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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXII.
&q;scheinenden Gottheit, das keinen Sinn hat, wenn es
&q;nicht den hat, daß die Lieblinge Gottes unsterblich vor
&q;Ihm leben -- und wie könnet ihr diese Geschichte für
&q;wahr halten, und Engel und Erscheinungen aus der
&q;unsichtbaren Welt läugnen? Wie diese Geschichte für
&q;wahr halten -- und euch keine Naturen denken, die
&q;den Englischen ähnlich, und über alles was Sterb-
&q;lich heißt, und dem Sterblichen ähnlich ist, weit er-
&q;haben sind -- Diese einzige Geschichte sollte euch Schlüs-
&q;sel zur Erkenntniß eines Gottes seyn, der alle Dinge
&q;lebendig macht -- und der Vater ist unzähliger Geister."

159.
Das vornehmste Gebot.
Matth.
XXII.
35-40.

Und einer unter ihnen ein Schriftgelehrter,
versuchte Ihn und sprach: Meister! Welches
ist das vornehmste Gebot im Gesetze? Jesus
sprach zu ihm: Du sollst lieben Gott, deinen
Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
und von ganzem Gemüthe. Dieß ist das vor-
nehmste und grösseste Gebot. Das andere aber
ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben
als dich selbst. An diesen zweyen Geboten han-
get das ganze Gesetz und die Propheten.

Die Seele der Gebote ist das wichtigste Gebot.
Liebe! Liebe! Freud' an Gott und an allem, woran Gott
Freude hat. Nun hat Gott an nichts mehr Freude, als
am Menschen. In dem will Er von allen lebenden und
liebenden Wesen -- In dem besonders von den Men-

schen

Matthäus XXII.
&q;ſcheinenden Gottheit, das keinen Sinn hat, wenn es
&q;nicht den hat, daß die Lieblinge Gottes unſterblich vor
&q;Ihm leben — und wie könnet ihr dieſe Geſchichte für
&q;wahr halten, und Engel und Erſcheinungen aus der
&q;unſichtbaren Welt läugnen? Wie dieſe Geſchichte für
&q;wahr halten — und euch keine Naturen denken, die
&q;den Engliſchen ähnlich, und über alles was Sterb-
&q;lich heißt, und dem Sterblichen ähnlich iſt, weit er-
&q;haben ſind — Dieſe einzige Geſchichte ſollte euch Schlüſ-
&q;ſel zur Erkenntniß eines Gottes ſeyn, der alle Dinge
&q;lebendig macht — und der Vater iſt unzähliger Geiſter.„

159.
Das vornehmſte Gebot.
Matth.
XXII.
35-40.

Und einer unter ihnen ein Schriftgelehrter,
verſuchte Ihn und ſprach: Meiſter! Welches
iſt das vornehmſte Gebot im Geſetze? Jeſus
ſprach zu ihm: Du ſollſt lieben Gott, deinen
Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
und von ganzem Gemüthe. Dieß iſt das vor-
nehmſte und gröſſeſte Gebot. Das andere aber
iſt dieſem gleich: Du ſollſt deinen Nächſten lieben
als dich ſelbſt. An dieſen zweyen Geboten han-
get das ganze Geſetz und die Propheten.

Die Seele der Gebote iſt das wichtigſte Gebot.
Liebe! Liebe! Freud’ an Gott und an allem, woran Gott
Freude hat. Nun hat Gott an nichts mehr Freude, als
am Menſchen. In dem will Er von allen lebenden und
liebenden Weſen — In dem beſonders von den Men-

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[344[364]/0372] Matthäus XXII. &q;ſcheinenden Gottheit, das keinen Sinn hat, wenn es &q;nicht den hat, daß die Lieblinge Gottes unſterblich vor &q;Ihm leben — und wie könnet ihr dieſe Geſchichte für &q;wahr halten, und Engel und Erſcheinungen aus der &q;unſichtbaren Welt läugnen? Wie dieſe Geſchichte für &q;wahr halten — und euch keine Naturen denken, die &q;den Engliſchen ähnlich, und über alles was Sterb- &q;lich heißt, und dem Sterblichen ähnlich iſt, weit er- &q;haben ſind — Dieſe einzige Geſchichte ſollte euch Schlüſ- &q;ſel zur Erkenntniß eines Gottes ſeyn, der alle Dinge &q;lebendig macht — und der Vater iſt unzähliger Geiſter.„ 159. Das vornehmſte Gebot. Und einer unter ihnen ein Schriftgelehrter, verſuchte Ihn und ſprach: Meiſter! Welches iſt das vornehmſte Gebot im Geſetze? Jeſus ſprach zu ihm: Du ſollſt lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, und von ganzem Gemüthe. Dieß iſt das vor- nehmſte und gröſſeſte Gebot. Das andere aber iſt dieſem gleich: Du ſollſt deinen Nächſten lieben als dich ſelbſt. An dieſen zweyen Geboten han- get das ganze Geſetz und die Propheten. Die Seele der Gebote iſt das wichtigſte Gebot. Liebe! Liebe! Freud’ an Gott und an allem, woran Gott Freude hat. Nun hat Gott an nichts mehr Freude, als am Menſchen. In dem will Er von allen lebenden und liebenden Weſen — In dem beſonders von den Men- ſchen

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 344[364]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/372>, abgerufen am 23.11.2024.