Der Jünger ist nicht über den Meister, nochMatth. X. 24. 25. der Knecht über seinen Herrn. Dem Jünger ist es genug, daß er sey, wie sein Meister, und der Knecht, wie sein Herr. Haben sie den Haus- vater Beelsebub geheissen, wie vielmehr seine Hausgenossen? -- Immer auf sich, sein Beyspiel, sein Schicksal will der Herr seine Schüler aufmerksam machen. Ihn sollen sie nie aus dem Gesichte verlieren. Immer sich unter jeder Miskennung und Mishandlung fragen: "Was hatte Er zu leiden? Was Ich? Und wer war Er? Und wer bin Ich? Er ist Herr -- ich Knecht! Er war die Reinheit, die Tugend selbst; Die Religion in Person -- und Ich -- guter Gott! Wer bin Ich? Kann je so viel über Mich Böses gesagt werden, als über Ihn? Und kann ich je so gut seyn, wie Er?
87. Aufschluß aller Geheimnisse. Furchtbarkeit Gottes.
Fürchtet sie nicht! Denn es ist nichts be-Matth. X. 26-28. deckt, das nicht werde entdeckt werden, und nichts ist verborgen, das man nicht wissen wer- de. Was Ich euch in der Finsterniß sage, das redet am Lichte, und was ihr in das Ohr hö- ret, das prediget auf den Dächern; Und fürch- tet euch nicht vor denen, die den Leib töden,
und
J
Jünger und Meiſter. Aufſchluß ꝛc.
86. Jünger und Meiſter.
Der Jünger iſt nicht über den Meiſter, nochMatth. X. 24. 25. der Knecht über ſeinen Herrn. Dem Jünger iſt es genug, daß er ſey, wie ſein Meiſter, und der Knecht, wie ſein Herr. Haben ſie den Haus- vater Beelſebub geheiſſen, wie vielmehr ſeine Hausgenoſſen? — Immer auf ſich, ſein Beyſpiel, ſein Schickſal will der Herr ſeine Schüler aufmerkſam machen. Ihn ſollen ſie nie aus dem Geſichte verlieren. Immer ſich unter jeder Miskennung und Mishandlung fragen: „Was hatte Er zu leiden? Was Ich? Und wer war Er? Und wer bin Ich? Er iſt Herr — ich Knecht! Er war die Reinheit, die Tugend ſelbſt; Die Religion in Perſon — und Ich — guter Gott! Wer bin Ich? Kann je ſo viel über Mich Böſes geſagt werden, als über Ihn? Und kann ich je ſo gut ſeyn, wie Er?
87. Aufſchluß aller Geheimniſſe. Furchtbarkeit Gottes.
Fürchtet ſie nicht! Denn es iſt nichts be-Matth. X. 26-28. deckt, das nicht werde entdeckt werden, und nichts iſt verborgen, das man nicht wiſſen wer- de. Was Ich euch in der Finſterniß ſage, das redet am Lichte, und was ihr in das Ohr hö- ret, das prediget auf den Dächern; Und fürch- tet euch nicht vor denen, die den Leib töden,
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J
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[129[149]/0157]
Jünger und Meiſter. Aufſchluß ꝛc.
86.
Jünger und Meiſter.
Der Jünger iſt nicht über den Meiſter, noch
der Knecht über ſeinen Herrn. Dem Jünger iſt
es genug, daß er ſey, wie ſein Meiſter, und der
Knecht, wie ſein Herr. Haben ſie den Haus-
vater Beelſebub geheiſſen, wie vielmehr ſeine
Hausgenoſſen? — Immer auf ſich, ſein Beyſpiel,
ſein Schickſal will der Herr ſeine Schüler aufmerkſam
machen. Ihn ſollen ſie nie aus dem Geſichte verlieren.
Immer ſich unter jeder Miskennung und Mishandlung
fragen: „Was hatte Er zu leiden? Was Ich? Und
wer war Er? Und wer bin Ich? Er iſt Herr — ich
Knecht! Er war die Reinheit, die Tugend ſelbſt; Die
Religion in Perſon — und Ich — guter Gott! Wer
bin Ich? Kann je ſo viel über Mich Böſes geſagt
werden, als über Ihn? Und kann ich je ſo gut ſeyn,
wie Er?
Matth. X.
24. 25.
87.
Aufſchluß aller Geheimniſſe. Furchtbarkeit
Gottes.
Fürchtet ſie nicht! Denn es iſt nichts be-
deckt, das nicht werde entdeckt werden, und
nichts iſt verborgen, das man nicht wiſſen wer-
de. Was Ich euch in der Finſterniß ſage, das
redet am Lichte, und was ihr in das Ohr hö-
ret, das prediget auf den Dächern; Und fürch-
tet euch nicht vor denen, die den Leib töden,
und
Matth. X.
26-28.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 129[149]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/157>, abgerufen am 25.11.2024.
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