Als es aber Morgen worden, hielten alleMatth. XXVII. 1. 2 Hohenpriester und Aeltesten des Volks einen Rath über Jesum, daß sie Ihn tödteten. Und bun- den Ihn, führeten Ihn hin, und überantworte- ten Ihn dem Landpfleger Pontio Pilato.
Also geschiehet, was unmöglich schien -- die Ue- berlieferung des Meßias, -- dessen, der Israel erlö- sen sollte, an den römischen Stuhl. Der Blutrath- schlag wird vollführt. Der frühe Ostermorgen entschei- det wider Jesum. Der Herr des Weingartens wird zum Weingarten hinausgestossen; Die gesammte Prie- sterschaft feyert das Fest der Befreyung mit Bindung des Befreyers. Der Todtenauferwecker wird förmlich zum Tode verurtheilt -- und zwar zum schrecklichsten Sklaventode -- Pilatus soll den angeblichen König ans Kreuz heften; Ihn auf eine so schändliche, infame Weise tödten, wie es ihnen nicht erlaubt war. Die bit- tersten Feinde des römischen Ansehens nehmen die Mie- ne der Eifersucht für die Ehre des römischen Thrones an. Sie geben ihrer Mordsucht die Farbe des Patrio- tismus. Sie selber, wollen sie dem Pilatus beym er- sten Anblicke zu verstehen geben, seyen nicht im Stan- de, einen so schrecklichen Verbrecher, einen solchen ge- fährlichen Mann nach Verdiensten zu strafen. Sie ge-
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Ueberlieferung Jeſus an Pilatus.
MatthäusXXVII.
225. Ueberlieferung Jeſus an Pilatus.
Als es aber Morgen worden, hielten alleMatth. XXVII. 1. 2 Hohenprieſter und Aelteſten des Volks einen Rath über Jeſum, daß ſie Ihn tödteten. Und bun- den Ihn, führeten Ihn hin, und überantworte- ten Ihn dem Landpfleger Pontio Pilato.
Alſo geſchiehet, was unmöglich ſchien — die Ue- berlieferung des Meßias, — deſſen, der Iſrael erlö- ſen ſollte, an den römiſchen Stuhl. Der Blutrath- ſchlag wird vollführt. Der frühe Oſtermorgen entſchei- det wider Jeſum. Der Herr des Weingartens wird zum Weingarten hinausgeſtoſſen; Die geſammte Prie- ſterſchaft feyert das Feſt der Befreyung mit Bindung des Befreyers. Der Todtenauferwecker wird förmlich zum Tode verurtheilt — und zwar zum ſchrecklichſten Sklaventode — Pilatus ſoll den angeblichen König ans Kreuz heften; Ihn auf eine ſo ſchändliche, infame Weiſe tödten, wie es ihnen nicht erlaubt war. Die bit- terſten Feinde des römiſchen Anſehens nehmen die Mie- ne der Eiferſucht für die Ehre des römiſchen Thrones an. Sie geben ihrer Mordſucht die Farbe des Patrio- tismus. Sie ſelber, wollen ſie dem Pilatus beym er- ſten Anblicke zu verſtehen geben, ſeyen nicht im Stan- de, einen ſo ſchrecklichen Verbrecher, einen ſolchen ge- fährlichen Mann nach Verdienſten zu ſtrafen. Sie ge-
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[497[517]/0525]
Ueberlieferung Jeſus an Pilatus.
Matthäus XXVII.
225.
Ueberlieferung Jeſus an Pilatus.
Als es aber Morgen worden, hielten alle
Hohenprieſter und Aelteſten des Volks einen Rath
über Jeſum, daß ſie Ihn tödteten. Und bun-
den Ihn, führeten Ihn hin, und überantworte-
ten Ihn dem Landpfleger Pontio Pilato.
Matth.
XXVII. 1. 2
Alſo geſchiehet, was unmöglich ſchien — die Ue-
berlieferung des Meßias, — deſſen, der Iſrael erlö-
ſen ſollte, an den römiſchen Stuhl. Der Blutrath-
ſchlag wird vollführt. Der frühe Oſtermorgen entſchei-
det wider Jeſum. Der Herr des Weingartens wird
zum Weingarten hinausgeſtoſſen; Die geſammte Prie-
ſterſchaft feyert das Feſt der Befreyung mit Bindung
des Befreyers. Der Todtenauferwecker wird förmlich
zum Tode verurtheilt — und zwar zum ſchrecklichſten
Sklaventode — Pilatus ſoll den angeblichen König
ans Kreuz heften; Ihn auf eine ſo ſchändliche, infame
Weiſe tödten, wie es ihnen nicht erlaubt war. Die bit-
terſten Feinde des römiſchen Anſehens nehmen die Mie-
ne der Eiferſucht für die Ehre des römiſchen Thrones
an. Sie geben ihrer Mordſucht die Farbe des Patrio-
tismus. Sie ſelber, wollen ſie dem Pilatus beym er-
ſten Anblicke zu verſtehen geben, ſeyen nicht im Stan-
de, einen ſo ſchrecklichen Verbrecher, einen ſolchen ge-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 497[517]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/525>, abgerufen am 26.11.2024.
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