kennen gelernt, und zum Theil -- warum sollte ichs nicht gestehen? -- selbst mitgemacht hatte. Dieß mögen diejenigen sich merken, die so unge- bührliche und abgeschmackte Auslegungen über mein im Grunde ganz unschuldiges Werk gemacht haben. Mein Freund, Herr Leffler, schrieb mir aus Fran- ken, daß man in Jena, Erlangen und Altorf mein Schilda und die von mir vorgestellte Personen alle gefunden, und mit Fingern auf sie gewiesen habe. Der Professor Fünfkäs sey in Jena Herr X, in Er- langen Herr Y und in Altorf Herr Z. Das Ding kam mir wunderlich vor, da Fünfkäs auch in Halle gesucht und gefunden wurde. Ich erschrack über diese Auslegungen, welche meinen Worten einen Sinn gaben, den ich weder gedacht hatte noch den- ken konnte, da ich wirklich die Männer verehre, welche ich in den Annalen an den Pranger gestellt haben soll.
Ich hatte gewiß bey der Verfassung der Schil- daischen Annalen eine ganz andre Absicht, als mei- ne meisten Leser vermutheten: ich wollte die Radi- calfehler aller deutschen Universitäten schildern, und einige Mittel angeben, wie denselben abzuhel- fen sey. Ich dachte, vielleicht liest jemand dein Buch, dem es dran liegt, daß diese Fehler gebes- sert werden, und der auch Kraft genug hat, so ein Werk ganz oder zum Theil auszuführen, da kann
kennen gelernt, und zum Theil — warum ſollte ichs nicht geſtehen? — ſelbſt mitgemacht hatte. Dieß moͤgen diejenigen ſich merken, die ſo unge- buͤhrliche und abgeſchmackte Auslegungen uͤber mein im Grunde ganz unſchuldiges Werk gemacht haben. Mein Freund, Herr Leffler, ſchrieb mir aus Fran- ken, daß man in Jena, Erlangen und Altorf mein Schilda und die von mir vorgeſtellte Perſonen alle gefunden, und mit Fingern auf ſie gewieſen habe. Der Profeſſor Fuͤnfkaͤs ſey in Jena Herr X, in Er- langen Herr Y und in Altorf Herr Z. Das Ding kam mir wunderlich vor, da Fuͤnfkaͤs auch in Halle geſucht und gefunden wurde. Ich erſchrack uͤber dieſe Auslegungen, welche meinen Worten einen Sinn gaben, den ich weder gedacht hatte noch den- ken konnte, da ich wirklich die Maͤnner verehre, welche ich in den Annalen an den Pranger geſtellt haben ſoll.
Ich hatte gewiß bey der Verfaſſung der Schil- daiſchen Annalen eine ganz andre Abſicht, als mei- ne meiſten Leſer vermutheten: ich wollte die Radi- calfehler aller deutſchen Univerſitaͤten ſchildern, und einige Mittel angeben, wie denſelben abzuhel- fen ſey. Ich dachte, vielleicht lieſt jemand dein Buch, dem es dran liegt, daß dieſe Fehler gebeſ- ſert werden, und der auch Kraft genug hat, ſo ein Werk ganz oder zum Theil auszufuͤhren, da kann
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="78"/>
kennen gelernt, und zum Theil — warum ſollte<lb/>
ichs nicht geſtehen? —ſelbſt mitgemacht hatte.<lb/>
Dieß moͤgen diejenigen ſich merken, die ſo unge-<lb/>
buͤhrliche und abgeſchmackte Auslegungen uͤber mein<lb/>
im Grunde ganz unſchuldiges Werk gemacht haben.<lb/>
Mein Freund, Herr Leffler, ſchrieb mir aus Fran-<lb/>
ken, daß man in Jena, Erlangen und Altorf mein<lb/>
Schilda und die von mir vorgeſtellte Perſonen alle<lb/>
gefunden, und mit Fingern auf ſie gewieſen habe.<lb/>
Der Profeſſor Fuͤnfkaͤs ſey in Jena Herr X, in Er-<lb/>
langen Herr Y und in Altorf Herr Z. Das Ding<lb/>
kam mir wunderlich vor, da Fuͤnfkaͤs auch in Halle<lb/>
geſucht und gefunden wurde. Ich erſchrack uͤber<lb/>
dieſe Auslegungen, welche meinen Worten einen<lb/>
Sinn gaben, den ich weder gedacht hatte noch den-<lb/>
ken konnte, da ich wirklich die Maͤnner verehre,<lb/>
welche ich in den Annalen an den Pranger geſtellt<lb/>
haben ſoll.</p><lb/><p>Ich hatte gewiß bey der Verfaſſung der Schil-<lb/>
daiſchen Annalen eine ganz andre Abſicht, als mei-<lb/>
ne meiſten Leſer vermutheten: ich wollte die Radi-<lb/>
calfehler aller deutſchen Univerſitaͤten ſchildern,<lb/>
und einige Mittel angeben, wie denſelben abzuhel-<lb/>
fen ſey. Ich dachte, vielleicht lieſt jemand dein<lb/>
Buch, dem es dran liegt, daß dieſe Fehler gebeſ-<lb/>ſert werden, und der auch Kraft genug hat, ſo ein<lb/>
Werk ganz oder zum Theil auszufuͤhren, da kann<lb/></p></div></body></text></TEI>
[78/0086]
kennen gelernt, und zum Theil — warum ſollte
ichs nicht geſtehen? — ſelbſt mitgemacht hatte.
Dieß moͤgen diejenigen ſich merken, die ſo unge-
buͤhrliche und abgeſchmackte Auslegungen uͤber mein
im Grunde ganz unſchuldiges Werk gemacht haben.
Mein Freund, Herr Leffler, ſchrieb mir aus Fran-
ken, daß man in Jena, Erlangen und Altorf mein
Schilda und die von mir vorgeſtellte Perſonen alle
gefunden, und mit Fingern auf ſie gewieſen habe.
Der Profeſſor Fuͤnfkaͤs ſey in Jena Herr X, in Er-
langen Herr Y und in Altorf Herr Z. Das Ding
kam mir wunderlich vor, da Fuͤnfkaͤs auch in Halle
geſucht und gefunden wurde. Ich erſchrack uͤber
dieſe Auslegungen, welche meinen Worten einen
Sinn gaben, den ich weder gedacht hatte noch den-
ken konnte, da ich wirklich die Maͤnner verehre,
welche ich in den Annalen an den Pranger geſtellt
haben ſoll.
Ich hatte gewiß bey der Verfaſſung der Schil-
daiſchen Annalen eine ganz andre Abſicht, als mei-
ne meiſten Leſer vermutheten: ich wollte die Radi-
calfehler aller deutſchen Univerſitaͤten ſchildern,
und einige Mittel angeben, wie denſelben abzuhel-
fen ſey. Ich dachte, vielleicht lieſt jemand dein
Buch, dem es dran liegt, daß dieſe Fehler gebeſ-
ſert werden, und der auch Kraft genug hat, ſo ein
Werk ganz oder zum Theil auszufuͤhren, da kann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/86>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.