andern, nämlich in Rücksicht auf Ursprung und Würde: der Katholik baue das Ansehen seiner Theologie auf das Ansehen seiner Kirche, die er fälschlich für die allgemeine Kirche ausgäbe, und der Protestant gründe sein System auf die sehr zwey- deutige Autorität einiger Juden, welche den Stif- ter der Religion theils selbst gehört, theils von an- dern dessen Lehre erfahren hatten. Eine göttliche Inspiration oder unmittelbare göttliche Direction käme hier allerdings ins Spiel: denn die Verthei- diger der Religionen hätten wohl eingesehen, daß sie ihren Beweis, ohne den nähern Beystand Gottes zu Hülfe zu nehmen, nicht suchen könnten; im Grunde aber sey so eine Inspiration oder Dire- ction entweder bey einzelnen Menschen, bey Apo- steln, oder bey kirchlichen Versammlungen, bey sogenannten allgemeinen Concilien unerweislich, und eben daher sey das Fundament der ganzen The- ologie gleichfalls unhaltbar, und schwankend. Die- jenigen Theologen, welche das Kirchensystem mo- dernisiren wollten, und es, so gut es sich thun lie- ße, mit dem jedesmaligen philosophischen System harmonisch zu machen sich bemüheten, seyen in diesem Fall nicht Theologen, und zerstörten dadurch, daß sie die Lehren des Glaubens der Vernunft, oder genauer zu reden, dem herrschenden philosophischen
andern, naͤmlich in Ruͤckſicht auf Urſprung und Wuͤrde: der Katholik baue das Anſehen ſeiner Theologie auf das Anſehen ſeiner Kirche, die er faͤlſchlich fuͤr die allgemeine Kirche ausgaͤbe, und der Proteſtant gruͤnde ſein Syſtem auf die ſehr zwey- deutige Autoritaͤt einiger Juden, welche den Stif- ter der Religion theils ſelbſt gehoͤrt, theils von an- dern deſſen Lehre erfahren hatten. Eine goͤttliche Inſpiration oder unmittelbare goͤttliche Direction kaͤme hier allerdings ins Spiel: denn die Verthei- diger der Religionen haͤtten wohl eingeſehen, daß ſie ihren Beweis, ohne den naͤhern Beyſtand Gottes zu Huͤlfe zu nehmen, nicht ſuchen koͤnnten; im Grunde aber ſey ſo eine Inſpiration oder Dire- ction entweder bey einzelnen Menſchen, bey Apo- ſteln, oder bey kirchlichen Verſammlungen, bey ſogenannten allgemeinen Concilien unerweislich, und eben daher ſey das Fundament der ganzen The- ologie gleichfalls unhaltbar, und ſchwankend. Die- jenigen Theologen, welche das Kirchenſyſtem mo- derniſiren wollten, und es, ſo gut es ſich thun lie- ße, mit dem jedesmaligen philoſophiſchen Syſtem harmoniſch zu machen ſich bemuͤheten, ſeyen in dieſem Fall nicht Theologen, und zerſtoͤrten dadurch, daß ſie die Lehren des Glaubens der Vernunft, oder genauer zu reden, dem herrſchenden philoſophiſchen
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andern, naͤmlich in Ruͤckſicht auf Urſprung und
Wuͤrde: der Katholik baue das Anſehen ſeiner
Theologie auf das Anſehen ſeiner Kirche, die er
faͤlſchlich fuͤr die allgemeine Kirche ausgaͤbe, und
der Proteſtant gruͤnde ſein Syſtem auf die ſehr zwey-
deutige Autoritaͤt einiger Juden, welche den Stif-
ter der Religion theils ſelbſt gehoͤrt, theils von an-
dern deſſen Lehre erfahren hatten. Eine goͤttliche
Inſpiration oder unmittelbare goͤttliche Direction
kaͤme hier allerdings ins Spiel: denn die Verthei-
diger der Religionen haͤtten wohl eingeſehen,
daß ſie ihren Beweis, ohne den naͤhern Beyſtand
Gottes zu Huͤlfe zu nehmen, nicht ſuchen koͤnnten;
im Grunde aber ſey ſo eine Inſpiration oder Dire-
ction entweder bey einzelnen Menſchen, bey Apo-
ſteln, oder bey kirchlichen Verſammlungen, bey
ſogenannten allgemeinen Concilien unerweislich,
und eben daher ſey das Fundament der ganzen The-
ologie gleichfalls unhaltbar, und ſchwankend. Die-
jenigen Theologen, welche das Kirchenſyſtem mo-
derniſiren wollten, und es, ſo gut es ſich thun lie-
ße, mit dem jedesmaligen philoſophiſchen Syſtem
harmoniſch zu machen ſich bemuͤheten, ſeyen in
dieſem Fall nicht Theologen, und zerſtoͤrten dadurch,
daß ſie die Lehren des Glaubens der Vernunft, oder
genauer zu reden, dem herrſchenden philoſophiſchen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/97>, abgerufen am 23.11.2024.
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