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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Ungleiches Hören des Wortes.
züglicher Treu und Freude die vorzüglichen Gaben seines
Zeitalters zu benuzen. Die Propheten waren zu ih-
ter
Zeit die erhabensten Gottnähesten Menschen. Chri-
stus
und alle Apostel reden mit dem tiefsten Respekt
von ihnen. Aber sie waren klein gegen die Apostel, die
unmittelbaren Schüler des Herrn. Ihr Glück bestand
in der Sehnsucht; Der Apostel im Genusse. Nicht
umsonst machte der Herr ihr vorzügliches Glück seinen
Schülern wichtig und fühlbar. Vielleicht könnte auch
zu manchem Christen unsers Zeitalters gesagt werden --
"Du hast mehr Aufschlüsse, feinere Gefühle, freyern,
&q;offnern Sinn als manche der ersten Christen, die Chri-
&q;stus
und den Aposteln so nahe waren! Seelig bist du,
ja seeliger daß du nicht siehest und dennoch glaubest! --
Ihn nie gesehen, und Ihn dennoch liebest, und dich
Seiner freuest mit unaussprechlicher und herrlicher
Freude.

114.
Ungleiches Hören des Wortes.

Wenn Jemand das Wort des Reichs (von dem
himmlischen und ewigen Reiche, dessen Haupt der Mes-
sias,
dessen Genossen die an Ihn Gläubigen sind) hö-
ret
und nicht verstehet, keinen Sinn darfür hat, kei-
nen Antheil daran nimmt mit seiner Aufmerksamkeit, so
kommt der Arge und reisset hin, was da in sein
Herz gesäet ist.
Was aufmerksamer theilnehmender
Sinn nicht fest hält, darüber hat der Satan, der Böse-
wicht Gewalt. Eines solchen Zuhörers Herz empfängt

den
M 5

Ungleiches Hören des Wortes.
züglicher Treu und Freude die vorzüglichen Gaben ſeines
Zeitalters zu benuzen. Die Propheten waren zu ih-
ter
Zeit die erhabenſten Gottnäheſten Menſchen. Chri-
ſtus
und alle Apoſtel reden mit dem tiefſten Reſpekt
von ihnen. Aber ſie waren klein gegen die Apoſtel, die
unmittelbaren Schüler des Herrn. Ihr Glück beſtand
in der Sehnſucht; Der Apoſtel im Genuſſe. Nicht
umſonſt machte der Herr ihr vorzügliches Glück ſeinen
Schülern wichtig und fühlbar. Vielleicht könnte auch
zu manchem Chriſten unſers Zeitalters geſagt werden —
„Du haſt mehr Aufſchlüſſe, feinere Gefühle, freyern,
&q;offnern Sinn als manche der erſten Chriſten, die Chri-
&q;ſtus
und den Apoſteln ſo nahe waren! Seelig biſt du,
ja ſeeliger daß du nicht ſieheſt und dennoch glaubeſt! —
Ihn nie geſehen, und Ihn dennoch liebeſt, und dich
Seiner freueſt mit unausſprechlicher und herrlicher
Freude.

114.
Ungleiches Hören des Wortes.

Wenn Jemand das Wort des Reichs (von dem
himmliſchen und ewigen Reiche, deſſen Haupt der Meſ-
ſias,
deſſen Genoſſen die an Ihn Gläubigen ſind) hö-
ret
und nicht verſtehet, keinen Sinn darfür hat, kei-
nen Antheil daran nimmt mit ſeiner Aufmerkſamkeit, ſo
kommt der Arge und reiſſet hin, was da in ſein
Herz geſäet iſt.
Was aufmerkſamer theilnehmender
Sinn nicht feſt hält, darüber hat der Satan, der Böſe-
wicht Gewalt. Eines ſolchen Zuhörers Herz empfängt

den
M 5
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[185[205]/0213] Ungleiches Hören des Wortes. züglicher Treu und Freude die vorzüglichen Gaben ſeines Zeitalters zu benuzen. Die Propheten waren zu ih- ter Zeit die erhabenſten Gottnäheſten Menſchen. Chri- ſtus und alle Apoſtel reden mit dem tiefſten Reſpekt von ihnen. Aber ſie waren klein gegen die Apoſtel, die unmittelbaren Schüler des Herrn. Ihr Glück beſtand in der Sehnſucht; Der Apoſtel im Genuſſe. Nicht umſonſt machte der Herr ihr vorzügliches Glück ſeinen Schülern wichtig und fühlbar. Vielleicht könnte auch zu manchem Chriſten unſers Zeitalters geſagt werden — „Du haſt mehr Aufſchlüſſe, feinere Gefühle, freyern, &q;offnern Sinn als manche der erſten Chriſten, die Chri- &q;ſtus und den Apoſteln ſo nahe waren! Seelig biſt du, ja ſeeliger daß du nicht ſieheſt und dennoch glaubeſt! — Ihn nie geſehen, und Ihn dennoch liebeſt, und dich Seiner freueſt mit unausſprechlicher und herrlicher Freude. 114. Ungleiches Hören des Wortes. Wenn Jemand das Wort des Reichs (von dem himmliſchen und ewigen Reiche, deſſen Haupt der Meſ- ſias, deſſen Genoſſen die an Ihn Gläubigen ſind) hö- ret und nicht verſtehet, keinen Sinn darfür hat, kei- nen Antheil daran nimmt mit ſeiner Aufmerkſamkeit, ſo kommt der Arge und reiſſet hin, was da in ſein Herz geſäet iſt. Was aufmerkſamer theilnehmender Sinn nicht feſt hält, darüber hat der Satan, der Böſe- wicht Gewalt. Eines ſolchen Zuhörers Herz empfängt den M 5

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 185[205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/213>, abgerufen am 04.12.2024.