get werdet, diesem allem zu entfliehen was ge- schehen soll, und zu bestehen vor dem Sohne des Menschen.
Wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde, die bestimmt über vierzehn Tage gefeyert wird, so kann ich, ohne eine Thorheit zu begehen, mit meinen Zubereitun- gen auf dieselbe noch verziehen. Aber wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde mit der ausdrücklichen wieder- holten Nachricht: "Tag und Stunde derselben läßt sich "durchaus nicht bestimmen; Man kann nicht wissen, wann "der Bräutigam ankommt -- In dem Augenblicke, wann "Er kommt, wird die Hochzeit vor sich gehen, und "wer nicht bereitet ist, der wird unerbittlich zurückge- "wiesen!" Welche Thorheit dann, mit meinen Zube- reitungen einen Augenblick zu säumen.
Wenn ein Herr zu einer Abendmahlzeit geht und seinem Hausknechte sagt: "Präcis um zwölf werd ich "nach Hause kommen!" So mag sich allenfalls der Knecht bis um eilf Uhr schlafen legen, wenn er nur zu rechter Zeit zu erwachen weiß. Aber wenn ihm sein Herr sagt: "Ich kann nicht bestimmen, wann ich nach Hause "kommen werde -- ob um zehn? Oder um zwölf? "Oder erst gegen Morgen? Wache du, und sey auf "jede Stunde gefaßt!" Welcher Ungehorsam dann und welche unverzeihliche Thorheit, wenn der Knecht das Licht auslöscht und sich schlafen legt.
O Christen! Wir wissen nicht um welche Stunde unser Herr kommt. Nur das wissen wir. Er kommt -- zu einer Stunde, da wir es nicht meynen.
Sinn-
Matthäus XXIV.
get werdet, dieſem allem zu entfliehen was ge- ſchehen ſoll, und zu beſtehen vor dem Sohne des Menſchen.
Wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde, die beſtimmt über vierzehn Tage gefeyert wird, ſo kann ich, ohne eine Thorheit zu begehen, mit meinen Zubereitun- gen auf dieſelbe noch verziehen. Aber wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde mit der ausdrücklichen wieder- holten Nachricht: „Tag und Stunde derſelben läßt ſich „durchaus nicht beſtimmen; Man kann nicht wiſſen, wann „der Bräutigam ankommt — In dem Augenblicke, wann „Er kommt, wird die Hochzeit vor ſich gehen, und „wer nicht bereitet iſt, der wird unerbittlich zurückge- „wieſen!„ Welche Thorheit dann, mit meinen Zube- reitungen einen Augenblick zu ſäumen.
Wenn ein Herr zu einer Abendmahlzeit geht und ſeinem Hausknechte ſagt: „Präcis um zwölf werd ich „nach Hauſe kommen!„ So mag ſich allenfalls der Knecht bis um eilf Uhr ſchlafen legen, wenn er nur zu rechter Zeit zu erwachen weiß. Aber wenn ihm ſein Herr ſagt: „Ich kann nicht beſtimmen, wann ich nach Hauſe „kommen werde — ob um zehn? Oder um zwölf? „Oder erſt gegen Morgen? Wache du, und ſey auf „jede Stunde gefaßt!„ Welcher Ungehorſam dann und welche unverzeihliche Thorheit, wenn der Knecht das Licht auslöſcht und ſich ſchlafen legt.
O Chriſten! Wir wiſſen nicht um welche Stunde unſer Herr kommt. Nur das wiſſen wir. Er kommt — zu einer Stunde, da wir es nicht meynen.
Sinn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0450"n="422[442]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XXIV.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">get werdet, dieſem allem zu entfliehen was ge-<lb/>ſchehen ſoll, und zu beſtehen vor dem Sohne des<lb/>
Menſchen.</hi></p><lb/><p>Wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde, die<lb/>
beſtimmt über vierzehn Tage gefeyert wird, ſo kann ich,<lb/>
ohne eine Thorheit zu begehen, mit meinen Zubereitun-<lb/>
gen auf dieſelbe noch verziehen. Aber wenn ich zu einer<lb/>
Hochzeit eingeladen werde mit der ausdrücklichen wieder-<lb/>
holten Nachricht: „Tag und Stunde derſelben läßt ſich<lb/>„durchaus nicht beſtimmen; Man kann nicht wiſſen, wann<lb/>„der Bräutigam ankommt — In dem Augenblicke, wann<lb/>„Er kommt, wird die Hochzeit vor ſich gehen, und<lb/>„wer nicht bereitet iſt, der wird unerbittlich zurückge-<lb/>„wieſen!„ Welche Thorheit dann, mit meinen Zube-<lb/>
reitungen einen Augenblick zu ſäumen.</p><lb/><p>Wenn ein Herr zu einer Abendmahlzeit geht und<lb/>ſeinem Hausknechte ſagt: „Präcis um zwölf werd ich<lb/>„nach Hauſe kommen!„ So mag ſich allenfalls der<lb/>
Knecht bis um eilf Uhr ſchlafen legen, wenn er nur zu<lb/>
rechter Zeit zu erwachen weiß. Aber wenn ihm ſein Herr<lb/>ſagt: „Ich kann nicht beſtimmen, <hirendition="#fr">wann</hi> ich nach Hauſe<lb/>„kommen werde — ob um zehn? Oder um zwölf?<lb/>„Oder erſt gegen Morgen? Wache du, und ſey auf<lb/>„jede Stunde gefaßt!„ Welcher Ungehorſam dann<lb/>
und welche unverzeihliche Thorheit, wenn der Knecht<lb/>
das Licht auslöſcht und ſich ſchlafen legt.</p><lb/><p>O Chriſten! Wir wiſſen nicht um welche Stunde<lb/>
unſer Herr kommt. Nur <hirendition="#fr">das</hi> wiſſen wir. Er kommt<lb/>— zu einer Stunde, da wir es nicht meynen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Sinn-</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[422[442]/0450]
Matthäus XXIV.
get werdet, dieſem allem zu entfliehen was ge-
ſchehen ſoll, und zu beſtehen vor dem Sohne des
Menſchen.
Wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde, die
beſtimmt über vierzehn Tage gefeyert wird, ſo kann ich,
ohne eine Thorheit zu begehen, mit meinen Zubereitun-
gen auf dieſelbe noch verziehen. Aber wenn ich zu einer
Hochzeit eingeladen werde mit der ausdrücklichen wieder-
holten Nachricht: „Tag und Stunde derſelben läßt ſich
„durchaus nicht beſtimmen; Man kann nicht wiſſen, wann
„der Bräutigam ankommt — In dem Augenblicke, wann
„Er kommt, wird die Hochzeit vor ſich gehen, und
„wer nicht bereitet iſt, der wird unerbittlich zurückge-
„wieſen!„ Welche Thorheit dann, mit meinen Zube-
reitungen einen Augenblick zu ſäumen.
Wenn ein Herr zu einer Abendmahlzeit geht und
ſeinem Hausknechte ſagt: „Präcis um zwölf werd ich
„nach Hauſe kommen!„ So mag ſich allenfalls der
Knecht bis um eilf Uhr ſchlafen legen, wenn er nur zu
rechter Zeit zu erwachen weiß. Aber wenn ihm ſein Herr
ſagt: „Ich kann nicht beſtimmen, wann ich nach Hauſe
„kommen werde — ob um zehn? Oder um zwölf?
„Oder erſt gegen Morgen? Wache du, und ſey auf
„jede Stunde gefaßt!„ Welcher Ungehorſam dann
und welche unverzeihliche Thorheit, wenn der Knecht
das Licht auslöſcht und ſich ſchlafen legt.
O Chriſten! Wir wiſſen nicht um welche Stunde
unſer Herr kommt. Nur das wiſſen wir. Er kommt
— zu einer Stunde, da wir es nicht meynen.
Sinn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 422[442]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/450>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.