daß M.... Fener fing, und beschloß, sich scheiden zu lassen. Während der Verhandlung kamen die abscheulichsten Dinge zum Vorschein, und unter andern auch, daß Madame öffentliche Hurenhäu- ser besucht hatte. Es war nun ganz natürlich, daß Hr. M.... seine liebe Frau loswerden mußte; aber die Mutter derselben, eine alte Politikussin, brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch durch einen Codex Theodosianus in 6 Folianten, den sie ihm sauber gebunden zuschickte, so herum, daß er den Scheidungsprozeß niederschlug, und seine Frau wieder zu sich nahm. Die Acten wur- den bey dem Universitätsgericht niedergelegt, aber Hr. M.... ärgerte sich doch, daß in der Registra- tur der Universität Papiere lagen, welche seiner Ehre so sehr nachtheilig waren. Er sagte daher dem Actuar, er mögte ihm doch seine Acten auf ei- nige Tage geben, er habe wonach zu sehen. Der Actuar, welcher einfältiglich glaubte, was der Hr. Professor sagte, gab die Acten hin, und Herr M.... ließ sogleich Feuer anzünden im Ofen, und warf die Acten hinein. Freylich waren nun die Papiere dahin, aber M....s Schande und die seiner Frau währte noch immer, er machte daher, daß er fortkam, und ging nach F...., wo man seine Hahnreyschaft weniger kannte, als in H.... Man sagt, die Frau Professorin soll ihrem Ehe-
mann
daß M.... Fener fing, und beſchloß, ſich ſcheiden zu laſſen. Waͤhrend der Verhandlung kamen die abſcheulichſten Dinge zum Vorſchein, und unter andern auch, daß Madame oͤffentliche Hurenhaͤu- ſer beſucht hatte. Es war nun ganz natuͤrlich, daß Hr. M.... ſeine liebe Frau loswerden mußte; aber die Mutter derſelben, eine alte Politikuſſin, brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch durch einen Codex Theodoſianus in 6 Folianten, den ſie ihm ſauber gebunden zuſchickte, ſo herum, daß er den Scheidungsprozeß niederſchlug, und ſeine Frau wieder zu ſich nahm. Die Acten wur- den bey dem Univerſitaͤtsgericht niedergelegt, aber Hr. M.... aͤrgerte ſich doch, daß in der Regiſtra- tur der Univerſitaͤt Papiere lagen, welche ſeiner Ehre ſo ſehr nachtheilig waren. Er ſagte daher dem Actuar, er moͤgte ihm doch ſeine Acten auf ei- nige Tage geben, er habe wonach zu ſehen. Der Actuar, welcher einfaͤltiglich glaubte, was der Hr. Profeſſor ſagte, gab die Acten hin, und Herr M.... ließ ſogleich Feuer anzuͤnden im Ofen, und warf die Acten hinein. Freylich waren nun die Papiere dahin, aber M....s Schande und die ſeiner Frau waͤhrte noch immer, er machte daher, daß er fortkam, und ging nach F...., wo man ſeine Hahnreyſchaft weniger kannte, als in H.... Man ſagt, die Frau Profeſſorin ſoll ihrem Ehe-
mann
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daß M.... Fener fing, und beſchloß, ſich ſcheiden
zu laſſen. Waͤhrend der Verhandlung kamen die
abſcheulichſten Dinge zum Vorſchein, und unter
andern auch, daß Madame oͤffentliche Hurenhaͤu-
ſer beſucht hatte. Es war nun ganz natuͤrlich, daß
Hr. M.... ſeine liebe Frau loswerden mußte;
aber die Mutter derſelben, eine alte Politikuſſin,
brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch
durch einen Codex Theodoſianus in 6 Folianten,
den ſie ihm ſauber gebunden zuſchickte, ſo herum,
daß er den Scheidungsprozeß niederſchlug, und
ſeine Frau wieder zu ſich nahm. Die Acten wur-
den bey dem Univerſitaͤtsgericht niedergelegt, aber
Hr. M.... aͤrgerte ſich doch, daß in der Regiſtra-
tur der Univerſitaͤt Papiere lagen, welche ſeiner
Ehre ſo ſehr nachtheilig waren. Er ſagte daher
dem Actuar, er moͤgte ihm doch ſeine Acten auf ei-
nige Tage geben, er habe wonach zu ſehen. Der
Actuar, welcher einfaͤltiglich glaubte, was der
Hr. Profeſſor ſagte, gab die Acten hin, und Herr
M.... ließ ſogleich Feuer anzuͤnden im Ofen, und
warf die Acten hinein. Freylich waren nun die
Papiere dahin, aber M....s Schande und die
ſeiner Frau waͤhrte noch immer, er machte daher,
daß er fortkam, und ging nach F...., wo man
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Man ſagt, die Frau Profeſſorin ſoll ihrem Ehe-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/248>, abgerufen am 27.11.2024.
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