg so glatt, daß wir mehr hinten aus- rutschten, als vorwärts kamen. Nach vielem Fal- len erreichten wir endlich Abends spät Eisleben. Der Regen hielt noch immer an, und die Aussicht für den folgenden Tag war sehr traurig. Im Wirthshaus zum Sieb zu Eisleben fanden wir ei- nen Menschen, welcher mit einer Donna im Lan- de herum zog, und sich, ich weiß nicht wie, durch- schlich. Das Mädchen war ganz artig von For- mate, und schien gar nicht spröde zu seyn, wenig- stens nahm sie es gar nicht übel, daß ein gewese- ner Preußischer Soldat den unter Soldaten her- kömmlichen Comment erklärte, und brav Zoto- logien einmischte: zugleich versicherte sie, daß kei- ner, und sollte er auch der große Mogul seyn, ihr
Laukh. Leben 5ter Theil. N
ſo muß Gott Vergnuͤgen am Verderben andrer Leute haben, und das iſt haͤßlich.
Die Frau ergrimmte, und ſagte grade heraus, ich verſtuͤnde die Sache nicht, und rieth mir, kuͤnf- tig nicht mehr ſo naſeweis zu ſeyn. — Hr. Schulze zahlte unſere Zeche, und mußte zwanzig Groſchen geben, ob wir gleich nun fuͤr 2 gl. 6 pf. Schnapps und ein wenig Butter und Brodt gehabt hatten. Die- ſe Prellerey war wahrſcheinlich eine Strafe fuͤr un- ſern Unglauben gegen die Effaten der Frau Wirthin.
Als wir aus der Langenbagner Kneipe traten, fings an zu regnen: es hatte gefroren und nun ward der Weg ſo glatt, daß wir mehr hinten aus- rutſchten, als vorwaͤrts kamen. Nach vielem Fal- len erreichten wir endlich Abends ſpaͤt Eisleben. Der Regen hielt noch immer an, und die Ausſicht fuͤr den folgenden Tag war ſehr traurig. Im Wirthshaus zum Sieb zu Eisleben fanden wir ei- nen Menſchen, welcher mit einer Donna im Lan- de herum zog, und ſich, ich weiß nicht wie, durch- ſchlich. Das Maͤdchen war ganz artig von For- mate, und ſchien gar nicht ſproͤde zu ſeyn, wenig- ſtens nahm ſie es gar nicht uͤbel, daß ein geweſe- ner Preußiſcher Soldat den unter Soldaten her- koͤmmlichen Comment erklaͤrte, und brav Zoto- logien einmiſchte: zugleich verſicherte ſie, daß kei- ner, und ſollte er auch der große Mogul ſeyn, ihr
Laukh. Leben 5ter Theil. N
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="193"/>ſo muß Gott Vergnuͤgen am Verderben andrer<lb/>
Leute haben, und das iſt haͤßlich.</p><lb/><p>Die Frau ergrimmte, und ſagte grade heraus,<lb/>
ich verſtuͤnde die Sache nicht, und rieth mir, kuͤnf-<lb/>
tig nicht mehr ſo naſeweis zu ſeyn. — Hr. Schulze<lb/>
zahlte unſere Zeche, und mußte zwanzig Groſchen<lb/>
geben, ob wir gleich nun fuͤr 2 gl. 6 pf. Schnapps<lb/>
und ein wenig Butter und Brodt gehabt hatten. Die-<lb/>ſe Prellerey war wahrſcheinlich eine Strafe fuͤr un-<lb/>ſern Unglauben gegen die Effaten der Frau Wirthin.</p><lb/><p>Als wir aus der Langenbagner Kneipe traten,<lb/>
fings an zu regnen: es hatte gefroren und nun<lb/>
ward der Weg ſo glatt, daß wir mehr hinten aus-<lb/>
rutſchten, als vorwaͤrts kamen. Nach vielem Fal-<lb/>
len erreichten wir endlich Abends ſpaͤt Eisleben.<lb/>
Der Regen hielt noch immer an, und die Ausſicht<lb/>
fuͤr den folgenden Tag war ſehr traurig. Im<lb/>
Wirthshaus zum Sieb zu Eisleben fanden wir ei-<lb/>
nen Menſchen, welcher mit einer Donna im Lan-<lb/>
de herum zog, und ſich, ich weiß nicht wie, durch-<lb/>ſchlich. Das Maͤdchen war ganz artig von For-<lb/>
mate, und ſchien gar nicht ſproͤde zu ſeyn, wenig-<lb/>ſtens nahm ſie es gar nicht uͤbel, daß ein geweſe-<lb/>
ner Preußiſcher Soldat den unter Soldaten her-<lb/>
koͤmmlichen Comment erklaͤrte, und brav Zoto-<lb/>
logien einmiſchte: zugleich verſicherte ſie, daß kei-<lb/>
ner, und ſollte er auch der große Mogul ſeyn, ihr<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Laukh. Leben 5ter Theil. N</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[193/0201]
ſo muß Gott Vergnuͤgen am Verderben andrer
Leute haben, und das iſt haͤßlich.
Die Frau ergrimmte, und ſagte grade heraus,
ich verſtuͤnde die Sache nicht, und rieth mir, kuͤnf-
tig nicht mehr ſo naſeweis zu ſeyn. — Hr. Schulze
zahlte unſere Zeche, und mußte zwanzig Groſchen
geben, ob wir gleich nun fuͤr 2 gl. 6 pf. Schnapps
und ein wenig Butter und Brodt gehabt hatten. Die-
ſe Prellerey war wahrſcheinlich eine Strafe fuͤr un-
ſern Unglauben gegen die Effaten der Frau Wirthin.
Als wir aus der Langenbagner Kneipe traten,
fings an zu regnen: es hatte gefroren und nun
ward der Weg ſo glatt, daß wir mehr hinten aus-
rutſchten, als vorwaͤrts kamen. Nach vielem Fal-
len erreichten wir endlich Abends ſpaͤt Eisleben.
Der Regen hielt noch immer an, und die Ausſicht
fuͤr den folgenden Tag war ſehr traurig. Im
Wirthshaus zum Sieb zu Eisleben fanden wir ei-
nen Menſchen, welcher mit einer Donna im Lan-
de herum zog, und ſich, ich weiß nicht wie, durch-
ſchlich. Das Maͤdchen war ganz artig von For-
mate, und ſchien gar nicht ſproͤde zu ſeyn, wenig-
ſtens nahm ſie es gar nicht uͤbel, daß ein geweſe-
ner Preußiſcher Soldat den unter Soldaten her-
koͤmmlichen Comment erklaͤrte, und brav Zoto-
logien einmiſchte: zugleich verſicherte ſie, daß kei-
ner, und ſollte er auch der große Mogul ſeyn, ihr
Laukh. Leben 5ter Theil. N
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/201>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.