er bey der Festivität eine Quasioberinspection hatte. Hr. Bock der Schuster, hatte die Nacht über dem Glase so stark zugesprochen, daß er nun da liegen, und den Rausch ausschlafen mußte: niemand blieb also bey mir, als das hübsche Weibchen des lez- tern, welche meiner recht treulich pflegte. Man denke ja an nichts Böses aiskhra prattein tot[ - 1 Zeichen fehlt] adunaton.
Die Herren, welche auf dem Grimmel bey Hr. Credo versammelt waren, dachten fleißig an mich, und schickten mir von jedem Gericht eine so derbe Portion, daß ein Scheundrescher sich an je- der bequem hätte sättigen können. Ich konnte aber leider von allen diesen Herrlichkeiten keinen Ge- brauch machen; denn es fehlte mir an Appetit, und doch versündigte ich mich an einem Gerichte, welches der Doctor mir verboten hatte, nämlich an einer Sagosuppe mit Wein. Sie war herrlich zubereitet, und schmeckte mir auch so gut, daß ich wenigstens zwölf Suppenlöffel voll davon aß. Den folgenden Tag war mein Zustand wieder schlimmer. Endlich siegte meine gute Natur durch Hn. Philter unterstützt, über die Krankheit, und den Tag vor Dreykönig ging ich wieder aus, und besuchte nicht nur gute Freunde, sondern auch vor- züglich die Schenken.
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er bey der Feſtivitaͤt eine Quaſioberinſpection hatte. Hr. Bock der Schuſter, hatte die Nacht uͤber dem Glaſe ſo ſtark zugeſprochen, daß er nun da liegen, und den Rauſch ausſchlafen mußte: niemand blieb alſo bey mir, als das huͤbſche Weibchen des lez- tern, welche meiner recht treulich pflegte. Man denke ja an nichts Boͤſes ἀισχϱα πϱαττειν τοτ[ – 1 Zeichen fehlt] ἀδυνατον.
Die Herren, welche auf dem Grimmel bey Hr. Credo verſammelt waren, dachten fleißig an mich, und ſchickten mir von jedem Gericht eine ſo derbe Portion, daß ein Scheundreſcher ſich an je- der bequem haͤtte ſaͤttigen koͤnnen. Ich konnte aber leider von allen dieſen Herrlichkeiten keinen Ge- brauch machen; denn es fehlte mir an Appetit, und doch verſuͤndigte ich mich an einem Gerichte, welches der Doctor mir verboten hatte, naͤmlich an einer Sagoſuppe mit Wein. Sie war herrlich zubereitet, und ſchmeckte mir auch ſo gut, daß ich wenigſtens zwoͤlf Suppenloͤffel voll davon aß. Den folgenden Tag war mein Zuſtand wieder ſchlimmer. Endlich ſiegte meine gute Natur durch Hn. Philter unterſtuͤtzt, uͤber die Krankheit, und den Tag vor Dreykoͤnig ging ich wieder aus, und beſuchte nicht nur gute Freunde, ſondern auch vor- zuͤglich die Schenken.
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er bey der Feſtivitaͤt eine Quaſioberinſpection hatte.
Hr. Bock der Schuſter, hatte die Nacht uͤber dem
Glaſe ſo ſtark zugeſprochen, daß er nun da liegen,
und den Rauſch ausſchlafen mußte: niemand blieb
alſo bey mir, als das huͤbſche Weibchen des lez-
tern, welche meiner recht treulich pflegte. Man
denke ja an nichts Boͤſes ἀισχϱα πϱαττειν τοτ_
ἀδυνατον.
Die Herren, welche auf dem Grimmel bey
Hr. Credo verſammelt waren, dachten fleißig an
mich, und ſchickten mir von jedem Gericht eine ſo
derbe Portion, daß ein Scheundreſcher ſich an je-
der bequem haͤtte ſaͤttigen koͤnnen. Ich konnte aber
leider von allen dieſen Herrlichkeiten keinen Ge-
brauch machen; denn es fehlte mir an Appetit,
und doch verſuͤndigte ich mich an einem Gerichte,
welches der Doctor mir verboten hatte, naͤmlich
an einer Sagoſuppe mit Wein. Sie war herrlich
zubereitet, und ſchmeckte mir auch ſo gut, daß ich
wenigſtens zwoͤlf Suppenloͤffel voll davon aß.
Den folgenden Tag war mein Zuſtand wieder
ſchlimmer. Endlich ſiegte meine gute Natur durch
Hn. Philter unterſtuͤtzt, uͤber die Krankheit, und
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/219>, abgerufen am 23.11.2024.
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