gen Betrüger. Ich bin's, wenn ich weiß -- So ein Gegengift ist mir nicht bekannt, und dennoch bered ich alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab ich's aber, so werd ich das Erstaunen der Welt. Ent- weder also muß man mich bewundern oder verachten. Christus ist entweder das, wofür Ihn die Juden hiel- ten, die Ihn kreutzigten -- oder Er ist der, für den Er sich ausgab, und den die Apostel in Ihm anbetheten. Wer also nicht für Ihn ist, der muß wider Ihn seyn; Und wer nicht wider Ihn ist, muß für Ihn seyn -- nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken- nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man consequent handeln, Grundsätzen folgen will, entweder Saulus oder ein Paulus seyn; Entweder Ihn lästern und die lästern machen, die Ihn anrufen -- oder niederfallen und Ihn fragen: Herr, was willst Du, daß ich thun soll? --
Wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet. Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider sein Beßtes. Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aberSprüchw. VIII. 35. 36. an Ihm sündiget, der verletzet seine Seele oder thut sich selbst schaden. Alle, die Ihn hassen, lieben den Tod. Wenn Er der Einzige ist, durch den alles zu Gott und zur Unsterblichkeit gelangen kann; Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt -- So müssen alle diejenigen ihre Wohlfahrt hassen, ihrem Zwecke ent- gegen arbeiten -- und sich von Gott entfernen, die sich mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.
105. Gu-
L 3
Gutes und böſes Herz.
gen Betrüger. Ich bin’s, wenn ich weiß — So ein Gegengift iſt mir nicht bekannt, und dennoch bered ich alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab ich’s aber, ſo werd ich das Erſtaunen der Welt. Ent- weder alſo muß man mich bewundern oder verachten. Chriſtus iſt entweder das, wofür Ihn die Juden hiel- ten, die Ihn kreutzigten — oder Er iſt der, für den Er ſich ausgab, und den die Apoſtel in Ihm anbetheten. Wer alſo nicht für Ihn iſt, der muß wider Ihn ſeyn; Und wer nicht wider Ihn iſt, muß für Ihn ſeyn — nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken- nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man conſequent handeln, Grundſätzen folgen will, entweder Saulus oder ein Paulus ſeyn; Entweder Ihn läſtern und die läſtern machen, die Ihn anrufen — oder niederfallen und Ihn fragen: Herr, was willſt Du, daß ich thun ſoll? —
Wer nicht mit Mir ſammelt, der zerſtreuet. Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider ſein Beßtes. Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aberSprüchw. VIII. 35. 36. an Ihm ſündiget, der verletzet ſeine Seele oder thut ſich ſelbſt ſchaden. Alle, die Ihn haſſen, lieben den Tod. Wenn Er der Einzige iſt, durch den alles zu Gott und zur Unſterblichkeit gelangen kann; Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt — So müſſen alle diejenigen ihre Wohlfahrt haſſen, ihrem Zwecke ent- gegen arbeiten — und ſich von Gott entfernen, die ſich mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.
105. Gu-
L 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0193"n="165[185]"/><fwplace="top"type="header">Gutes und böſes Herz.</fw><lb/>
gen Betrüger. Ich bin’s, wenn ich weiß — So ein<lb/>
Gegengift iſt mir nicht bekannt, und dennoch bered ich<lb/>
alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab<lb/>
ich’s aber, ſo werd ich das Erſtaunen der Welt. Ent-<lb/>
weder alſo muß man mich bewundern oder verachten.<lb/><hirendition="#fr">Chriſtus</hi> iſt entweder das, wofür Ihn die Juden hiel-<lb/>
ten, die Ihn kreutzigten — oder Er iſt der, für den Er<lb/>ſich ausgab, und den die Apoſtel in Ihm anbetheten.<lb/><hirendition="#fr">Wer alſo nicht für Ihn iſt, der muß wider Ihn<lb/>ſeyn; Und wer nicht wider Ihn iſt, muß für Ihn<lb/>ſeyn</hi>— nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken-<lb/>
nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man conſequent<lb/>
handeln, Grundſätzen folgen will, entweder <hirendition="#fr">Saulus</hi><lb/>
oder ein <hirendition="#fr">Paulus</hi>ſeyn; Entweder Ihn läſtern und die<lb/>
läſtern machen, die Ihn anrufen — oder niederfallen<lb/>
und Ihn fragen: <hirendition="#fr">Herr, was willſt Du, daß ich<lb/>
thun ſoll?</hi>—</p><lb/><p><hirendition="#fr">Wer nicht mit Mir ſammelt, der zerſtreuet.</hi><lb/>
Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider ſein Beßtes.<lb/><hirendition="#fr">Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aber</hi><noteplace="right">Sprüchw.<lb/><hirendition="#aq">VIII.</hi> 35. 36.</note><lb/><hirendition="#fr">an Ihm ſündiget, der verletzet ſeine Seele oder<lb/>
thut ſich ſelbſt ſchaden.</hi> Alle, <hirendition="#fr">die Ihn haſſen,<lb/>
lieben den Tod.</hi> Wenn Er der Einzige iſt, durch<lb/>
den alles zu Gott und zur Unſterblichkeit gelangen kann;<lb/>
Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt — So müſſen<lb/>
alle diejenigen ihre Wohlfahrt haſſen, ihrem Zwecke ent-<lb/>
gegen arbeiten — und ſich von Gott entfernen, die ſich<lb/>
mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">L 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">105. Gu-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[165[185]/0193]
Gutes und böſes Herz.
gen Betrüger. Ich bin’s, wenn ich weiß — So ein
Gegengift iſt mir nicht bekannt, und dennoch bered ich
alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab
ich’s aber, ſo werd ich das Erſtaunen der Welt. Ent-
weder alſo muß man mich bewundern oder verachten.
Chriſtus iſt entweder das, wofür Ihn die Juden hiel-
ten, die Ihn kreutzigten — oder Er iſt der, für den Er
ſich ausgab, und den die Apoſtel in Ihm anbetheten.
Wer alſo nicht für Ihn iſt, der muß wider Ihn
ſeyn; Und wer nicht wider Ihn iſt, muß für Ihn
ſeyn — nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken-
nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man conſequent
handeln, Grundſätzen folgen will, entweder Saulus
oder ein Paulus ſeyn; Entweder Ihn läſtern und die
läſtern machen, die Ihn anrufen — oder niederfallen
und Ihn fragen: Herr, was willſt Du, daß ich
thun ſoll? —
Wer nicht mit Mir ſammelt, der zerſtreuet.
Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider ſein Beßtes.
Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aber
an Ihm ſündiget, der verletzet ſeine Seele oder
thut ſich ſelbſt ſchaden. Alle, die Ihn haſſen,
lieben den Tod. Wenn Er der Einzige iſt, durch
den alles zu Gott und zur Unſterblichkeit gelangen kann;
Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt — So müſſen
alle diejenigen ihre Wohlfahrt haſſen, ihrem Zwecke ent-
gegen arbeiten — und ſich von Gott entfernen, die ſich
mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.
Sprüchw.
VIII. 35. 36.
105. Gu-
L 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 165[185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/193>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.