&q;Jonas -- und dann erwartet den Ausgang! Das &q;unbegreifliche wird euch endlich begreiflich werden!" --
Aber, mögten vielleicht einige gute Herzen mit Ehr- lichkeit, oder einige Schälke mit Spott einwenden: Christus lag nicht drey Tage und drey Nächte in der Erde; Sondern nur Einen ganzen Tag und Eine ganze Nacht.
Ich kann hierauf, ich glaube -- für jedes gute Herz genugthuend, folgendes antworten:
Erstlich kann die Redensart drey Tag und drey Nächte eben so vielgeltend seyn, wie die bis an den dritten Tag. So wie z. E. bey uns gewöhnlich ist, acht Tage statt sieben zu setzen. Ich will in acht Tagen wiederkommen, sagt man z. E. am Sonntag Morgen, wenn man auch am Samstag derselben Woche wieder zu kommen im Sinn hat. So sagen die Fran- zosen funfzehn Tage(quinze jours) wo wir nur vier- zehn sagen.
Zweytens lag nicht Christus von drey Tagen und drey Nächten wenigstens einen Theil im Grabe? Etwas vom Freytagstag und der Freytagsnacht; Den Samstag und die Samstagsnacht; Etwas vom Sonn- tagsmorgen, da es noch Nacht war, und vom Sonn- tagsmorgen, da es schon zu tagen begann. Allein das einfältigste, gewisseste und würdigste, was sich meines Bedünkens zur gänzlichen Hebung dieser anscheinenden Schwierigkeit sagen läßt -- ist das: Christus setzte das höchste, äusserste, -- und that noch mehr, als
Er
Matthäus XII.
&q;Jonas — und dann erwartet den Ausgang! Das &q;unbegreifliche wird euch endlich begreiflich werden!„ —
Aber, mögten vielleicht einige gute Herzen mit Ehr- lichkeit, oder einige Schälke mit Spott einwenden: Chriſtus lag nicht drey Tage und drey Nächte in der Erde; Sondern nur Einen ganzen Tag und Eine ganze Nacht.
Ich kann hierauf, ich glaube — für jedes gute Herz genugthuend, folgendes antworten:
Erſtlich kann die Redensart drey Tag und drey Nächte eben ſo vielgeltend ſeyn, wie die bis an den dritten Tag. So wie z. E. bey uns gewöhnlich iſt, acht Tage ſtatt ſieben zu ſetzen. Ich will in acht Tagen wiederkommen, ſagt man z. E. am Sonntag Morgen, wenn man auch am Samſtag derſelben Woche wieder zu kommen im Sinn hat. So ſagen die Fran- zoſen funfzehn Tage(quinze jours) wo wir nur vier- zehn ſagen.
Zweytens lag nicht Chriſtus von drey Tagen und drey Nächten wenigſtens einen Theil im Grabe? Etwas vom Freytagstag und der Freytagsnacht; Den Samſtag und die Samſtagsnacht; Etwas vom Sonn- tagsmorgen, da es noch Nacht war, und vom Sonn- tagsmorgen, da es ſchon zu tagen begann. Allein das einfältigſte, gewiſſeſte und würdigſte, was ſich meines Bedünkens zur gänzlichen Hebung dieſer anſcheinenden Schwierigkeit ſagen läßt — iſt das: Chriſtus ſetzte das höchſte, äuſſerſte, — und that noch mehr, als
Er
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[172[192]/0200]
Matthäus XII.
&q;Jonas — und dann erwartet den Ausgang! Das
&q;unbegreifliche wird euch endlich begreiflich werden!„ —
Aber, mögten vielleicht einige gute Herzen mit Ehr-
lichkeit, oder einige Schälke mit Spott einwenden:
Chriſtus lag nicht drey Tage und drey Nächte
in der Erde; Sondern nur Einen ganzen Tag und
Eine ganze Nacht.
Ich kann hierauf, ich glaube — für jedes gute
Herz genugthuend, folgendes antworten:
Erſtlich kann die Redensart drey Tag und drey
Nächte eben ſo vielgeltend ſeyn, wie die bis an den
dritten Tag. So wie z. E. bey uns gewöhnlich iſt,
acht Tage ſtatt ſieben zu ſetzen. Ich will in acht
Tagen wiederkommen, ſagt man z. E. am Sonntag
Morgen, wenn man auch am Samſtag derſelben Woche
wieder zu kommen im Sinn hat. So ſagen die Fran-
zoſen funfzehn Tage (quinze jours) wo wir nur vier-
zehn ſagen.
Zweytens lag nicht Chriſtus von drey Tagen
und drey Nächten wenigſtens einen Theil im Grabe?
Etwas vom Freytagstag und der Freytagsnacht; Den
Samſtag und die Samſtagsnacht; Etwas vom Sonn-
tagsmorgen, da es noch Nacht war, und vom Sonn-
tagsmorgen, da es ſchon zu tagen begann. Allein das
einfältigſte, gewiſſeſte und würdigſte, was ſich meines
Bedünkens zur gänzlichen Hebung dieſer anſcheinenden
Schwierigkeit ſagen läßt — iſt das: Chriſtus ſetzte
das höchſte, äuſſerſte, — und that noch mehr, als
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 172[192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/200>, abgerufen am 29.11.2024.
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