Abwesenheit Beystand geleistet hat, verdanke ich ihm herzlich. Man hatte nämlich ausgesprengt, ich sey in Nordhausen gestorben, und da zog sich jederman von meiner Frau zurück, aber der ehr- liche S... und Hr. B. nahmen sich meiner Frau und meines Ackens an, und so konnten diese auch ohne mich subsistiren.
Mit Schäfern blieb nun alles ruhig, und er selbst legte weder mir noch meiner Frau nicht das Gering- ste mehr in den Weg. Ohngefähr vierzehn Tage vor Ostern sprach er mich um Geld an, welches ich ihm zwar erst bey der Räumung des Quartiers zu geben hatte: denn ich wollte ausziehen. Ich hatte eben eine Anweisung an einen hiesigen An- tiquar erhalten, und gab diese dem Schuster, um sie Hn. Weidlich -- so heißt der Antiquar -- zu bringen, und zu fragen, ob er sie annehmen wollte. Schäfer kam zurück und meldete mir, daß Hr. Weidlich den andern Tag versprochen habe, die Anweisung zu bezahlen, nur sollte er eine Quittung von mir mitbringen.
Diese schickte ich zwar an Hn. Weidlich, ließ ihn aber bitten, dem Schäfer nicht mehr als 6 Thlr. zu bezahlen: denn grade so viel war ich ihm schuldig: Schäfer, welcher gedacht hatte, die ganze Anweisung zu ziehen, und mich hernach warten zu laßen, und
Q 2
Abweſenheit Beyſtand geleiſtet hat, verdanke ich ihm herzlich. Man hatte naͤmlich ausgeſprengt, ich ſey in Nordhauſen geſtorben, und da zog ſich jederman von meiner Frau zuruͤck, aber der ehr- liche S... und Hr. B. nahmen ſich meiner Frau und meines Ackens an, und ſo konnten dieſe auch ohne mich ſubſiſtiren.
Mit Schaͤfern blieb nun alles ruhig, und er ſelbſt legte weder mir noch meiner Frau nicht das Gering- ſte mehr in den Weg. Ohngefaͤhr vierzehn Tage vor Oſtern ſprach er mich um Geld an, welches ich ihm zwar erſt bey der Raͤumung des Quartiers zu geben hatte: denn ich wollte ausziehen. Ich hatte eben eine Anweiſung an einen hieſigen An- tiquar erhalten, und gab dieſe dem Schuſter, um ſie Hn. Weidlich — ſo heißt der Antiquar — zu bringen, und zu fragen, ob er ſie annehmen wollte. Schaͤfer kam zuruͤck und meldete mir, daß Hr. Weidlich den andern Tag verſprochen habe, die Anweiſung zu bezahlen, nur ſollte er eine Quittung von mir mitbringen.
Dieſe ſchickte ich zwar an Hn. Weidlich, ließ ihn aber bitten, dem Schaͤfer nicht mehr als 6 Thlr. zu bezahlen: denn grade ſo viel war ich ihm ſchuldig: Schaͤfer, welcher gedacht hatte, die ganze Anweiſung zu ziehen, und mich hernach warten zu laßen, und
Q 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0251"n="243"/>
Abweſenheit Beyſtand geleiſtet hat, verdanke ich<lb/>
ihm herzlich. Man hatte naͤmlich ausgeſprengt,<lb/>
ich ſey in Nordhauſen geſtorben, und da zog ſich<lb/>
jederman von meiner Frau zuruͤck, aber der ehr-<lb/>
liche S... und Hr. B. nahmen ſich meiner Frau und<lb/>
meines Ackens an, und ſo konnten dieſe auch ohne<lb/>
mich ſubſiſtiren.</p><lb/><p>Mit Schaͤfern blieb nun alles ruhig, und er ſelbſt<lb/>
legte weder mir noch meiner Frau nicht das Gering-<lb/>ſte mehr in den Weg. Ohngefaͤhr vierzehn Tage<lb/>
vor Oſtern ſprach er mich um Geld an, welches<lb/>
ich ihm zwar erſt bey der Raͤumung des Quartiers<lb/>
zu geben hatte: denn ich wollte ausziehen. Ich<lb/>
hatte eben eine Anweiſung an einen hieſigen An-<lb/>
tiquar erhalten, und gab dieſe dem Schuſter, um<lb/>ſie Hn. Weidlich —ſo heißt der Antiquar — zu<lb/>
bringen, und zu fragen, ob er ſie annehmen wollte.<lb/>
Schaͤfer kam zuruͤck und meldete mir, daß Hr.<lb/>
Weidlich den andern Tag verſprochen habe, die<lb/>
Anweiſung zu bezahlen, nur ſollte er eine Quittung<lb/>
von mir mitbringen.</p><lb/><p>Dieſe ſchickte ich zwar an Hn. Weidlich, ließ ihn<lb/>
aber bitten, dem Schaͤfer nicht mehr als 6 Thlr. zu<lb/>
bezahlen: denn grade ſo viel war ich ihm ſchuldig:<lb/>
Schaͤfer, welcher gedacht hatte, die ganze Anweiſung<lb/>
zu ziehen, und mich hernach warten zu laßen, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[243/0251]
Abweſenheit Beyſtand geleiſtet hat, verdanke ich
ihm herzlich. Man hatte naͤmlich ausgeſprengt,
ich ſey in Nordhauſen geſtorben, und da zog ſich
jederman von meiner Frau zuruͤck, aber der ehr-
liche S... und Hr. B. nahmen ſich meiner Frau und
meines Ackens an, und ſo konnten dieſe auch ohne
mich ſubſiſtiren.
Mit Schaͤfern blieb nun alles ruhig, und er ſelbſt
legte weder mir noch meiner Frau nicht das Gering-
ſte mehr in den Weg. Ohngefaͤhr vierzehn Tage
vor Oſtern ſprach er mich um Geld an, welches
ich ihm zwar erſt bey der Raͤumung des Quartiers
zu geben hatte: denn ich wollte ausziehen. Ich
hatte eben eine Anweiſung an einen hieſigen An-
tiquar erhalten, und gab dieſe dem Schuſter, um
ſie Hn. Weidlich — ſo heißt der Antiquar — zu
bringen, und zu fragen, ob er ſie annehmen wollte.
Schaͤfer kam zuruͤck und meldete mir, daß Hr.
Weidlich den andern Tag verſprochen habe, die
Anweiſung zu bezahlen, nur ſollte er eine Quittung
von mir mitbringen.
Dieſe ſchickte ich zwar an Hn. Weidlich, ließ ihn
aber bitten, dem Schaͤfer nicht mehr als 6 Thlr. zu
bezahlen: denn grade ſo viel war ich ihm ſchuldig:
Schaͤfer, welcher gedacht hatte, die ganze Anweiſung
zu ziehen, und mich hernach warten zu laßen, und
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/251>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.