Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Wielings gelehrten Anmerkungen, und war daher
im Stande dem Großsprecher zu antworten. Der
Mensch ärgerte sich, und gerieth vollends in den
Harnisch, als der Schumachermeister Rehnius ihm
gerade heraus sagte, Laukhard verstände vielleicht
mehr von der Juristerey, als er. "Hole mich
der Teufel, sagte er nun, ich verwette einen
Tha[ - 1 Zeichen fehlt]er, Hr. Laukhard weiß nicht, was ein suus
haeres
ist."

Rehnius. Nun, Magister, lassen Sie
das auf sich sitzen?

Ich. Der Herr B... spaßet nur.

Hr. B. Nein, bey meiner Seele, es ist mein
Ernst: ich setze einen Thaler, Sie wissen nicht
was ein suus haeres ist.

Ich. Eh bien, es bleibt dabey.

Hr. B. (legt einen Thaler auf den Tisch).
Hier: jetzt setzen Sie einen dagegen.

Ich. Gleich: will erst wechseln.

Es wäre mir unmöglich gewesen, einen Gro-
schen zu setzen, geschweige denn einen Thaler; allein
ein guter Freund, der Hallor Eckhard, sonst Bauer
genannt, riß mich aus der Verlegenheit, und streckte
mir einen harten Thaler vor; ich setzte ihn, betete
die Definition von suus haeres her, *) und ge-

*) Ein suus haeres ist ein Erbe, welcher zur Zeit des
Todes des Erblassers in dessen väterlicher Gewalt, und

Wielings gelehrten Anmerkungen, und war daher
im Stande dem Großſprecher zu antworten. Der
Menſch aͤrgerte ſich, und gerieth vollends in den
Harniſch, als der Schumachermeiſter Rehnius ihm
gerade heraus ſagte, Laukhard verſtaͤnde vielleicht
mehr von der Juriſterey, als er. „Hole mich
der Teufel, ſagte er nun, ich verwette einen
Tha[ – 1 Zeichen fehlt]er, Hr. Laukhard weiß nicht, was ein ſuus
haeres
iſt.“

Rehnius. Nun, Magiſter, laſſen Sie
das auf ſich ſitzen?

Ich. Der Herr B... ſpaßet nur.

Hr. B. Nein, bey meiner Seele, es iſt mein
Ernſt: ich ſetze einen Thaler, Sie wiſſen nicht
was ein ſuus haeres iſt.

Ich. Eh bien, es bleibt dabey.

Hr. B. (legt einen Thaler auf den Tiſch).
Hier: jetzt ſetzen Sie einen dagegen.

Ich. Gleich: will erſt wechſeln.

Es waͤre mir unmoͤglich geweſen, einen Gro-
ſchen zu ſetzen, geſchweige denn einen Thaler; allein
ein guter Freund, der Hallor Eckhard, ſonſt Bauer
genannt, riß mich aus der Verlegenheit, und ſtreckte
mir einen harten Thaler vor; ich ſetzte ihn, betete
die Definition von ſuus haeres her, *) und ge-

*) Ein ſuus haeres iſt ein Erbe, welcher zur Zeit des
Todes des Erblaſſers in deſſen vaͤterlicher Gewalt, und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="15"/>
Wielings gelehrten Anmerkungen, und war daher<lb/>
im Stande dem Groß&#x017F;precher zu antworten. Der<lb/>
Men&#x017F;ch a&#x0364;rgerte &#x017F;ich, und gerieth vollends in den<lb/>
Harni&#x017F;ch, als der Schumachermei&#x017F;ter Rehnius ihm<lb/>
gerade heraus &#x017F;agte, Laukhard ver&#x017F;ta&#x0364;nde vielleicht<lb/>
mehr von der Juri&#x017F;terey, als er. &#x201E;Hole mich<lb/>
der Teufel, &#x017F;agte er nun, ich verwette einen<lb/>
Tha<gap unit="chars" quantity="1"/>er, Hr. Laukhard weiß nicht, was ein <hi rendition="#aq">&#x017F;uus<lb/>
haeres</hi> i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Rehnius</hi>. Nun, Magi&#x017F;ter, la&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
das auf &#x017F;ich &#x017F;itzen?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. Der Herr B... &#x017F;paßet nur.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Hr</hi>. B. Nein, bey meiner Seele, es i&#x017F;t mein<lb/>
Ern&#x017F;t: ich &#x017F;etze einen Thaler, Sie wi&#x017F;&#x017F;en nicht<lb/>
was ein <hi rendition="#aq">&#x017F;uus haeres</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. <hi rendition="#aq">Eh bien,</hi> es bleibt dabey.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Hr</hi>. B. (legt einen Thaler auf den Ti&#x017F;ch).<lb/>
Hier: jetzt &#x017F;etzen Sie einen dagegen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. Gleich: will er&#x017F;t wech&#x017F;eln.</p><lb/>
        <p>Es wa&#x0364;re mir unmo&#x0364;glich gewe&#x017F;en, einen Gro-<lb/>
&#x017F;chen zu &#x017F;etzen, ge&#x017F;chweige denn einen Thaler; allein<lb/>
ein guter Freund, der Hallor Eckhard, &#x017F;on&#x017F;t Bauer<lb/>
genannt, riß mich aus der Verlegenheit, und &#x017F;treckte<lb/>
mir einen harten Thaler vor; ich &#x017F;etzte ihn, betete<lb/>
die Definition von <hi rendition="#aq">&#x017F;uus haeres</hi> her, <note xml:id="note-0023" next="#note-0024" place="foot" n="*)">Ein <hi rendition="#aq">&#x017F;uus haeres</hi> i&#x017F;t ein Erbe, welcher zur Zeit des<lb/>
Todes des Erbla&#x017F;&#x017F;ers in de&#x017F;&#x017F;en va&#x0364;terlicher Gewalt, und</note> und ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0023] Wielings gelehrten Anmerkungen, und war daher im Stande dem Großſprecher zu antworten. Der Menſch aͤrgerte ſich, und gerieth vollends in den Harniſch, als der Schumachermeiſter Rehnius ihm gerade heraus ſagte, Laukhard verſtaͤnde vielleicht mehr von der Juriſterey, als er. „Hole mich der Teufel, ſagte er nun, ich verwette einen Tha_er, Hr. Laukhard weiß nicht, was ein ſuus haeres iſt.“ Rehnius. Nun, Magiſter, laſſen Sie das auf ſich ſitzen? Ich. Der Herr B... ſpaßet nur. Hr. B. Nein, bey meiner Seele, es iſt mein Ernſt: ich ſetze einen Thaler, Sie wiſſen nicht was ein ſuus haeres iſt. Ich. Eh bien, es bleibt dabey. Hr. B. (legt einen Thaler auf den Tiſch). Hier: jetzt ſetzen Sie einen dagegen. Ich. Gleich: will erſt wechſeln. Es waͤre mir unmoͤglich geweſen, einen Gro- ſchen zu ſetzen, geſchweige denn einen Thaler; allein ein guter Freund, der Hallor Eckhard, ſonſt Bauer genannt, riß mich aus der Verlegenheit, und ſtreckte mir einen harten Thaler vor; ich ſetzte ihn, betete die Definition von ſuus haeres her, *) und ge- *) Ein ſuus haeres iſt ein Erbe, welcher zur Zeit des Todes des Erblaſſers in deſſen vaͤterlicher Gewalt, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/23
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/23>, abgerufen am 03.12.2024.