gar nicht verstehen müssen, wenn er eine allgemei- ne Reform hät[t]e anfangen wollen, wie man doch damals erwartete und wünschte. Diese allgemei- ne Reform würde eine allgemeine Verwirrung nach sich gezogen haben: es blieb daher auch in Preu- ßen nach dem Tod des Königs Friedrich Wilhelm so ziemlich beym Alten, obgleich manche heilsame Veränderungen vorgenommen wurden, wohin die Abstellung der Tabaksfe[r]me vorzüglich gehört.
Ich hatte, w[ - 1 Zeichen fehlt]e gesagt, einige Hoffnung, daß der neue König sich meiner erinnern, und für mich sorgen würde. Meine Freunde zu Halle riethen mir, selbst nach Berlin zu reisen, und mich dem Monarchen vorzustellen: ich fand diesen Rath ver- nünftig, und begab mich im Februar 1798 nach Berlin. Meine Kasse war schwach, wie sie zu allen Zeiten zu seyn pflegt. Ich war also gezwun- gen, mich entweder um Freypost zu bemühen, oder gar zu Fusse zu gehen. Unser Postmeister Hr. Kriegs- rath von Madeweis gestattete mir freye Post bis nach Dessau, und von da kam ich durch bis nach Briezen. Ich hatte eine sehr schnurrig componir- te Reisegesellschaft: zwey Preußische Offiziere, ei- nen Juden, und ein hallisches Freudenmädchen. Die Offiziere waren von der Cavallerie, und ka- men von einer Reise ins R[e]ich zurück, wo sie zu Hause waren; es waren sehr solide brave Männer
gar nicht verſtehen muͤſſen, wenn er eine allgemei- ne Reform haͤt[t]e anfangen wollen, wie man doch damals erwartete und wuͤnſchte. Dieſe allgemei- ne Reform wuͤrde eine allgemeine Verwirrung nach ſich gezogen haben: es blieb daher auch in Preu- ßen nach dem Tod des Koͤnigs Friedrich Wilhelm ſo ziemlich beym Alten, obgleich manche heilſame Veraͤnderungen vorgenommen wurden, wohin die Abſtellung der Tabaksfe[r]me vorzuͤglich gehoͤrt.
Ich hatte, w[ – 1 Zeichen fehlt]e geſagt, einige Hoffnung, daß der neue Koͤnig ſich meiner erinnern, und fuͤr mich ſorgen wuͤrde. Meine Freunde zu Halle riethen mir, ſelbſt nach Berlin zu reiſen, und mich dem Monarchen vorzuſtellen: ich fand dieſen Rath ver- nuͤnftig, und begab mich im Februar 1798 nach Berlin. Meine Kaſſe war ſchwach, wie ſie zu allen Zeiten zu ſeyn pflegt. Ich war alſo gezwun- gen, mich entweder um Freypoſt zu bemuͤhen, oder gar zu Fuſſe zu gehen. Unſer Poſtmeiſter Hr. Kriegs- rath von Madeweis geſtattete mir freye Poſt bis nach Deſſau, und von da kam ich durch bis nach Briezen. Ich hatte eine ſehr ſchnurrig componir- te Reiſegeſellſchaft: zwey Preußiſche Offiziere, ei- nen Juden, und ein halliſches Freudenmaͤdchen. Die Offiziere waren von der Cavallerie, und ka- men von einer Reiſe ins R[e]ich zuruͤck, wo ſie zu Hauſe waren; es waren ſehr ſolide brave Maͤnner
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gar nicht verſtehen muͤſſen, wenn er eine allgemei-
ne Reform haͤtte anfangen wollen, wie man doch
damals erwartete und wuͤnſchte. Dieſe allgemei-
ne Reform wuͤrde eine allgemeine Verwirrung nach
ſich gezogen haben: es blieb daher auch in Preu-
ßen nach dem Tod des Koͤnigs Friedrich Wilhelm
ſo ziemlich beym Alten, obgleich manche heilſame
Veraͤnderungen vorgenommen wurden, wohin die
Abſtellung der Tabaksferme vorzuͤglich gehoͤrt.
Ich hatte, w_e geſagt, einige Hoffnung, daß
der neue Koͤnig ſich meiner erinnern, und fuͤr mich
ſorgen wuͤrde. Meine Freunde zu Halle riethen
mir, ſelbſt nach Berlin zu reiſen, und mich dem
Monarchen vorzuſtellen: ich fand dieſen Rath ver-
nuͤnftig, und begab mich im Februar 1798 nach
Berlin. Meine Kaſſe war ſchwach, wie ſie zu
allen Zeiten zu ſeyn pflegt. Ich war alſo gezwun-
gen, mich entweder um Freypoſt zu bemuͤhen, oder
gar zu Fuſſe zu gehen. Unſer Poſtmeiſter Hr. Kriegs-
rath von Madeweis geſtattete mir freye Poſt bis
nach Deſſau, und von da kam ich durch bis nach
Briezen. Ich hatte eine ſehr ſchnurrig componir-
te Reiſegeſellſchaft: zwey Preußiſche Offiziere, ei-
nen Juden, und ein halliſches Freudenmaͤdchen.
Die Offiziere waren von der Cavallerie, und ka-
men von einer Reiſe ins Reich zuruͤck, wo ſie zu
Hauſe waren; es waren ſehr ſolide brave Maͤnner
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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