des Propheten Elias Zeiten, und keiner dersel- ben ward gereinigt, denn allein Naeman aus Syrien. Was also bindet der dastehenden, zu helfen bereitwilligen Allmacht gleichsam die Hände? Der Un- glaube; Der Mangel an Zutrauen; Die Entfernung und Abwendung des Herzens von Gott und Christus; Alles, was dem Glauben entgegen ist -- Wer für das Unsichtbare, Göttliche keinen Sinn, kein Interesse, kein Herz hat, keine Sehnsucht, kein Streben darnach -- wer sich immer nur mit dem Gegenwärtigen und Sicht- baren beschäftigt, verliert allen Sinn und Geschmack an dem, was unsichtbar, entfernt, und göttlich ist. Und wo dieser Sinn nicht erweckt und geübt wird -- da kann alles Unsichtbare und Göttliche keinen Eindruck mehr machen; Christus ist nicht für den, der nicht an Ihn glaubt. Der Arzt ist nicht Arzt für den Kranken, der kein Herz, kein Zutrauen zu Ihm hat. Wo Chri- stus Glauben findet, da kann Er sich frey und unge- hindert mittheilen. -- Wo Er Widerstand, Unglau- ben, Abneigung von Ihm, herrschende Sinnlichkeit fin- det -- da steht Er mit aller Seiner Bereitwilligkeit zu wirken, unwirksam. -- Darum sey's mein tägliches Gebeth -- Herr! Ich glaube! Komm zu hülfe meinem wankenden Glauben.
Mat-
Matthäus XIII.
des Propheten Elias Zeiten, und keiner derſel- ben ward gereinigt, denn allein Naeman aus Syrien. Was alſo bindet der daſtehenden, zu helfen bereitwilligen Allmacht gleichſam die Hände? Der Un- glaube; Der Mangel an Zutrauen; Die Entfernung und Abwendung des Herzens von Gott und Chriſtus; Alles, was dem Glauben entgegen iſt — Wer für das Unſichtbare, Göttliche keinen Sinn, kein Intereſſe, kein Herz hat, keine Sehnſucht, kein Streben darnach — wer ſich immer nur mit dem Gegenwärtigen und Sicht- baren beſchäftigt, verliert allen Sinn und Geſchmack an dem, was unſichtbar, entfernt, und göttlich iſt. Und wo dieſer Sinn nicht erweckt und geübt wird — da kann alles Unſichtbare und Göttliche keinen Eindruck mehr machen; Chriſtus iſt nicht für den, der nicht an Ihn glaubt. Der Arzt iſt nicht Arzt für den Kranken, der kein Herz, kein Zutrauen zu Ihm hat. Wo Chri- ſtus Glauben findet, da kann Er ſich frey und unge- hindert mittheilen. — Wo Er Widerſtand, Unglau- ben, Abneigung von Ihm, herrſchende Sinnlichkeit fin- det — da ſteht Er mit aller Seiner Bereitwilligkeit zu wirken, unwirkſam. — Darum ſey’s mein tägliches Gebeth — Herr! Ich glaube! Komm zu hülfe meinem wankenden Glauben.
Mat-
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[196[216]/0224]
Matthäus XIII.
des Propheten Elias Zeiten, und keiner derſel-
ben ward gereinigt, denn allein Naeman aus
Syrien. Was alſo bindet der daſtehenden, zu helfen
bereitwilligen Allmacht gleichſam die Hände? Der Un-
glaube; Der Mangel an Zutrauen; Die Entfernung
und Abwendung des Herzens von Gott und Chriſtus;
Alles, was dem Glauben entgegen iſt — Wer für das
Unſichtbare, Göttliche keinen Sinn, kein Intereſſe, kein
Herz hat, keine Sehnſucht, kein Streben darnach —
wer ſich immer nur mit dem Gegenwärtigen und Sicht-
baren beſchäftigt, verliert allen Sinn und Geſchmack an
dem, was unſichtbar, entfernt, und göttlich iſt. Und
wo dieſer Sinn nicht erweckt und geübt wird — da
kann alles Unſichtbare und Göttliche keinen Eindruck
mehr machen; Chriſtus iſt nicht für den, der nicht an
Ihn glaubt. Der Arzt iſt nicht Arzt für den Kranken,
der kein Herz, kein Zutrauen zu Ihm hat. Wo Chri-
ſtus Glauben findet, da kann Er ſich frey und unge-
hindert mittheilen. — Wo Er Widerſtand, Unglau-
ben, Abneigung von Ihm, herrſchende Sinnlichkeit fin-
det — da ſteht Er mit aller Seiner Bereitwilligkeit zu
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 196[216]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/224>, abgerufen am 04.12.2024.
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