Der arme Feigenbaum am Wege mußte verdorren, und hatte doch nichts verbrochen.
Drey und zwanzigstes Kapitel.
Meister Schäfer der Schuster zu Halle.
Ich hatte im Sommer 1799 in einem Hause ge- wohnt, welches die Kutsche heißt, und war von da im Herbst zu einem Schuhmacher gezogen, wel- cher Schäfer hieß, unter den hiesigen Bürgern aber mehr unter dem Namen des Hn. Unteroffi- ziers, als unter seinem eignen bekannt war. Schä- fer hatte nämlich bey einer gewissen Gelegenheit sich gerühmt, er sey Unteroffizier bey der Stadt, und habe das Recht, einen Degen zu tragen mit ei- nem Portdepe. Die Hallenser sind aber komische Leute, welche nichts weniger vertragen können, als dummen Bauernstolz, und jeden sarkastisch verfolgen, der sich so was zu Schulden kommen läßt: Schäfer hieß daher der Herr Unteroffizier, so wie ein anderer Jemand der Leutnant genannt wurde, weil er zu seiner Frau beym Abschied ins
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Der arme Feigenbaum am Wege mußte verdorren, und hatte doch nichts verbrochen.
Drey und zwanzigſtes Kapitel.
Meiſter Schaͤfer der Schuſter zu Halle.
Ich hatte im Sommer 1799 in einem Hauſe ge- wohnt, welches die Kutſche heißt, und war von da im Herbſt zu einem Schuhmacher gezogen, wel- cher Schaͤfer hieß, unter den hieſigen Buͤrgern aber mehr unter dem Namen des Hn. Unteroffi- ziers, als unter ſeinem eignen bekannt war. Schaͤ- fer hatte naͤmlich bey einer gewiſſen Gelegenheit ſich geruͤhmt, er ſey Unteroffizier bey der Stadt, und habe das Recht, einen Degen zu tragen mit ei- nem Portdepe. Die Hallenſer ſind aber komiſche Leute, welche nichts weniger vertragen koͤnnen, als dummen Bauernſtolz, und jeden ſarkaſtiſch verfolgen, der ſich ſo was zu Schulden kommen laͤßt: Schaͤfer hieß daher der Herr Unteroffizier, ſo wie ein anderer Jemand der Leutnant genannt wurde, weil er zu ſeiner Frau beym Abſchied ins
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Der arme Feigenbaum am Wege mußte verdorren,
und hatte doch nichts verbrochen.
Drey und zwanzigſtes Kapitel.
Meiſter Schaͤfer der Schuſter zu Halle.
Ich hatte im Sommer 1799 in einem Hauſe ge-
wohnt, welches die Kutſche heißt, und war von
da im Herbſt zu einem Schuhmacher gezogen, wel-
cher Schaͤfer hieß, unter den hieſigen Buͤrgern
aber mehr unter dem Namen des Hn. Unteroffi-
ziers, als unter ſeinem eignen bekannt war. Schaͤ-
fer hatte naͤmlich bey einer gewiſſen Gelegenheit
ſich geruͤhmt, er ſey Unteroffizier bey der Stadt,
und habe das Recht, einen Degen zu tragen mit ei-
nem Portdepe. Die Hallenſer ſind aber komiſche
Leute, welche nichts weniger vertragen koͤnnen,
als dummen Bauernſtolz, und jeden ſarkaſtiſch
verfolgen, der ſich ſo was zu Schulden kommen
laͤßt: Schaͤfer hieß daher der Herr Unteroffizier,
ſo wie ein anderer Jemand der Leutnant genannt
wurde, weil er zu ſeiner Frau beym Abſchied ins
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/235>, abgerufen am 27.11.2024.
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