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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Gutes und böses Herz.
gen Betrüger. Ich bin's, wenn ich weiß -- So ein
Gegengift ist mir nicht bekannt, und dennoch bered ich
alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab
ich's aber, so werd ich das Erstaunen der Welt. Ent-
weder also muß man mich bewundern oder verachten.
Christus ist entweder das, wofür Ihn die Juden hiel-
ten, die Ihn kreutzigten -- oder Er ist der, für den Er
sich ausgab, und den die Apostel in Ihm anbetheten.
Wer also nicht für Ihn ist, der muß wider Ihn
seyn; Und wer nicht wider Ihn ist, muß für Ihn
seyn
-- nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken-
nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man consequent
handeln, Grundsätzen folgen will, entweder Saulus
oder ein Paulus seyn; Entweder Ihn lästern und die
lästern machen, die Ihn anrufen -- oder niederfallen
und Ihn fragen: Herr, was willst Du, daß ich
thun soll?
--

Wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet.
Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider sein Beßtes.
Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aberSprüchw.
VIII. 35. 36.

an Ihm sündiget, der verletzet seine Seele oder
thut sich selbst schaden.
Alle, die Ihn hassen,
lieben den Tod.
Wenn Er der Einzige ist, durch
den alles zu Gott und zur Unsterblichkeit gelangen kann;
Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt -- So müssen
alle diejenigen ihre Wohlfahrt hassen, ihrem Zwecke ent-
gegen arbeiten -- und sich von Gott entfernen, die sich
mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.

105. Gu-
L 3

Gutes und böſes Herz.
gen Betrüger. Ich bin’s, wenn ich weiß — So ein
Gegengift iſt mir nicht bekannt, und dennoch bered ich
alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab
ich’s aber, ſo werd ich das Erſtaunen der Welt. Ent-
weder alſo muß man mich bewundern oder verachten.
Chriſtus iſt entweder das, wofür Ihn die Juden hiel-
ten, die Ihn kreutzigten — oder Er iſt der, für den Er
ſich ausgab, und den die Apoſtel in Ihm anbetheten.
Wer alſo nicht für Ihn iſt, der muß wider Ihn
ſeyn; Und wer nicht wider Ihn iſt, muß für Ihn
ſeyn
— nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken-
nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man conſequent
handeln, Grundſätzen folgen will, entweder Saulus
oder ein Paulus ſeyn; Entweder Ihn läſtern und die
läſtern machen, die Ihn anrufen — oder niederfallen
und Ihn fragen: Herr, was willſt Du, daß ich
thun ſoll?

Wer nicht mit Mir ſammelt, der zerſtreuet.
Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider ſein Beßtes.
Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aberSprüchw.
VIII. 35. 36.

an Ihm ſündiget, der verletzet ſeine Seele oder
thut ſich ſelbſt ſchaden.
Alle, die Ihn haſſen,
lieben den Tod.
Wenn Er der Einzige iſt, durch
den alles zu Gott und zur Unſterblichkeit gelangen kann;
Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt — So müſſen
alle diejenigen ihre Wohlfahrt haſſen, ihrem Zwecke ent-
gegen arbeiten — und ſich von Gott entfernen, die ſich
mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden.

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L 3
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[165[185]/0193] Gutes und böſes Herz. gen Betrüger. Ich bin’s, wenn ich weiß — So ein Gegengift iſt mir nicht bekannt, und dennoch bered ich alle Welt, daß ich eines in den Händen habe. Hab ich’s aber, ſo werd ich das Erſtaunen der Welt. Ent- weder alſo muß man mich bewundern oder verachten. Chriſtus iſt entweder das, wofür Ihn die Juden hiel- ten, die Ihn kreutzigten — oder Er iſt der, für den Er ſich ausgab, und den die Apoſtel in Ihm anbetheten. Wer alſo nicht für Ihn iſt, der muß wider Ihn ſeyn; Und wer nicht wider Ihn iſt, muß für Ihn ſeyn — nämlich, wofern man Ihn kennt, oder zu ken- nen Gelegenheit hat. Man muß, wenn man conſequent handeln, Grundſätzen folgen will, entweder Saulus oder ein Paulus ſeyn; Entweder Ihn läſtern und die läſtern machen, die Ihn anrufen — oder niederfallen und Ihn fragen: Herr, was willſt Du, daß ich thun ſoll? — Wer nicht mit Mir ſammelt, der zerſtreuet. Wer Ihm nicht gehorcht, handelt wider ſein Beßtes. Wer Ihn findet, findet das Leben. Wer aber an Ihm ſündiget, der verletzet ſeine Seele oder thut ſich ſelbſt ſchaden. Alle, die Ihn haſſen, lieben den Tod. Wenn Er der Einzige iſt, durch den alles zu Gott und zur Unſterblichkeit gelangen kann; Wenn ohn Ihn keiner zum Vater kömmt — So müſſen alle diejenigen ihre Wohlfahrt haſſen, ihrem Zwecke ent- gegen arbeiten — und ſich von Gott entfernen, die ſich mit ihren Gedanken und Begierden von Ihm wegwenden. Sprüchw. VIII. 35. 36. 105. Gu- L 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 165[185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/193>, abgerufen am 28.11.2024.