nicht -- auch der Sohn nicht -- sagt die Parallel-Marc. XIII. 322 stelle bey Markus -- sondern allein mein Vater.
Nichts ist gewisser, als daß wir sterben werden -- aber nichts ungewisser als der Tag und die Stunde unsers Todes. Nichts ist gewisser, als daß Jesus Chri- stus sichtbar, persönlich, wirklich, majestätisch wieder- kommen wird -- wie sie Ihn gesehen haben in den Him-Ap. Gesch. I. 11. mel fahren -- aber nichts ist ungewisser, als der Tag und die Stunde dieser Wiederkunft.
Sollte uns nicht der Geist der evangelischen Schrif- ten, der grosse, freye, allumfassende Geist -- sollte uns nicht wenigstens dieses Wort unsers Herrn vor ausrechnen- den Grübeleien bewahren? Ists nicht die offenbare Ab- sicht aller der Stellen, die von dieser grossen Vegeben- heit reden, den eigentlichen Zeitpunkt derselben in tiefes Dunkel zu stellen und die Christenheit zu einer unausge- setzten, wachsamen Erwartung zu ermuntern? Lieber, rechne nicht, sondern wache! Es ist Selbstverblen- dung, es ist stolze Anmaassung und nicht kindlicher Sinn, sondern Kinderey, Stunde und Minute derjenigen Bege- benheit bestimmen wollen, von welcher der, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntniß verbor- gen sind, bezeuget: Von demselbigen Tage und der Stunde weiß Niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn selbst nicht, son- dern allein der Vater.
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Ungewißheit des Tags ꝛc.
nicht — auch der Sohn nicht — ſagt die Parallel-Marc. XIII. 322 ſtelle bey Markus — ſondern allein mein Vater.
Nichts iſt gewiſſer, als daß wir ſterben werden — aber nichts ungewiſſer als der Tag und die Stunde unſers Todes. Nichts iſt gewiſſer, als daß Jeſus Chri- ſtus ſichtbar, perſönlich, wirklich, majeſtätiſch wieder- kommen wird — wie ſie Ihn geſehen haben in den Him-Ap. Geſch. I. 11. mel fahren — aber nichts iſt ungewiſſer, als der Tag und die Stunde dieſer Wiederkunft.
Sollte uns nicht der Geiſt der evangeliſchen Schrif- ten, der groſſe, freye, allumfaſſende Geiſt — ſollte uns nicht wenigſtens dieſes Wort unſers Herrn vor ausrechnen- den Grübeleien bewahren? Iſts nicht die offenbare Ab- ſicht aller der Stellen, die von dieſer groſſen Vegeben- heit reden, den eigentlichen Zeitpunkt derſelben in tiefes Dunkel zu ſtellen und die Chriſtenheit zu einer unausge- ſetzten, wachſamen Erwartung zu ermuntern? Lieber, rechne nicht, ſondern wache! Es iſt Selbſtverblen- dung, es iſt ſtolze Anmaaſſung und nicht kindlicher Sinn, ſondern Kinderey, Stunde und Minute derjenigen Bege- benheit beſtimmen wollen, von welcher der, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntniß verbor- gen ſind, bezeuget: Von demſelbigen Tage und der Stunde weiß Niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn ſelbſt nicht, ſon- dern allein der Vater.
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[417[437]/0445]
Ungewißheit des Tags ꝛc.
nicht — auch der Sohn nicht — ſagt die Parallel-
ſtelle bey Markus — ſondern allein mein Vater.
Marc.
XIII. 322
Nichts iſt gewiſſer, als daß wir ſterben werden
— aber nichts ungewiſſer als der Tag und die Stunde
unſers Todes. Nichts iſt gewiſſer, als daß Jeſus Chri-
ſtus ſichtbar, perſönlich, wirklich, majeſtätiſch wieder-
kommen wird — wie ſie Ihn geſehen haben in den Him-
mel fahren — aber nichts iſt ungewiſſer, als der Tag
und die Stunde dieſer Wiederkunft.
Ap. Geſch.
I. 11.
Sollte uns nicht der Geiſt der evangeliſchen Schrif-
ten, der groſſe, freye, allumfaſſende Geiſt — ſollte uns
nicht wenigſtens dieſes Wort unſers Herrn vor ausrechnen-
den Grübeleien bewahren? Iſts nicht die offenbare Ab-
ſicht aller der Stellen, die von dieſer groſſen Vegeben-
heit reden, den eigentlichen Zeitpunkt derſelben in tiefes
Dunkel zu ſtellen und die Chriſtenheit zu einer unausge-
ſetzten, wachſamen Erwartung zu ermuntern? Lieber,
rechne nicht, ſondern wache! Es iſt Selbſtverblen-
dung, es iſt ſtolze Anmaaſſung und nicht kindlicher Sinn,
ſondern Kinderey, Stunde und Minute derjenigen Bege-
benheit beſtimmen wollen, von welcher der, in welchem
alle Schätze der Weisheit und der Erkenntniß verbor-
gen ſind, bezeuget: Von demſelbigen Tage und
der Stunde weiß Niemand, auch die Engel im
Himmel nicht, auch der Sohn ſelbſt nicht, ſon-
dern allein der Vater.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 417[437]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/445>, abgerufen am 23.11.2024.
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